Dienstag, 19. März 2024

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Bedeutung der Sinne für das Zusammenleben
Noch alle beisammen - auch in Corona-Zeiten?

Die fünf Sinne haben nicht nur eine biologische Funktionen, sondern sind auch essentiell für das menschliche Zusammenleben – emotional, sozial, kulturell. Und sie haben eine historische Dimension: Sie sind ein Spiegel der gesellschaftlichen Verhältnisse – das sieht man gerade jetzt in Corona-Zeiten.

Von Andrea und Justin Westhoff | 13.05.2021
Berührung der Handfläche mit einem Finger
Der Tastsinn hat eine große Bedeutung - aber wie steht er im Vergleich zum Seh- oder Hörsinn da? (picture alliance / dpa / Andreas Gebert)
"Schützen Sie sich und andere. Achten Sie auf einen Mindestabstand von mindestens 1 Meter 50 zu anderen Personen. Und vermeiden Sie Berührungen wie zum Beispiel Händeschütteln oder Umarmungen." "Wir können davon ausgehen, dass etwa 70 Prozent der Covid-19-Infizierten zumindest zeitweise den Verlust von Geruch und/oder Geschmack erleben."
Die Corona-Pandemie – plötzlich sind körperliche Berührungen gefährlich, also vermeiden wir sie – und vermissen sie gleichzeitig schmerzlich. Und wenn an Covid-19-Erkrankte auf einmal nichts mehr riechen und schmecken, merken sie erst, wie sehr sie auf diese Wahrnehmungen im Alltag angewiesen sind. Das Virus schwächt unsere Sinne und holt sie damit gleichzeitig stärker ins Bewusstsein für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihnen.
Sinne haben tatsächlich eine Geschichte, sagt die Berliner Historikerin Daniela Hacke. Zwar gehören die Wahrnehmungsorgane und ihre Aufgaben zur unveränderlichen anthropologischen Grundausstattung.
"Was sich allerdings gewandelt hat und was historisch untersucht werden kann, ist das Verständnis, das Gesellschaften über die Sinne besaßen, wie sie sich ihre Funktionsweise erklärten."

Hierarchisierung in "höhere" und "niedere" Sinne

Früher war die historische Sinnesforschung eher ideengeschichtlich orientiert - das heißt, es wurden die Theorien untersucht, die es über die einzelnen Sinne zu verschiedenen Zeiten gab. Das hat unter anderem zur Hierarchisierung in "niedere" und "höhere" Sinne geführt. Sie bestimmt heute weitgehend noch unsere Sicht auf die menschliche Weltwahrnehmung und geht auf Aristoteles zurück:
"Er stellt nämlich den beiden Fernsinnen, also dem Sehen und dem Hören, die drei Nahsinne, das Tasten, Riechen und Schmecken gegenüber, und stattet das Sehen und das Hören halt mit dem größeren Erkenntnispotential aus. Der Tastsinn wird zudem auch seit der Antike als weiblich konnotiert, was auch mit zu seiner Geringschätzung beitrug."
Düfte und Gerüche - "Geruch warnt uns vor Gefahr"
Die Geruchswahrnehmung ist die komplexeste Wahrnehmung des Menschen. Der Geruchssinn hilft uns, uns vor Gefahren zu schützen oder Menschen richtig einzuordnen, sagte die Psychologin Bettina Pause im Dlf. In Zeiten von Videokonferenzen gibt es aber ein Risiko.
Seit der Renaissance und vor allem mit der Aufklärung wird das Sehen zum entscheidenden Sinn, um die Natur und die Welt zu verstehen. Im 20. Jahrhundert schließlich verstärken medien-wissenschaftliche Überlegungen noch einmal die Hierarchisierung der Sinne, weil jede Gesellschaft durch ein bestimmtes Mediensetting charakterisiert ist. So gilt spätestens seit der Erfindung des Buchdrucks und dann der elektronischen Medien der Sehsinn als das Signum der Moderne, während Geruch, Geschmack und der Tastsinn mit der Vormoderne assoziiert werden.

