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Bebilderte Gereon-Rath-Krimis
Wie eine Berliner Illustrierte aus den 30ern und 40ern

Volker Kutschers Gereon-Rath-Krimis erfreuen sich großer Beliebtheit. Für Kat Menschiks Reihe illustrierter Bücher hat er nun drei neue Geschichten aus dem Rath-Kosmos geschrieben. Sie erzählen die Vorgeschichte um den Kommissar im Berlin der 30er- und 40er-Jahre.

Von Antje Deistler | 01.11.2017
    Ausschnitt aus einer Illustration aus dem Buch "Moabit" von Volker Kutscher und Kat Menschik
    Ein Comic ist Volker Kutschers und Kat Menschiks Buch "Moabit" nicht. Allerdings wusste der Krimiautor beim Ausarbeiten zum Teil schon, mit welchen Zeichnungen sein Text interagieren würde (Galiani Verlag Berlin)
    "Darüber bin ich jetzt sehr glücklich. Das war ne ganz tolle Zusammenarbeit, weil es eben so war, dass ich die Geschichte erst mal geschrieben habe, aber schon in einer frühen Fassung ihr geschickt habe, so dass sie wusste, worum geht's, und sie dann schon während des Bearbeitens ein Bild eingefügt hat und umgekehrt ich mich auch von ihren Bildern ein bisschen hab inspirieren lassen können."
    Wie ein Krimi aussieht und auch wie er sich anfasst, das steht selten im Mittelpunkt der Kritik. Bei "Moabit" ist das anders. Dieses schmale Buch ist vor allem eins: schön. Leinengebunden mit Prägung und Bändchen, aufgemacht wie die Berliner Illustrierte vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Komplett nicht nur mit Bildern der verschiedenen Figuren, sondern auch mit Werbeanzeigen für Rattengift, für Messer aus Solingen und Verbandszeug von Hansaplast.
    Frankfurter Buchmesse 2017: Volker Kutscher und die Illustratorin Kat Menschik im Gespräch über ihr gemeinsames Buch "Moabit". Es moderiert Andrea Gerk. 
    Krimiautor Volker Kutscher und Illustratorin Kat Menschik sprechen auf der Frankfurter Buchmesse über ihr gemeinsames Buch "Moabit" (Deutschlandradio / Jelina Berzkalns)
    Das ist keine Graphic Novel – die gibt es ja bereits von Arne Jysch, der Kutschers Roman "Der nasse Fisch" in die Bildsprache der schwarzen Serie übersetzt hat. "Moabit" ist etwas anderes, eigenes, eine bibliophile Ausgabe von drei noch nicht erschienenen Geschichten, die das Prequel zu Volker Kutschers berühmter Gereon-Rath-Reihe bilden. Im Mittelpunkt steht Charlotte Ritter, Raths geheimnisvolle Kollegin und Geliebte. Aus drei verschiedenen Perspektiven wird von einem einschneidenden Ereignis in ihrem Leben erzählt, das man bisher nicht kannte.
    Ausschnitt aus einer Illustration aus dem Buch "Moabit" von Volker Kutscher und Kat Menschik
    Wie einst in Alfred Döblins Klassiker "Berlin Alexanderplatz" ist auch in "Moabit" zeitgenössische Produktwerbung zwischengeschaltet (Galiani Verlag Berlin)
    Kat Menschik hat für den Galiani-Verlag bereits Werke von Shakespeare, Kafka und E.T.A. Hoffmann optisch veredelt. "Moabit" ist der erste Krimi – und Krimiautor Volker Kutscher der erste noch lebende Autor in dieser hochgelobten Reihe. Darüber freut er sich sogar noch mehr als über die Adaption seiner Bücher von Tom Tykwer mit "Berlin Babylon":
    "Da freu ich mich fast am meisten, darf man gar nicht so laut sagen, vielleicht weil ich am meisten involviert bin in dieses Projekt, während die TV-Serie, ich will nicht sagen ganz unabhängig von mir entstanden ist, ich hab auch mit den Drehbuchautoren und Regisseuren gesprochen und war auch am Set und bin da sehr eingebunden gewesen, aber nicht wirklich, dass ich im Arbeitsprozess mit drin war. Aber Moabit ist eben auch mein Baby und das von Kat und deswegen hängt mein Herz da ein bisschen mehr dran."
    Volker Kutscher und Kat Menschik: "Moabit"
    Galiani Verlag, Berlin 2017. 88 Seiten, 18 Euro