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Autorin Nino Haratischwili
"Es schimmert eine kolonialistische Haltung durch"

Die georgische Schriftstellerin Nino Haratischwili stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises - und doch fühlt sich die Wahl-Hamburgerin nicht vollends integriert: Autoren mit Migrationshintergrund würden bestimmte Themen vorgegeben, klagte sie im Dlf. Es drohe eine unterschwellige Zensur.

Nino Haratischwili im Corsogespräch mit Adalbert Siniawski |
    Frankfurt ist ab Mittwoch wieder Zentrum der Literaturwelt, wenn die 70. Internationale Buchmesse ihre Pforten öffnet. Und im Zentrum der Aufmerksamkeit steht dieses Jahr das Gastland Georgien. Ein Land zwischen EU-Demokratie und Russland-Nostalgie, mit einer dynamischen Kreativszene, trotz seiner konfliktreichen Geschichte.
    Geschichte spannend erzählt
    Diese Umbrüche hat die 1983 in Tiflis geborene und seit Jahren in Hamburg lebende Theaterautorin und Schriftstellerin Nino Haratischwili in ihren Büchern beschrieben: "Das achte Leben (Für Brilka)" fasst auf 1300 Seiten die Geschichte der Sowjetunion und das Schicksal einer georgischen Familie zusammen. Nun, in "Die Katze und der General" geht es auf knapp 800 Seiten um Schuld und Sühne eines Kriegsverbrechens im Tschetschenienkrieg von 1994.
    Wir haben noch länger mit Nino Haratischwili gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
    Sie erinnere sich lebhaft an die Umwälzungen und Konflikte in der Kaukasusregion. "Die Konsequenzen spürt man bis heute noch", sagte Nino Haratischwili im Deutschlandfunk. "Das ist ein Kern, an dem ich mich immer weiter abarbeite - oder abarbeiten muss." Diese Aufarbeitung durch die junge Künstlerszene in Georgien brauche die Gesellschaft, um voranzukommen und sich einigen zu können, wie die Zukunft aussehen soll.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.