Investoren brauchen Informationen. Und die bekommen sie häufig von Umfrageinstituten. In Russland gibt es nur ein unabhängiges Umfrageinstitut, das Levada-Zentrum. Und auch das wird neuerdings massiv in seiner Arbeit behindert. Denis Volkov, Analyst:
"Stellen Sie sich vor, der Interviewer sagt: Bevor wir anfangen, lassen sie mich erst mal sagen, dass wir ausländische Agenten sind. Unter solchen Umständen ist unsere Arbeit unmöglich."
Für Schlagzeilen sorgte in den letzten Wochen der russische Top-Ökonom Sergej Gurijev. Er hatte in einem Gutachten den inhaftierten Oligarchen Michail Chodorkowskij entlastet, und er hatte den Kremlkritiker Aleksej Nawalnyj unterstützt. Ende Mai meldete er sich aus Paris, er werde bedroht und nicht nach Russland zurückkommen. Michael Harms von der deutschen Auslandshandelskammer zeigt sich beunruhigt.
"Herr Gurijev war ja unter anderem Aufsichtsratsmitglied bei Eon, also war auch international und auch von deutschen Unternehmen sehr anerkannt. Ich glaube, das ist schon nicht so ein gutes Signal, wenn ein solch renommierter Wissenschaftler, auch ein Repräsentant im Rahmen wissenschaftlicher Sphäre der liberalen Ökonomen in Russland, das Land verlassen muss, weil er offensichtlich von den russischen Sicherheitsbehörden bedroht wurde."
Auch Denis Volkov vom Levada Zentrum sieht darin ein Problem:
"Viele Geschäftsleute sind im Gefängnis. Es gibt Hunderte von Prozessen. Und es ist fraglich, ob es sich um richtige Prozesse handelt oder ob sie konstruiert sind, um deren Geschäfte zu bekommen."
Wer glaubt, das betreffe nur die inländischen Unternehmen, der irrt. Harms:
"Die deutschen Unternehmen, vor allem die, die hier vor Ort produzieren, fühlen sich als russische Unternehmen, sie zahlen hier Steuern, sie schaffen hier Arbeitsplätze, sie führen ihre Tätigkeit nach russischen Gesetzen und sind genauso betroffen von innenpolitischen Entwicklungen in Russland."
Das politische System Russlands ist in vielen Bereichen unterentwickelt, besonders wenn es darum geht, Kompromisse zu finden. Immer häufiger wird auf sowjetische Rezepte zurückgegriffen.
"So ein politisches System kann nur existieren, wenn es keine Konflikte in den Gesellschaftsgruppen gibt. Wenn die auftauchen, dann gibt es keine Wege, diese Konflikte zwischen unterschiedlichen Interessengruppen zu lösen. Denn es gibt keinen Raum für Diskussionen im Parlament, keine unabhängig arbeitenden Gerichte."
Im Vorfeld des Wirtschaftsforums in St. Petersburg sind auch die Rahmendaten wichtig. Die halbwegs stabile Situation vieler Russen ist sehr fragil. Für die Stabilität steht Vladimir Putin. Er hat dafür gesorgt, dass das Bruttoinlandsprodukt steigt. Darauf beruht ein großer Teil seiner Akzeptanz in der Bevölkerung. Volkov vom Levanda-Zentrum:
"Die Stabilität ist vorbei. Und das heißt zwar noch nicht, dass wir über eine Verschlechterung des Lebensstandards sprechen. Aber was neu und anders ist, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung sagen, dass sie nicht wissen, was als Nächstes ist. Sie sind sich über die Zukunft nicht sicher. Und nicht sicher, dass die Regierung all die wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Griff hat. Vor 2007 und 2008 war sie sich sicher. Und haben Putins Stabilität und die sichere Zukunft gewählt. Jetzt aber gibt es dieses Grundvertrauen nicht mehr, dass alles ok wird. Sie vertrauen der Regierung nicht, das Problem zu lösen."
"Stellen Sie sich vor, der Interviewer sagt: Bevor wir anfangen, lassen sie mich erst mal sagen, dass wir ausländische Agenten sind. Unter solchen Umständen ist unsere Arbeit unmöglich."
Für Schlagzeilen sorgte in den letzten Wochen der russische Top-Ökonom Sergej Gurijev. Er hatte in einem Gutachten den inhaftierten Oligarchen Michail Chodorkowskij entlastet, und er hatte den Kremlkritiker Aleksej Nawalnyj unterstützt. Ende Mai meldete er sich aus Paris, er werde bedroht und nicht nach Russland zurückkommen. Michael Harms von der deutschen Auslandshandelskammer zeigt sich beunruhigt.
"Herr Gurijev war ja unter anderem Aufsichtsratsmitglied bei Eon, also war auch international und auch von deutschen Unternehmen sehr anerkannt. Ich glaube, das ist schon nicht so ein gutes Signal, wenn ein solch renommierter Wissenschaftler, auch ein Repräsentant im Rahmen wissenschaftlicher Sphäre der liberalen Ökonomen in Russland, das Land verlassen muss, weil er offensichtlich von den russischen Sicherheitsbehörden bedroht wurde."
Auch Denis Volkov vom Levada Zentrum sieht darin ein Problem:
"Viele Geschäftsleute sind im Gefängnis. Es gibt Hunderte von Prozessen. Und es ist fraglich, ob es sich um richtige Prozesse handelt oder ob sie konstruiert sind, um deren Geschäfte zu bekommen."
Wer glaubt, das betreffe nur die inländischen Unternehmen, der irrt. Harms:
"Die deutschen Unternehmen, vor allem die, die hier vor Ort produzieren, fühlen sich als russische Unternehmen, sie zahlen hier Steuern, sie schaffen hier Arbeitsplätze, sie führen ihre Tätigkeit nach russischen Gesetzen und sind genauso betroffen von innenpolitischen Entwicklungen in Russland."
Das politische System Russlands ist in vielen Bereichen unterentwickelt, besonders wenn es darum geht, Kompromisse zu finden. Immer häufiger wird auf sowjetische Rezepte zurückgegriffen.
"So ein politisches System kann nur existieren, wenn es keine Konflikte in den Gesellschaftsgruppen gibt. Wenn die auftauchen, dann gibt es keine Wege, diese Konflikte zwischen unterschiedlichen Interessengruppen zu lösen. Denn es gibt keinen Raum für Diskussionen im Parlament, keine unabhängig arbeitenden Gerichte."
Im Vorfeld des Wirtschaftsforums in St. Petersburg sind auch die Rahmendaten wichtig. Die halbwegs stabile Situation vieler Russen ist sehr fragil. Für die Stabilität steht Vladimir Putin. Er hat dafür gesorgt, dass das Bruttoinlandsprodukt steigt. Darauf beruht ein großer Teil seiner Akzeptanz in der Bevölkerung. Volkov vom Levanda-Zentrum:
"Die Stabilität ist vorbei. Und das heißt zwar noch nicht, dass wir über eine Verschlechterung des Lebensstandards sprechen. Aber was neu und anders ist, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung sagen, dass sie nicht wissen, was als Nächstes ist. Sie sind sich über die Zukunft nicht sicher. Und nicht sicher, dass die Regierung all die wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Griff hat. Vor 2007 und 2008 war sie sich sicher. Und haben Putins Stabilität und die sichere Zukunft gewählt. Jetzt aber gibt es dieses Grundvertrauen nicht mehr, dass alles ok wird. Sie vertrauen der Regierung nicht, das Problem zu lösen."