Mittwoch, 24. April 2024

Basketball-Euroleague
Warum sich Kaunas auf das Final-Four-Turnier freut

Zum ersten Mal findet das Final-Four-Turnier der Basketball-Euroleague im litauischen Kaunas statt. Dementsprechend groß ist die Vorfreude in der Basketball-begeisterten Nation, in der der Sport für viele eine ganz andere Bedeutung hat.

Von Felix Wessel | 07.05.2023
Fans von Žalgiris Kaunas im Euroleague-Spiel beim FC Bayern München. Das Final Four hat ihr Team allerdings verpasst.
Fans von Žalgiris Kaunas im Euroleague-Spiel beim FC Bayern München. Das Final Four hat ihr Team allerdings verpasst. (IMAGO / Eibner / IMAGO / Eibner-Pressefoto / Marcel Engelbrecht)
Die Hoffnung der Fans von Žalgiris Kaunas war so groß, dass ihr Basketball-Klub es irgendwie doch in die Runde der letzten Vier – und damit zum lange ersehnten Euroleague-Turnier in ihrer Heimatstadt schaffen könnte. „Wir warten schon darauf, haben ein Ticket dafür und hoffen, dass Žalgiris beim Final Four dabei ist", sagt ein Fan. „Ich denke, wir gewinnen heute. Das hoffen wir jedes Mal. Wir wollen das – und wir denken, es wird auch klappen", so ein anderer Anhänger.

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Doch alles Hoffen hat am Ende nichts gebracht: Nach der dritten Niederlage im dritten Playoff-Spiel gegen den FC Barcelona ist klar: Es sind die Spanier, die ins Final Four in Kaunas einziehen. Das Turnier muss ohne Žalgiris stattfinden.
Enttäuschung: ja. Aber immer wieder rufen die Fans nach dem Spiel „Ačiū!“ – auf Deutsch „Danke!“. Und ein Zuschauer bringt es versöhnlich so auf den Punkt: „Barcelona ist das zweite Team in der Euroleague für uns – denn Šarūnas ist ein unglaublicher Coach aus Litauen.“

Basketball als zweite Religion in Litauen

Gemeint ist Šarūnas Jasikevičius. Der Trainer des spanischen Klubs FC Barcelona, der sich gegen Kaunas durchgesetzt hat: ebenfalls ein Litauer. Das kleine Land im Baltikum hat schon viele erfolgreiche Trainer und Spieler hervorgebracht. Von Basketball als zweiter Religion in Litauen ist immer wieder die Rede.

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Dass die Menschen hier die Sportart so mögen, hängt auch mit der langen Tradition zusammen, erklärt Gintaras Krapikas, Co-Trainer bei Žalgiris Kaunas. „Wir sind zum ersten Mal 1937 Europameister geworden – mit Hilfe der Litauer, die aber schon ausgewandert nach Amerika waren, zurückkamen und uns das Spiel beigebracht haben. Und sofort so erfolgreich - und dann gleich 39 zum zweiten Mal. Und danach immer mehr und immer mehr populär.“ 

Basketball ein "kleiner Funke" auf Weg zur Unabhängkeit

Und später in der Zeit, als Litauen unfreiwillig Teil der Sowjetunion war, hatte der Sport für viele eine ganz besondere Bedeutung, sagt Basketball-Kommentator Rytis Kazlauskas, der auch für Žalgiris Kaunas tätig ist: "Als Žalgiris von 1985 bis -87 drei sowjetische Meisterschaften in Folge gewann, da wurde der Name Litauens laut gerufen. Und selbst die Apparatschiks aus Russland, die das Spiel live verfolgten, konnten nicht verstehen, warum zur Hölle rufen sie jetzt stolz den Namen ihres Landes? Basketball war also ein Mittel: in dem Sinne, dass wir laut wurden, dass unsere Träume laut wurden - zum Beispiel, dass sich sogar eine Art nationale Bewegung bildete. Ich behaupte nicht, dass Basketball das bewirkt hat. Aber Basketball war ein Teil des Ganzen. Basketball war also ein kleiner Funke. Und durch andere kleine Funken in anderen Bereichen wurde das Feuer für unsere Unabhängigkeit entfacht."
Und dann gewann das mittlerweile unabhängige Litauen 1992 Bronze bei den Olympischen Spielen. Von den Erfolgen in den Achtzigern bis zur litauischen Medaille in Barcelona mit dabei: Gintaras Krapikas, der heutige Co-Trainer in Kaunas. Immer wieder zog es ihn nach Stationen im Ausland zurück in die Stadt, die nun bald für ein paar Tage im Rampenlicht des europäischen Basketballs steht: „Ich meine, das ist sehr wichtig und dass unsere Zuschauer das auch verdient haben, dass einmal auch das Final Four bei uns in der Arena stattfindet, wo die Menschen Basketball sehr lieben und ich würde sagen, auch verstehen. Deswegen ist das auch ein bisschen eine Zurückzahlung – auch wenn wir nicht dabei sind, aber die litauischen Zuschauer auch die Möglichkeit haben, das Final Four zu verfolgen.“

Final Four nach Kaunas zu holen war "Hauptziel"

Dass das Turnier hier ausgetragen wird, ist allerdings bei Weitem keine Selbstverständlichkeit, sagt Mantas Vedrickas, Chef der Event-Organisation in der Žalgirio-Arena: "Es ist wahrscheinlich das eine Event, das wir nach Kaunas, nach Litauen, bringen wollten, seit dieser Veranstaltungsort gebaut wurde. Und die Arena wurde 2011 gebaut. Ich denke, unsere Hauptaufgabe und unser Hauptziel war es, das Final Four nach Kaunas zu holen. Und dass wir es endlich bekommen haben, ist für eine Stadt mit 300.000 Einwohnern und ein Land mit nicht einmal drei Millionen Einwohnern eines der größten Sportereignisse, die wir hier bekommen können, und wir sind sehr glücklich darüber."
Die Tickets waren schon nach Stunden ausverkauft. Tausende Basketball-Fans kommen für das Turnier in die Stadt – viele von ihnen aus dem Ausland. Und auch wenn von den heimischen Fans in Kaunas nicht alle selbst in der Arena dabei sein können: Die Begeisterung ist groß: „Klar, freue ich mich darauf. Leider habe ich kein Ticket bekommen. Bin aber total gespannt, mir das im Fernsehen anzuschauen", sagt ein Fan. „Das ist so ein großes Ding für Kaunas und Litauen. Ein richtig großes Ding, weißt du – Das ist wirklich gut", so ein anderer.