"Sensory History" setzt neue Akzente

Dagegen wendet sich die neuere Sinnesgeschichte, die "Sensory History", die Daniela Hacke, Professorin an der FU Berlin, lehrt: "Auch wenn es einen dominanten Sinn in einer Gesellschaft gab, bedeutet das ja nicht zwangsläufig, dass die anderen Sinne bedeutungslos wurden; gerade die Frühneuzeitforschung kann zeigen, dass die so genannten niederen Sinne durchaus erkenntnisleitende Funktionen in vergangenen Jahrhunderten hatten. Reisende, die in die sogenannte neue Welt aufbrachen, auch Asienreisende verlassen sich sehr, sehr stark gerade auf diese niederen Sinne und schmecken, riechen, aber befühlen auch diese Pflanzenwelt – ich finde das ist ein sehr großer und auch noch nicht erforschter Bereich."
Auch die emotionale und soziale Bedeutung der angeblich niederen Sinne wurde offenbar lange unterschätzt. In einer Umfrage von 2011 sagten 53 Prozent der jungen Menschen weltweit, sie würden eher auf ihren Geruchssinn verzichten als auf moderne, mit dem Sehen und Hören verbundene Technologien. Aber was, wenn plötzlich alles wie Pappe schmeckt, wenn die Blume so riecht wie der Espresso oder der völlig verbrannte Toast – nach nichts? Mehr als die Hälfte aller an Covid-19-Erkrankten erlebt das zumindest zeitweise.

Verlust des Geruchssinns kann dramatisch sein

Die Geruchsforscherin Kathrin Ohla untersucht dieses Phänomen zusammen mit Kolleg*innen aus aller Welt: "Häufig ist das eines der ersten Symptome. Im Alltag achten wir da üblicherweise nicht drauf, wenn das aber ausfällt, dann merkt man plötzlich, wie wichtig diese Sinne doch im Alltag sind, und für die Betroffenen ist das ein Schock."
Viele müssen sich regelrecht zum Essen zwingen oder entwickeln Ängste, weil sie nicht mehr sicher sein können, ob ein Lebensmittel verdorben ist, ob es in der Wohnung brennt oder Gas austritt. Außerdem ist insbesondere der Geruchssinn eng mit Erinnerungen gekoppelt und stellt so Vertrautheit und Bindung zwischen Menschen her. "Gerade Eltern beschreiben, dass sie ihre Kinder und auch ihre Partner nicht mehr riechen können, und das muss sehr einschneidend für die Menschen auch sein."
Babies erkennen ihre Eltern am Geruch, und bei Erwachsenen sind Liebesgefühle davon abhängig, ob "die Chemie" stimmt, man einander riechen oder nicht riechen kann. Aber auch beim allgemeinen sozialen Kontakt spielt der Geruchssinn eine große Rolle, sagt Psychologin und Neurophysiologin Kathrin Ohla von der Uni Hamburg. "Und dazu gehört es, auch sich selbst und seine Hygiene zu überprüfen. Und das ist tatsächlich etwas, was wir sehr häufig hören, dass Leute sehr ängstlich sind rauszugehen, weil man nicht mehr prüfen kann, ob man gerade frisch riecht, das fällt jetzt auch weg."
Der Geschäftsführer des Europäischen Kompetenzzentrums für Glocken in Kempten, Michael Plitzner, untersucht im Schalllabor den Klöppel einer Kirchenglocke 
Die "Sensory History" untersucht die gesellschaftlichen Funktionen des Glockenklangs (dpa)

