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Autos auf der Detroit Motor Show
Größer, schwerer - umweltschädlicher?

In den USA verkaufen sich PS-starke Geländewagen noch immer besonders gut. So werden auch auf der Automesse in Detroit vor allem schwere Modelle vorgestellt. Das Thema E-Mobilität spielt sich hier eher am Rande ab.

Von Silke Hahne | 15.01.2018
    Der Chevrolet Silverado wird auf der Automesse in Detroit vorgestellt
    Der Chevrolet Silverado wird auf der Automesse in Detroit vorgestellt: Pick-ups, SUVs und Geländewagen haben so manchem Autobauer den schwächelnden Absatzmarkt im Dezember gerettet. (AFP/ Jewel Samad)
    Die erste Premiere der North American International Automobil Show ist ein Pick-Up. Silverado heißt das Modell, es kommt aus dem Hause Chevrolet - ein monsterhaftes Riesenauto. Die Premiere ist symbolisch für die gesamte Automesse in Detroit. Pickups, Sport Utility Verhicles, bekannter als SUVs - und Geländewagen. Hier zeigen die Autobauer, womit sie - noch - Geld verdienen. Auch wenn das angesichts der rasanten Veränderungen in der Branche archaisch anmutet. Solche Modelle haben so manchem Autobauer den schwächelnden Absatzmarkt im Dezember gerettet.
    Zweiter Frühling für die Großen
    Zum Beispiel Daimler. Mittlerweile ist jedes Dritte verkaufte Auto der Stuttgarter ein SUV oder Geländewagen. Konsequent ist denn auch der Mercedes-Eröffnungsabend vor der Messe einem solchen Modell gewidmet. Der Konzern stellt die Neuauflage der G-Klasse vor - ein eckiger Geländewagen, seit rund 40 Jahren auf dem Markt. Er erlebt nun unverhofft seinen zweiten Frühling.
    Fast schon beschaulich geht es hingegen bei Volkswagen zu - Premiere hat hier ausnahmsweise kein SUV oder Geländewagen, sondern die Limousine Jetta. Damit will Volkswagen seinen momentan bescheidenen US-Marktanteil von rund zwei Prozent in die Höhe treiben. Es fällt häufige das Wort "cool". Ein Design vermeintlich ansprechend für junge hippe Leute, das allerdings ändert wenig am schwierigen US-Marktumfeld. VW-Markenchef Berbert Diess:
    "Der Markt ist rückläufig gewesen im letzten Jahr, wir hoffen, dass die Steuerreform jetzt einen Impuls gibt, so dass wir vielleicht 2018 wieder weiteres Wachstum sehen."
    Benzinverbrauch spielt kaum eine Rolle
    Ein weiteres Thema, das die Autobauer umtreibt: die Zukunft des nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta. Wobei die Firmenvertreter betont gelassen mit einem möglichen Scheitern der Neuverhandlungen umgehen und stattdessen hervorheben, weiter in den USA zu produzieren und zu investieren. Zu investieren etwa in elektrische Antriebe - das erwähnen deutsche wie amerikanische Autobauer pflichtbewusst.
    Was die in Detroit ausgestellten Autos an Sprit schlucken, spielt hingegen kaum eine Rolle. Chevrolet betont lediglich, der neue Silverado sei leichter geworden - und damit umweltfreundlicher. Das sollen auch die Dieselmotoren der Reihe sein – auf dem US-Markt absolut ungewöhnlich. Mit Blick auf die Konkurrenz von Volkswagen sagte Mark Reuss, Produkt-Chef bei der Chevrolet-Mutter General Motors:
    "Unsere Diesel halten alle Vorgaben der US- und anderer Umweltbehörden weltweit ein. Wir haben mit der Dieselkrise nichts zu tun. Unsere Kunden schätzen den Diesel für seine Durchzugskraft und Leistung, genau wie die Sparsamkeit und den CO2-Ausstoß. Darin liegt ein großer Nutzen, aber man muss es halt richtig machen."
    Wohl auch ein Seitenhieb auf die Konkurrenz von Ford, dem zweitgrößten US-Autobauer. Der war kurz vor der Automesse verklagt worden. Der Vorwurf: illegale Abschalteinrichtungen bei Diesel-Autos. Ford weist die Vorwürfe zurück. Auf seinem Konzernabend bringt auch das Unternehmen mit Ursprung Detroit die Dinosaurier auf die Bühne. E-Autopläne tauchen nur in animierten Videos auf. Ford kündigt aber an, bis 2022 rund 11 Milliarden Dollar in Batterie- und Hybrid-Fahrzeuge zu investieren.