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Autobahnbrücken in Deutschland
Jede zehnte Brücke ist ein Sanierungsfall

Die meisten der rund 40.000 Brücken der Autobahnen und Bundesstraßen in Deutschland sind 40 Jahre oder älter. Durch regelmäßige Prüfungen ist der Zustand der meisten gut bekannt. Das heißt aber nicht, dass der Zustand gut ist - das gilt nur für zwölf Prozent. Deshalb läuft ein milliardenschweres Sanierungsprogramm.

Theo Geers | 15.08.2018
    39.600 Brücken an Autobahnen und Bundesfernstraßen gibt es in Deutschland, ein Großteil von ihnen ist 40 Jahre und älter. Dennoch halten Experten eine Katastrophe wie in Genua für höchst unwahrscheinlich. Das liege zum einen am Zustand der Brücken, zum zweiten an den regelmäßigen Kontrollen, erklärt in der ARD Martin Mertens, Brückenbau-Ingenieur an der Universität Bochum. Man müsse keine Angst haben, über deutsche Autobahnbrücken zu fahren. Die seien sehr stark unter Kontrolle, es gebe Prüfingenieure, die sich darum kümmerten, 2.000 in ganz Deutschland. Alle sechs Jahre werde handnah geprüft, alle drei Jahre gebe es eine einfache Prüfung, dazwischen laufende Besichtigungen. Alle Brücken seien also unter starker Kontrolle.
    Bilanz fällt weniger gut aus
    Wegen dieser engmaschigen Kontrollen kennt man auch den Zustand dieser Brücken sehr gut, wobei die Bilanz weniger gut ausfällt. Nach einer Übersicht der Bundesanstalt für Straßenwesen ist der Zustand der Brückenflächen nur bei zwölf Prozent "sehr gut" oder "gut", das ist ein Achtel aller Brücken. 75 Prozent dagegen sind in einem durchschnittlichen Zustand, das Urteil lautet hier "befriedigend" oder "ausreichend". Bei elf Prozent der Brücken ist der Zustand dagegen "nicht ausreichend", knapp zwei Prozent sind mit ungenügend klassifiziert.
    In diesen Fällen muss reagiert werden – mit Sperrungen oder anderen Maßnahmen, die die Brücken vor allem vom Schwerlastverkehr entlasten, erklärt Manfred Curbach vom Institut für Massivbau an der TU Dresden am Morgen im DLF.
    Es sei so, dass in jedem Fall Sicherheit vorgehe. Manchmal sehe man Schilder, dass Lkw nur im Abstand von 50 oder 80 m fahren sollen, das seien Sicherungsmaßnahmen, damit nichts passiert.
    Brücken im Osten besser als im Westen
    Ein Drittel der Brücken an Bundesfernstraßen gilt als sanierungsbedürftig, wobei das Problem vor allem in Westdeutschland besteht, erläutert Martin Mertens in der ARD. Das liege an den Neubaumaßnahmen nach der deutschen Einheit, die Brücken im Osten seien besser als im Westen. Bei den Kommunen sehe es ein bisschen schlechter aus als bei den Bundesfernstraßen, was daran liege, dass sie finanziell schlechter aufgestellt seien und in der Regel auch zu wenig Personal hätten.
    Allerdings wird in Deutschland auch gegengesteuert. Wegen des alarmierenden Zustands vieler Brücken legte vor drei Jahren der damalige Verkehrsminister Alexander Dobrindt eigens ein Brückenertüchtigungsprogramm auf. Grund war allerdings auch, dass die Brückensanierung zuvor vernachlässigt worden war, was sich an den Ausgaben im Verkehrsetat ablesen lässt: 2012 und 2013 flossen beispielsweise nur 220 Millionen Euro pro Jahr, 2015 und 16 waren es dann 360 und 450 Millionen Euro, im letzten Jahr waren es 620 Millionen. Das Programm läuft zunächst bis 2020 – bis dahin will allein der Bund weitere 2,3 Milliarden Euro nur für die Brückensanierung ausgeben.