Die Anlage sieht unscheinbar aus: Ein paar metallfarbene Rohre, ein grau gestrichener Tank, rote Treppen. Beton, geharkte Sandflächen, rund herum ein Stacheldrahtzaun: Die Pumpstation des deutsch-russischen Joint Ventures Wolgodeminoil im Gebiet Wolgograd mitten in der südrussischen Steppe. Seit drei Monaten ist sie in Betrieb. Chefingenieur Boris Kostin ist zufrieden.
"Die Ausstattung ist eine der besten. Nicht die allerneueste, nicht die teuerste. Aber sie entspricht unseren finanziellen Möglichkeiten, und sie erfüllt alle Umweltvorschriften. Das alles haben wir dem deutschen Startkapital zu verdanken und unseren russischen Spezialisten."
Die Firma Wolgodeminoil gehört zu gleichen Teilen der russischen Ritek, einer hundertprozentigen Tochter des Energiegiganten Lukoil, und der deutschen Wintershall, bekanntlich einer hundertprozentigen BASF-Tochter. Es stecken also riesige Konzerne dahinter. Vor diesem Hintergrund versucht Wolgodeminoil, sich mit rund 100 Mitarbeitern als ein kleiner aber feiner Edelbetrieb zu profilieren. In den letzten Jahren haben die Ingenieure aufwendige Erkundungen betrieben, auf einer Fläche, so groß wie Schleswig Holstein, und sie waren ausgesprochen erfolgreich. Bei jeder zweiten Bohrung stießen sie auf Öl. Das ist allerdings nicht immer einfach zu fördern. Marco Lafeber, stellvertretender Generaldirektor und der einzige Entsandte von Wintershall:
"Bei ungefähr 2000 Meter Tiefe liegt ein riesengroßer Pfannkuchen, nenn ich es immer gern. Das ist eine Schicht von Sandstein, wo sich Öl, Gas und darunter Wasser abgesetzt haben in dieser Schicht. Die Mächtigkeit von der Öltrage ist nicht mehr als sieben Meter. Wir bohren da mit darauf spezialisierten Servicefirmen horizontal, eine Länge von 300 Meter."
Horizontal zu bohren, ist technisch aufwendig und teuer. Dennoch werfe das Unternehmen derzeit eine Rendite von etwa 30 Prozent ab, sagt Lafeber. Der größte Teil der Gewinne wird reinvestiert. Beide Partner sind sich einig: Das Unternehmen soll gewinnbringend weiter wachsen.
Nikolaj Schewtschenko ist der Generaldirektor von Wolgodeminoil. Er arbeitet seit mehr als vierzig Jahren in der Branche. Ohne die Investitionen aus Deutschland wäre die Ölindustrie in der Region Wolgograd nach dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion zugrunde gegangen, meint Schewtschenko.
"Die Gründung von Wolgodeminoil fiel in eine Zeit, als in Russland große politische und ökonomische Umbrüche stattfanden. Das war 1991, 1992. In der Region wird seit 60 Jahren Öl gefördert, aber damals waren die Fördermengen rückläufig, sie sanken von 7 auf 3 Mio Tonnen. Große Entdeckungen waren nicht zu erwarten. Es gab aber Bewertungen, die darauf schließen ließen, dass die Region noch Potenzial hat. Wir konnten es aber nicht erschließen, weil wir technologisch rückständig waren. Die Gründung von Wolgodeminoil war nötig, um der Ölindustrie in unserer Region neues Leben einzuhauchen."
"Die Ausstattung ist eine der besten. Nicht die allerneueste, nicht die teuerste. Aber sie entspricht unseren finanziellen Möglichkeiten, und sie erfüllt alle Umweltvorschriften. Das alles haben wir dem deutschen Startkapital zu verdanken und unseren russischen Spezialisten."
Die Firma Wolgodeminoil gehört zu gleichen Teilen der russischen Ritek, einer hundertprozentigen Tochter des Energiegiganten Lukoil, und der deutschen Wintershall, bekanntlich einer hundertprozentigen BASF-Tochter. Es stecken also riesige Konzerne dahinter. Vor diesem Hintergrund versucht Wolgodeminoil, sich mit rund 100 Mitarbeitern als ein kleiner aber feiner Edelbetrieb zu profilieren. In den letzten Jahren haben die Ingenieure aufwendige Erkundungen betrieben, auf einer Fläche, so groß wie Schleswig Holstein, und sie waren ausgesprochen erfolgreich. Bei jeder zweiten Bohrung stießen sie auf Öl. Das ist allerdings nicht immer einfach zu fördern. Marco Lafeber, stellvertretender Generaldirektor und der einzige Entsandte von Wintershall:
"Bei ungefähr 2000 Meter Tiefe liegt ein riesengroßer Pfannkuchen, nenn ich es immer gern. Das ist eine Schicht von Sandstein, wo sich Öl, Gas und darunter Wasser abgesetzt haben in dieser Schicht. Die Mächtigkeit von der Öltrage ist nicht mehr als sieben Meter. Wir bohren da mit darauf spezialisierten Servicefirmen horizontal, eine Länge von 300 Meter."
