Christiane Kaess: Laut Bahnangaben fahren pro Tag rund 33.000 Züge durch Deutschland. Der größte Teil sind Personenzüge. Fünf Millionen Menschen sind täglich mit der Bahn unterwegs, die meisten von ihnen im Nahverkehr, der Rest in IC- und ICE-Zügen. Dazu kommen die internationalen Verbindungen. Und auch wenn nicht alle von ihnen von einem Streik der Lokführer betroffen wären, angesichts dieser Zahlen würde eine Arbeitsniederlegung, wie sie die Lokführergewerkschaft GDL plant, den Zugverkehr ganz erheblich stören.
Am Telefon ist Bahnpersonalvorstand Margret Suckale. Guten Morgen!
Margret Suckale: Guten Morgen Frau Kaess!
Kaess: Frau Suckale, Sie haben die Verhandlungen mit der GDL geführt. Warum sind die Verhandlungen letztendlich gescheitert?
Suckale: Die Verhandlungen sind immer wieder daran gescheitert, dass die GDL nicht an den Verhandlungstisch zurückgekommen ist. Sie hat hier Maximalforderungen aufgestellt. Sie hat eigentlich eine Bedingung aufgestellt, nämlich den eigenen Fahrpersonaltarifvertrag, also den eigenen Tarifvertrag, den sie als Bedingung formuliert hat, um überhaupt an den Verhandlungstisch zu kommen. Und so kann man natürlich keine Tarifverhandlungen führen!
Kaess: Warum wehrt man sich von Seiten der Bahn so vehement gegen einen eigenen Tarifvertrag, wo das doch in anderen Branchen, zum Beispiel in der Luftfahrt, auch ganz gut funktioniert?
Suckale: Die GDL will ja das gesamte Fahrpersonal vertreten. Das sind bei uns die Lokführer, die Zugbegleiter und die Mitarbeiter im Bordservice. Von all diesen Mitarbeitergruppen vertritt sie eben immer nur einen Teil. Das heißt mit anderen Worten: Wenn wir hier einen eigenen Tarifvertrag hätten, hätten wir Lokführer, die von der GDL vertreten werden, und Lokführer, die von den anderen Gewerkschaften vertreten wären, und nicht organisierte Lokführer. Das heißt wir hätten eine Spaltung in der Belegschaft. Wir würden also Lokführer unterschiedlich bezahlen und unterschiedlich zeitlich einsetzen, je nachdem welcher Tarifvertrag auf sie Anwendung finden würde, und das ist nicht möglich.
Kaess: Aber ist es für Sie kein Argument, dass ein Lokführer, der ja Verantwortung für mehrere Hundert Passagiere trägt und besser ausgebildet ist, auch wesentlich mehr verdienen sollte als andere Bahnmitarbeiter?
Suckale: Bei der Bahn spielen ja viele Berufe eine große Rolle in der Kette der Leistung. Um ein Gut von A nach B zu bringen, um eine Person von A nach B zu bringen, bedarf es einer Vielzahl von typischen Bahnberufen, die alle wie Räder ineinander greifen. Jeder dieser Mitarbeiter ist gut ausgebildet bei der Bahn, hat eine dreijährige Ausbildung wie der Lokführer auch, mindestens einen guten Hauptschulabschluss, und wir können hier nicht einzelne Mitarbeitergruppen herausgehoben behandeln, denn das wäre auch nicht gerecht. Alle diese Mitarbeiter tragen große Verantwortung, können Fehler machen und müssen dafür auch gleich behandelt werden.
Kaess: Frau Suckale, hätten sich die Lokführer durchgesetzt, wären andere Bahnmitarbeiter eventuell nachgezogen. Die Transnet und die DGBA haben in ihrem Tarifvertrag mit der Bahn eine Revisionsklausel durchgesetzt die besagt, wenn die Lokführer einen besseren Abschluss erzielen, dann wäre der Vertrag hinfällig. Sind das Ihre eigentlichen Bedenken?
Suckale: Das sind natürlich auch unsere Bedenken. Das ist der Betriebsfrieden, der hier massiv in Gefahr ist, denn gesprochen wird im Moment über die Lokführer, aber stellen Sie sich bitte all die anderen Mitarbeiter vor, die 130.000, die unter diese neuen Tarifverträge fallen, die jetzt natürlich Fragen an uns stellen. Warum wird unsere Arbeit eigentlich in der Öffentlichkeit nicht anerkannt? Warum redet keiner über den Fahrdienstleiter, den Wagenmeister, all diese Mitarbeiter, die bei uns in den Werkstätten arbeiten und die Züge in Stand halten, die Mitarbeiter, die die Fahrwege in Stand halten? Jede dieser Mitarbeitergruppen könnte die Bahn lahm legen und jede dieser Mitarbeitergruppen könnte eine eigene Gewerkschaft gründen. Was dies für die Bahn, aber natürlich auch für den Standort Deutschland bedeutet, kann man sich leicht überlegen.
