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Bayern hat größte Chancen auf weiße Weihnachten

In Kopenhagen müht sich der Klimagipfel - Frau Holle müht sich um Schnee in Deutschland. Auch wenn die derzeitigen Temperaturen weiße Weihnachten zu versprechen scheinen - sogar Schneeprofi Günter Riedl ist da skeptisch.

    Friedbert Meurer: Seit Anfang der Woche haben wir Winter in Deutschland. Laut Kalender beginnt der natürlich erst am nächsten Montag, dem 21. Dezember, aber es ist ziemlich kalt geworden in Deutschland. Vielerorts herrscht Dauerfrost. Wer jetzt auf weiße Weihnachten hofft, der könnte leider enttäuscht werden. Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach glaubt eher nicht daran, dass in weiten Teilen Deutschlands am 24. Dezember (nächste Woche) Schnee liegen wird, aber wohl in Bayern. – In Schliersee im bayerischen Oberland begrüße ich Günter Riedl von der Bergwacht. Guten Morgen, Herr Riedl.

    Günter Riedl: Guten Morgen!

    Meurer: Wie kalt ist es bei Ihnen im Moment?

    Riedl: Im Tal etwa sechs Grad Minus, am Berg oben noch etwas kälter.

    Meurer: Wie viel am Berg? Die Berge sind so knapp 2000 Meter bei Ihnen hoch.

    Riedl: Die sind so 1690 Meter etwa hoch bei uns und ich schätze, dass etwa minus zehn Grad dort am Berg sind.

    Meurer: Haben Sie Schnee im Moment?

    Riedl: Wir haben im Tal ein wenig Schnee, es sieht weihnachtlich aus, und am Berg haben wir circa 40 Zentimeter.

    Meurer: Zu wenig Schnee im Tal?

    Riedl: Zu wenig Schnee im Tal, ist aber auch durchaus normal für die Zeit.

    Meurer: Ab wann erwarten Sie, dass mehr Schnee kommt?

    Riedl: Fragen Sie den Wetterdienst in Offenbach.

    Meurer: Von Ihren Erfahrungen her!

    Riedl: Ist nicht absehbar. Normalerweise sind die schneereichsten Monate der Januar und Februar.

    Meurer: Was machen Sie im Moment bei der Bergwacht?

    Riedl: Vorbereiten auf die Wintersaison. Morgen geht es wieder los. Morgen früh startet der Skibetrieb am Spitzingsee auf zwei Bahnen. Stümpfling- und Sutten-Pisten sind schon bestens präpariert und wir bereiten uns vor, dass es wieder richtig losgeht.

    Meurer: Die Bergwacht wird gerufen, wenn es Notfälle gibt. Was passiert da so alles bei Ihnen oben am Spitzingsee?

    Riedl: Im Winter hauptsächlich Skiunfälle und Snowboardunfälle, natürlich auch gelegentlich einmal Herzinfarkte, aber im Wesentlichen sind es Ski- und Snowboardunfälle. Zum Vergleich vom letzten Jahr: Wir hatten letztes Jahr 306 Berg- und Skiunfälle.

    Meurer: Was sollten Skifahrer, Snowboarder oder Wanderer in diesen Tagen jetzt nicht machen, um sich in Gefahr zu bringen?

    Riedl: Was sie nicht machen sollten, kann man eigentlich so nicht sagen. Vielleicht besonnen die Abfahrt genießen und nicht so sehr die Pisten hinunterrasen. Die Pisten sind noch relativ hart durch die Beschneiung und der "Kunstschnee" ist doch etwas anders zu fahren wie ein richtiger Schnee.

    Meurer: Ist ein Problem, dass zu viel Alkohol getrunken wird?

    Riedl: Eigentlich weniger. Das Meiste passiert vielleicht durch unachtsame Fahrweise.

    Meurer: Schliersee, der Ort, in dem Sie leben, liegt an dem gleichnamigen See. Ist der See zugefroren im Moment?

    Riedl: Der See ist noch nicht zugefroren. Der ist noch zu warm, friert meistens erst so im Januar zu.

    Meurer: Wenn es so weit kommt, oder oben der Spitzingsee wird wahrscheinlich zugefroren sein, und jemand im See einbricht, ist das eigentlich auch eine Aufgabe für die Bergwacht?

    Riedl: Eigentlich ist dafür die Wasserwacht zuständig. Natürlich, wenn es ein direkter Notfall wäre, dann könnte auch die Feuerwehr kommen. Aber die Bergwacht ist primär für die Wasserrettung im See nicht zuständig.

    Meurer: Da, Herr Riedl, alle über den Klimawandel im Moment reden – wir haben ja im Kopenhagen die Weltklimakonferenz, vielleicht gibt es morgen oder übermorgen sogar schon ein Ergebnis -, stellen Sie eigentlich bei Ihnen fest von Ihren Erfahrungen her, dass es weniger kalt ist als früher, dass es weniger Schnee gibt als früher?

    Riedl: So pauschal kann man es nicht sagen. Es ist vielleicht eher so, dass es manchmal sehr viel Schnee gibt und sehr kalt ist, und es gibt andere Winter, da gibt es wenig Schnee und es ist nicht so kalt. Das ist eher festzustellen. Wenn Niederschläge kommen, meist in großer Menge. Der Spitzingsee ist ein relativ sicheres Skigebiet.

    Meurer: Gibt es auch eine Entwicklung, dass es neuerdings eher im März schneit als im Dezember?

    Riedl: Ganz leichte Verschiebungen vielleicht nach hinten, wobei es immer so war, dass noch große Schneemengen Ende März durchaus kommen können.

    Meurer: Nächste Woche Heiligabend. Ich versuche, es Ihnen doch noch mal zu entlocken. Wer nach Schliersee kommt, weiße Weihnachten in Schliersee nächste Woche? Was tippen Sie?

    Riedl: Ich hoffe, wobei man nie vor diesem Weihnachtstauwetter gewappnet ist. Aber ich denke, dass es am Berg oben weiterhin weiß bleibt und der Skibetrieb weitergeht.

    Meurer: Günter Riedl von der Bergwacht in Schliersee, bei uns heute Morgen im Deutschlandfunk. Danke, Herr Riedl, alles Gute, auf Wiederhören.

    Riedl: Ebenfalls alles Gute, schöne Weihnachten.