Horizontal zu bohren, ist technisch aufwendig und teuer. Dennoch werfe das Unternehmen derzeit eine Rendite von etwa 30 Prozent ab, sagt Lafeber. Der größte Teil der Gewinne wird reinvestiert. Beide Partner sind sich einig: Das Unternehmen soll gewinnbringend weiter wachsen.
Nikolaj Schewtschenko ist der Generaldirektor von Wolgodeminoil. Er arbeitet seit mehr als vierzig Jahren in der Branche. Ohne die Investitionen aus Deutschland wäre die Ölindustrie in der Region Wolgograd nach dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion zugrunde gegangen, meint Schewtschenko.
"Die Gründung von Wolgodeminoil fiel in eine Zeit, als in Russland große politische und ökonomische Umbrüche stattfanden. Das war 1991, 1992. In der Region wird seit 60 Jahren Öl gefördert, aber damals waren die Fördermengen rückläufig, sie sanken von 7 auf 3 Mio Tonnen. Große Entdeckungen waren nicht zu erwarten. Es gab aber Bewertungen, die darauf schließen ließen, dass die Region noch Potenzial hat. Wir konnten es aber nicht erschließen, weil wir technologisch rückständig waren. Die Gründung von Wolgodeminoil war nötig, um der Ölindustrie in unserer Region neues Leben einzuhauchen."
Russen und Deutsche ergänzen sich gegenseitig
Seitdem sind mehr als zwanzig Jahre vergangen. Viele Joint Ventures sind in den vergangenen Jahren auseinandergebrochen, auch deutsch-russische. Die Ausgangslage hat sich verändert, in Russland ist jetzt mehr Kapital vorhanden, man ist nicht mehr so sehr aufeinander angewiesen. Wintershall und Ritek wollen trotzdem an dem Gemeinschaftsunternehmen festhalten.
Das gegenseitige Vertrauen zeichne sich aus, meint der stellvertretende Generaldirektor Marco Lafeber. Und:
"Die Russen sind flexibler und kreativer als die Deutschen meistens sind, dafür sind die Deutschen viel genauer, viel gründlicher und viel mehr auf Qualität orientiert. Wenn man das beides zusammenbringt, kriegt man Projekte so wie dieses."
Direktor Schewtschenko spricht von Fairness und Freundschaft:
"Es kommt durchaus vor, dass Ausländer sich mit dem Gewinn davon machen. Das ist bei uns überhaupt nicht der Fall. Wir stehen für hohe technische und technologische Disziplin, für Verantwortung. Wir können nicht nur die Sahne abschöpfen, den ersten Gewinn, und die Folgen ignorieren. Wir müssen viele Jahre vorausdenken. Da geht es auch um moralische Standards. Und ich bin froh, dass unser deutscher Partner diese Standards unterstützt."
Für Schewtschenko ist es auch eine persönliche Genugtuung, dass die deutsch-russische Zusammenarbeit so gut funktioniert. Er wurde in der Region Wolgograd geboren. Damals hieß die Stadt noch Stalingrad.
"Mein Onkel ist im Krieg gestorben, ein anderer Onkel wurde verwundet. Aber weder in der Familie noch in Erzählungen gab es nackten Hass gegen die Deutschen. Deutschland ist uns in vielem ein Beispiel dafür, wie man leben und arbeiten sollte. Wir wollen nicht wie die Deutschen sein. Denn wir sind Russen. Und ein bisschen anders. Trotzdem sind wir uns ziemlich nah. Es klingt banal, aber ich bin dankbar dafür, dass ich seit zwanzig Jahren in einem deutsch-russischen Gemeinschaftsunternehmen arbeiten kann."
Das gegenseitige Vertrauen zeichne sich aus, meint der stellvertretende Generaldirektor Marco Lafeber. Und:
"Die Russen sind flexibler und kreativer als die Deutschen meistens sind, dafür sind die Deutschen viel genauer, viel gründlicher und viel mehr auf Qualität orientiert. Wenn man das beides zusammenbringt, kriegt man Projekte so wie dieses."
Direktor Schewtschenko spricht von Fairness und Freundschaft:
"Es kommt durchaus vor, dass Ausländer sich mit dem Gewinn davon machen. Das ist bei uns überhaupt nicht der Fall. Wir stehen für hohe technische und technologische Disziplin, für Verantwortung. Wir können nicht nur die Sahne abschöpfen, den ersten Gewinn, und die Folgen ignorieren. Wir müssen viele Jahre vorausdenken. Da geht es auch um moralische Standards. Und ich bin froh, dass unser deutscher Partner diese Standards unterstützt."
Für Schewtschenko ist es auch eine persönliche Genugtuung, dass die deutsch-russische Zusammenarbeit so gut funktioniert. Er wurde in der Region Wolgograd geboren. Damals hieß die Stadt noch Stalingrad.
"Mein Onkel ist im Krieg gestorben, ein anderer Onkel wurde verwundet. Aber weder in der Familie noch in Erzählungen gab es nackten Hass gegen die Deutschen. Deutschland ist uns in vielem ein Beispiel dafür, wie man leben und arbeiten sollte. Wir wollen nicht wie die Deutschen sein. Denn wir sind Russen. Und ein bisschen anders. Trotzdem sind wir uns ziemlich nah. Es klingt banal, aber ich bin dankbar dafür, dass ich seit zwanzig Jahren in einem deutsch-russischen Gemeinschaftsunternehmen arbeiten kann."