Kaess: Sie sprechen die Risse in der Belegschaft an. Welche Rolle spielt denn in dem Konflikt, dass die GDL gegen eine Privatisierung der Bahn ist, so wie sie jetzt geplant ist?
Suckale: Wir können da nur Vermutungen anstellen. Das passt natürlich im Moment alles zusammen. Aber unsere ganz große Sorge geht jetzt wirklich in die Richtung, dass offensichtlich schon in den Betrieben ein sehr rauer Ton herrscht zwischen den verschiedenen Gewerkschaftsangehörigen, und das ist natürlich völlig unvertretbar. Wir können hier nur gemeinschaftlich eine gute Arbeit erbringen und wenn hier die Mitarbeiter so aufgeheizt werden von ihren Funktionären - und das ist ein Vorwurf, den sich die Funktionäre hier auch gefallen lassen müssen. Sie haben ihre Mitglieder hier in diesen sinnlosen Streik getrieben und sie haben ihren Mitarbeitern auch wirklich immer wieder gesagt nein, wehrt euch, setzt euch hier im Betrieb auch gegen die Kollegen durch, und das ist wirklich unverantwortlich.
Kaess: Meine Frage zielte aber mehr in die Richtung was hätte denn ein Durchsetzen der Lokführer für die Privatisierung der Bahn bedeutet, wo die Bahn ja finanziell gut aufgestellt sein will?
Suckale: Die Lokführer werden sich mit ihrem eigenen Fahrpersonaltarifvertrag nicht durchsetzen aus den genannten Gründen und darum mache ich mir an der Stelle keine Sorgen um die Privatisierung. Es kann nicht sein, dass hier für eine Gruppe, die weniger als 50 Prozent des Fahrpersonals vertritt, ein eigener Tarifvertrag geschlossen wird. Insofern unterscheidet sich unsere Situation eben von anderen vorhandenen Situationen in Deutschland.
Kaess: Sie waren ja lange optimistisch bei den Verhandlungen. Haben Sie denn damit gerechnet, dass es zum Streik kommen würde?
Suckale: Was ich noch nie in meinem Leben erlebt habe - und ich bin lange beruflich tätig - ist dieses sich völlige Verweigern in Gesprächen, dass man überhaupt nicht mehr an den Verhandlungstisch kommt, dass wenn ein neues Angebot vorgelegt wird, wie wir das am Freitag getan haben, dieses Angebot keines Blickes mehr gewürdigt wird und schon kurze Zeit später - und das war ein wirklich umfangreiches Angebot - wird hier gleich gesagt nein, wir wollen eigentlich gar nicht verhandeln. Das ist natürlich ganz, ganz schwierig, denn nur am Verhandlungstisch können wir hier eine Lösung finden im Interesse auch unserer Kunden, denn das sind die Opfer, das sind die Leidtragenden dieses völlig unsinnigen und unverhältnismäßigen Streiks.
Kaess: Aber die Verweigerung der GDL rührt ja daher, dass ihrer Forderung nach einem eigenen Tarifvertrag nicht nachgekommen worden ist?
Suckale: Aber wenn Verhandlungen zukünftig so geführt werden, dass man sagt, also unter 10 Prozent kommen wir gar nicht erst an den Tisch - und das ist ja vergleichbar; ich komme mit meiner Maximalforderung und sage, wenn ihr nicht vorher schriftlich sagt, dass ihr diese Forderung anerkennt, dann kommen wir gar nicht an den Tisch -, dann kann man keine Verhandlungen führen.
Kaess: Frau Suckale, wie soll es jetzt weitergehen?
Suckale: Der Appell ist klar. Der Verhandlungstisch ist immer wieder offen. Aber wir haben mittlerweile das Gefühl und werden hier eigentlich auch durch die Öffentlichkeit bestätigt, hier soll ein Streik vom Zaun gebrochen werden. Hier werden organisationspolitische Interessen verfolgt, Machtinteressen. Es geht hier ganz klar um Machtinteressen der GDL-Funktionäre, die nicht davor zurückscheuen, dafür Millionen von Kunden und natürlich all den anderen Mitarbeitern bei der Bahn großen Schaden zuzufügen.
