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Bayer-Monsanto-Deal
"Eine bislang ungekannte Konzentration im Agrarbereich"

Die Opposition im Bundestag sieht die Übernahme des umstrittenen US-Saatgut-Herstellers Monsanto durch den Bayer-Konzern skeptisch. In einer "Aktuellen Stunde" äußerte sie die Befürchtung, wonach ein Mega-Konzern entstehen könnte, der seine Marktmacht zu Ungunsten von Landwirten ausnutze. Die Kartellbehörden müssen der geplanten Fusion noch zustimmen.

Von Nadine Lindner | 21.09.2016
    Die Logos von Bayer und Monsanto nebeneinander
    Die Logos von Bayer und Monsanto nebeneinander (picture alliance / Patrik Stollarz, John Thys)
    Es sind einige offene Fragen, die die Opposition bei der angestrebten Fusion von Bayer und Monsanto bewegen. Britta Haßelmann, parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, vor der Debatte:
    "Wir halten es für zwingend notwendig, dass wir uns heute im Bundestag damit auch beschäftigen, welche Haltung nimmt hier dazu die Bundesregierung ein? Wie bewerten wir das kartellrechtlich? Was bedeutet das letzlich für die Entwicklung des Agrarbereichs, für den Lebensmittelsektor und für Verbraucherinnen?"
    "Wenn Du mein Saatgut kaufst, musst Du auch das Pestizid dazu kaufen"
    Die Grünen hatten die Fusion der beiden Chemie-Riesen in einer Aktuellen Stunde auf die Tagesordnung des Bundestags gesetzt. Katharina Dröge, wettbewerbsrechtliche Sprecherin der Grünen-Fraktion ist angesichts der Übernahme-Pläne besorgt. Sie befürchtet, dass durch das Zusammengehen ein Mega-Konzern entstehen könnte, der seine Marktmacht zu Ungunsten von Landwirten ausnutzt. Betroffen seien nicht nur Bauern in Deutschland, sondern auch kleine Farmer in Entwicklungsländern.
    "Denn Bayer und Monsanto wollen gemeinsam Koppel-Produkte verkaufen. Bayer und Monsanto setzen darauf, eine Kombi-Lösung aus Saatgut und Pestizid anzubieten. Den Bauern zu sagen, wenn du mein Saatgut kaufst, musst du auch das Pestizid dazu kaufen. Wir haben Saatgut, das genau auf das Pestizid optimiert wird. Und damit wird die Marktmacht nicht in beiden Märkten separat beeinflusst, sondern die Marktmacht wird auf beiden Märkten steigen und massiven Einfluss haben."
    Auch das hohe finanzielle Risiko für Bayer sei für sie nicht nachvollziehbar. Zudem befürchtet sie, dass verstärkt gentechnisch veränderte Pflanzen verkauft würden, so die grüne Wettbewerbspolitikerin Katharina Dröge weiter.
    Grundlegende Bedenken hat auch Eva Bulling-Schröter von den Linken:
    "Ich empfinde dies als massive Bedrohung. Wir haben damit im Agrarbereich eine bislang ungekannte Konzentration und damit eine ungeheure Kontrolle über die Ernährung, die Gesundheit und das Leben von Milliarden Menschen."
    Union bewertet Deal positiv
    Matthias Heider von der CDU/CSU-Fraktion nannte diese Bedenken vorschnell. Niemand kenne derzeit die genauen Bedingungen der Übernahme. Überschneidungen gebe es lediglich zwischen wenigen Konzernteilen, insgesamt sei der Deal positiv zu bewerten:
    "Dass die Übernahme von Monsanto durch Bayer Bayer zum weltweit größten Konzern für Agrochemie machen wird, ist eher ein Vorteil als ein Nachteil."
    Von Seiten der Union hieß es zudem, dass mit der Kritik ein deutscher Global Player diskreditiert werden solle.
    Als Regierungsmitglied hatte sich Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) bereits gestern geäußert. In der "Mittelbayerischen Zeitung" begrüßte er die Übernahme. Schmidt habe dabei die feste Erwartung, dass Bayer seine Nachhaltigkeitsstrategie auch auf die neuen Unternehmensteile übertragen werde. Die Fusion biete großes Potenzial für digitale Techniken in der Landwirtschaft und innovative Arbeitsplätze in Deutschland.
    Bayer-Chef Werner Baumann wehrt sich indes gegen Kritik an der Milliardenübernahme. Der Deal werde anders als von Skeptikern behauptet sogar positive Auswirkungen für die Ernährung der Weltbevölkerung haben, sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". In Richtung der Vertreter einer Öko-Landwirtschaft sagte er, dass eine falsch verstandene Agrarwende den globalen Nahrungsmangel weiter verschärfen werde.