Kaess: Wird die Bahn ein neues Angebot nachlegen, so wie der GDL-Vorsitzende Schell das gefordert hat bis heute Abend?
Suckale: Die Bahn wird ein Ultimatum - und hier bitte ich auch einfach mal den Sprachgebrauch zu beachten, wie man hier miteinander redet - natürlich nicht erfüllen. Wir haben zwei Angebote gemacht, das letzte Angebot am Freitag. Da gehen wir in vielen Punkten praktisch auf die Forderungen der GDL ein. Das weiß die GDL auch, aber sie entzieht sich leider dem Gespräch und das ist unverantwortlich, denn noch einmal: Die Kunden müssen leiden. Sie werden hier in Geiselhaft genommen.
Kaess: Wird die Bahn die Gewerkschaft auf Schadensersatz verklagen?
Suckale: Auch das wird geschehen, natürlich, denn es ist hier kein Spiel mehr, was betrieben wird. Insofern werden wir ganz genau prüfen, welchen Schadensersatz wir hier geltend machen, und das gilt natürlich auch für jeden weiteren Streik. Gestern hat ja wieder das Arbeitsgericht Chemnitz uns bestätigt in unserer Auffassung und wenn hier gestreikt wird, werden wir auch die GDL auf Schadensersatz in Anspruch nehmen.
Kaess: Bahnchef Mehdorn sagt, die Dienstpläne würden ohne streikbereite Lokführer gefüllt und parallel dazu werde ein Sonderausbildungsprogramm gestartet, das möglichst rasch zusätzliches Fahrpersonal bringen wird. Was wird das tatsächlich bringen?
Suckale: Wir sind jetzt eingestellt durch entsprechende Fahrpläne, die wir reduzieren mussten. Das ist klar. Aber wir werden einen ganz großen Teil unserer Leistungen auch nach wie vor erbringen können, wenn es nicht Störungen gibt durch bestimmte Mitarbeiter, aber hier werden wir auch sehr hart durchgreifen, denn wir können es nicht zulassen, dass die Sicherheit auch nur annähernd in Frage gestellt wird. Natürlich müssen wir uns auch Gedanken machen, wie es weitergeht mit der Lokführerausbildung. Auch hier haben wir vor, haben wir übrigens auch der GDL angeboten, hier in weitere Ausbildung zu gehen, um im Grunde auch die Situation der Lokführer zu entlasten. Aber auch hier haben wir leider überhaupt keine Resonanz bekommen von der GDL.
Kaess: Bahnpersonalvorstand Margret Suckale war das zu den beginnenden Streiks der Lokführer. Vielen Dank!
Suckale: Vielen Dank!
Am Telefon ist Bahnpersonalvorstand Margret Suckale. Guten Morgen!
Margret Suckale: Guten Morgen Frau Kaess!
Kaess: Frau Suckale, Sie haben die Verhandlungen mit der GDL geführt. Warum sind die Verhandlungen letztendlich gescheitert?
Suckale: Die Verhandlungen sind immer wieder daran gescheitert, dass die GDL nicht an den Verhandlungstisch zurückgekommen ist. Sie hat hier Maximalforderungen aufgestellt. Sie hat eigentlich eine Bedingung aufgestellt, nämlich den eigenen Fahrpersonaltarifvertrag, also den eigenen Tarifvertrag, den sie als Bedingung formuliert hat, um überhaupt an den Verhandlungstisch zu kommen. Und so kann man natürlich keine Tarifverhandlungen führen!
Kaess: Warum wehrt man sich von Seiten der Bahn so vehement gegen einen eigenen Tarifvertrag, wo das doch in anderen Branchen, zum Beispiel in der Luftfahrt, auch ganz gut funktioniert?
Suckale: Die GDL will ja das gesamte Fahrpersonal vertreten. Das sind bei uns die Lokführer, die Zugbegleiter und die Mitarbeiter im Bordservice. Von all diesen Mitarbeitergruppen vertritt sie eben immer nur einen Teil. Das heißt mit anderen Worten: Wenn wir hier einen eigenen Tarifvertrag hätten, hätten wir Lokführer, die von der GDL vertreten werden, und Lokführer, die von den anderen Gewerkschaften vertreten wären, und nicht organisierte Lokführer. Das heißt wir hätten eine Spaltung in der Belegschaft. Wir würden also Lokführer unterschiedlich bezahlen und unterschiedlich zeitlich einsetzen, je nachdem welcher Tarifvertrag auf sie Anwendung finden würde, und das ist nicht möglich.
Kaess: Aber ist es für Sie kein Argument, dass ein Lokführer, der ja Verantwortung für mehrere Hundert Passagiere trägt und besser ausgebildet ist, auch wesentlich mehr verdienen sollte als andere Bahnmitarbeiter?
Suckale: Bei der Bahn spielen ja viele Berufe eine große Rolle in der Kette der Leistung. Um ein Gut von A nach B zu bringen, um eine Person von A nach B zu bringen, bedarf es einer Vielzahl von typischen Bahnberufen, die alle wie Räder ineinander greifen. Jeder dieser Mitarbeiter ist gut ausgebildet bei der Bahn, hat eine dreijährige Ausbildung wie der Lokführer auch, mindestens einen guten Hauptschulabschluss, und wir können hier nicht einzelne Mitarbeitergruppen herausgehoben behandeln, denn das wäre auch nicht gerecht. Alle diese Mitarbeiter tragen große Verantwortung, können Fehler machen und müssen dafür auch gleich behandelt werden.
Kaess: Frau Suckale, hätten sich die Lokführer durchgesetzt, wären andere Bahnmitarbeiter eventuell nachgezogen. Die Transnet und die DGBA haben in ihrem Tarifvertrag mit der Bahn eine Revisionsklausel durchgesetzt die besagt, wenn die Lokführer einen besseren Abschluss erzielen, dann wäre der Vertrag hinfällig. Sind das Ihre eigentlichen Bedenken?
Suckale: Das sind natürlich auch unsere Bedenken. Das ist der Betriebsfrieden, der hier massiv in Gefahr ist, denn gesprochen wird im Moment über die Lokführer, aber stellen Sie sich bitte all die anderen Mitarbeiter vor, die 130.000, die unter diese neuen Tarifverträge fallen, die jetzt natürlich Fragen an uns stellen. Warum wird unsere Arbeit eigentlich in der Öffentlichkeit nicht anerkannt? Warum redet keiner über den Fahrdienstleiter, den Wagenmeister, all diese Mitarbeiter, die bei uns in den Werkstätten arbeiten und die Züge in Stand halten, die Mitarbeiter, die die Fahrwege in Stand halten? Jede dieser Mitarbeitergruppen könnte die Bahn lahm legen und jede dieser Mitarbeitergruppen könnte eine eigene Gewerkschaft gründen. Was dies für die Bahn, aber natürlich auch für den Standort Deutschland bedeutet, kann man sich leicht überlegen.
Kaess: Sie sprechen die Risse in der Belegschaft an. Welche Rolle spielt denn in dem Konflikt, dass die GDL gegen eine Privatisierung der Bahn ist, so wie sie jetzt geplant ist?
Suckale: Wir können da nur Vermutungen anstellen. Das passt natürlich im Moment alles zusammen. Aber unsere ganz große Sorge geht jetzt wirklich in die Richtung, dass offensichtlich schon in den Betrieben ein sehr rauer Ton herrscht zwischen den verschiedenen Gewerkschaftsangehörigen, und das ist natürlich völlig unvertretbar. Wir können hier nur gemeinschaftlich eine gute Arbeit erbringen und wenn hier die Mitarbeiter so aufgeheizt werden von ihren Funktionären - und das ist ein Vorwurf, den sich die Funktionäre hier auch gefallen lassen müssen. Sie haben ihre Mitglieder hier in diesen sinnlosen Streik getrieben und sie haben ihren Mitarbeitern auch wirklich immer wieder gesagt nein, wehrt euch, setzt euch hier im Betrieb auch gegen die Kollegen durch, und das ist wirklich unverantwortlich.
Kaess: Meine Frage zielte aber mehr in die Richtung was hätte denn ein Durchsetzen der Lokführer für die Privatisierung der Bahn bedeutet, wo die Bahn ja finanziell gut aufgestellt sein will?
Suckale: Die Lokführer werden sich mit ihrem eigenen Fahrpersonaltarifvertrag nicht durchsetzen aus den genannten Gründen und darum mache ich mir an der Stelle keine Sorgen um die Privatisierung. Es kann nicht sein, dass hier für eine Gruppe, die weniger als 50 Prozent des Fahrpersonals vertritt, ein eigener Tarifvertrag geschlossen wird. Insofern unterscheidet sich unsere Situation eben von anderen vorhandenen Situationen in Deutschland.
Kaess: Sie waren ja lange optimistisch bei den Verhandlungen. Haben Sie denn damit gerechnet, dass es zum Streik kommen würde?
Suckale: Was ich noch nie in meinem Leben erlebt habe - und ich bin lange beruflich tätig - ist dieses sich völlige Verweigern in Gesprächen, dass man überhaupt nicht mehr an den Verhandlungstisch kommt, dass wenn ein neues Angebot vorgelegt wird, wie wir das am Freitag getan haben, dieses Angebot keines Blickes mehr gewürdigt wird und schon kurze Zeit später - und das war ein wirklich umfangreiches Angebot - wird hier gleich gesagt nein, wir wollen eigentlich gar nicht verhandeln. Das ist natürlich ganz, ganz schwierig, denn nur am Verhandlungstisch können wir hier eine Lösung finden im Interesse auch unserer Kunden, denn das sind die Opfer, das sind die Leidtragenden dieses völlig unsinnigen und unverhältnismäßigen Streiks.
Kaess: Aber die Verweigerung der GDL rührt ja daher, dass ihrer Forderung nach einem eigenen Tarifvertrag nicht nachgekommen worden ist?
Suckale: Aber wenn Verhandlungen zukünftig so geführt werden, dass man sagt, also unter 10 Prozent kommen wir gar nicht erst an den Tisch - und das ist ja vergleichbar; ich komme mit meiner Maximalforderung und sage, wenn ihr nicht vorher schriftlich sagt, dass ihr diese Forderung anerkennt, dann kommen wir gar nicht an den Tisch -, dann kann man keine Verhandlungen führen.
Kaess: Frau Suckale, wie soll es jetzt weitergehen?
Suckale: Der Appell ist klar. Der Verhandlungstisch ist immer wieder offen. Aber wir haben mittlerweile das Gefühl und werden hier eigentlich auch durch die Öffentlichkeit bestätigt, hier soll ein Streik vom Zaun gebrochen werden. Hier werden organisationspolitische Interessen verfolgt, Machtinteressen. Es geht hier ganz klar um Machtinteressen der GDL-Funktionäre, die nicht davor zurückscheuen, dafür Millionen von Kunden und natürlich all den anderen Mitarbeitern bei der Bahn großen Schaden zuzufügen.
Kaess: Wird die Bahn ein neues Angebot nachlegen, so wie der GDL-Vorsitzende Schell das gefordert hat bis heute Abend?
Suckale: Die Bahn wird ein Ultimatum - und hier bitte ich auch einfach mal den Sprachgebrauch zu beachten, wie man hier miteinander redet - natürlich nicht erfüllen. Wir haben zwei Angebote gemacht, das letzte Angebot am Freitag. Da gehen wir in vielen Punkten praktisch auf die Forderungen der GDL ein. Das weiß die GDL auch, aber sie entzieht sich leider dem Gespräch und das ist unverantwortlich, denn noch einmal: Die Kunden müssen leiden. Sie werden hier in Geiselhaft genommen.
Kaess: Wird die Bahn die Gewerkschaft auf Schadensersatz verklagen?
Suckale: Auch das wird geschehen, natürlich, denn es ist hier kein Spiel mehr, was betrieben wird. Insofern werden wir ganz genau prüfen, welchen Schadensersatz wir hier geltend machen, und das gilt natürlich auch für jeden weiteren Streik. Gestern hat ja wieder das Arbeitsgericht Chemnitz uns bestätigt in unserer Auffassung und wenn hier gestreikt wird, werden wir auch die GDL auf Schadensersatz in Anspruch nehmen.
Kaess: Bahnchef Mehdorn sagt, die Dienstpläne würden ohne streikbereite Lokführer gefüllt und parallel dazu werde ein Sonderausbildungsprogramm gestartet, das möglichst rasch zusätzliches Fahrpersonal bringen wird. Was wird das tatsächlich bringen?
Suckale: Wir sind jetzt eingestellt durch entsprechende Fahrpläne, die wir reduzieren mussten. Das ist klar. Aber wir werden einen ganz großen Teil unserer Leistungen auch nach wie vor erbringen können, wenn es nicht Störungen gibt durch bestimmte Mitarbeiter, aber hier werden wir auch sehr hart durchgreifen, denn wir können es nicht zulassen, dass die Sicherheit auch nur annähernd in Frage gestellt wird. Natürlich müssen wir uns auch Gedanken machen, wie es weitergeht mit der Lokführerausbildung. Auch hier haben wir vor, haben wir übrigens auch der GDL angeboten, hier in weitere Ausbildung zu gehen, um im Grunde auch die Situation der Lokführer zu entlasten. Aber auch hier haben wir leider überhaupt keine Resonanz bekommen von der GDL.
Kaess: Bahnpersonalvorstand Margret Suckale war das zu den beginnenden Streiks der Lokführer. Vielen Dank!
Suckale: Vielen Dank!