Akustische Zeichen in illiteraten Gesellschaften

Dieser Wunsch nach Kontrolle über den eigenen Geruch hat sich ebenfalls historisch entwickelt. Seit dem 18. Jahrhundert mit zunehmendem Individualismus wird Körpergeruch zum sozialen Unterscheidungsmerkmal: Der Schweißgeruch durch schwere körperliche Arbeit oder Kochgerüche, die sich in den beengten Wohnverhältnissen in der Kleidung festsetzen, gelten als typisch für Unterschichten.
Mit solchen konkreten Sinneserfahrungen befasst sich die neue "Sensory History", untersucht also, welche Klänge, Bilder, Gerüche, Geschmäcker oder Berührungsrituale in einer bestimmten historischen Epoche vorherrschten und wie diese im Alltagsleben wahrgenommen wurden. Diesen Forschungsansatz hat der amerikanische Sinnesforscher Mark Smith eingebracht. Ein Beispiel ist der Glockenklang: "Jetzt können wir beispielsweise die gesellschaftlichen Regulierungen zum Glockenklang einerseits untersuchen, aber andererseits auch Funktion und Bedeutung der Klänge für Gemeinschaften analysieren."
Daniela Hacke, Spezialistin für Sinnesgeschichte, hat zum Beispiel anhand der Bauernunruhen Anfang des 16. Jahrhunderts im südwestdeutschen Raum die Funktion und Bedeutung von Klängen und damit des Hörens untersucht. Das Läuten der Glocke etwa oder das Schlagen der Trommel waren den Herrschenden, der Kirche beziehungsweise den fürstlichen Truppen, vorbehalten. Und die aufständischen Bauern, die zumeist nicht lesen und schreiben konnten, haben sich diese Signale dann angeeignet.
"Ich habe versucht zu zeigen, dass diese akustischen Zeichen gerade in diesen illiteraten Gesellschaften eine sehr grundlegende Bedeutung für die Kommunikation unter den Aufständischen besaßen."

Sinnesgeschichte bislang zu sehr aus europäischem Blickwinkel?

Soziale Ordnungen sind immer sinnliche Ordnungen, so das Credo der neuen Sinnesgeschichte: "Sinnesgeschichte ist ein Ansatz, und damit auch nicht auf ein einzelnes Themen- oder Forschungsfeld beschränkt, sondern man kann sie an unterschiedlichen Themengebieten der Geschichte untersuchen, wie ich es im Beispiel mit den Bauernunruhen als eine Form der Sozialgeschichte, der politischen Geschichte, getan habe; das tut der amerikanische Historiker Mark Smith, der versucht die Geschichte des Rassismus mit Hilfe der Sinnesgeschichte zu untersuchen."
Außerdem ist die "Sensory History" auch als Kulturgeschichte relevant. Bislang, so Daniela Hacke, sei die historische Entwicklung der fünf Sinne zu sehr aus europäischem Blickwinkel, als Fortschrittsgeschichte der westlichen Zivilisation betrachtet worden: "Das ist eine thematische und methodische Engführung, und die möchte ich überwinden, indem ich die Sinnesgeschichte als eine transnational ausgerichtete Wissensgeschichte etabliere - damit eben auch als eine Geschichte der Begegnung. Mich interessieren damit auch die nichteuropäischen Sinnessysteme, und beispielsweise, ob die eine ähnliche Hierarchisierung hatten - was passiert eigentlich, wenn unterschiedliche Sinnessysteme aufeinandertreffen?"
So hat zum Beispiel bei den arktischen und ozeanischen Völkern der Geruchssinn noch eine viel größere Bedeutung, was man etwa an dem Begrüßungsritual des Nasenkusses sieht: Man reibt die Nasen aneinander und atmet tief ein. Oder die sehr verschiedenen Arten, tastend Kontakt aufzunehmen: Ob man jemanden mit einem kräftigen Händedruck begrüßt, auf die Schulter klopft oder die Finger kompliziert verschränkt, ob man die Fäuste gegeneinander drückt oder Frauen etwa den Handschlag verweigert, das alles ist kulturabhängig – manchmal auch ein zeitgeschichtliches Phänomen.

"Social distancing" als Credo der Corona-Gesellschaft

Verhaltensregeln der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: "Halten Sie einen Abstand von mindestens 1 Meter 50 und verzichten Sie auf Berührungen wie zum Beispiel Begrüßung durch Händeschütteln."
"Social distancing" ist das oberste Gebot in Pandemien. Der Tastsinn scheint wenig gefragt im sozialen Umfeld, und selbst im engeren Verwandten- oder Freundeskreis gilt: keine Umarmung, Tanzen verboten, Küssen sowieso. Dennoch beschert uns das Virus keine "berührungsfreie" Gesellschaft, meint Gesa Lindemann, Soziologieprofessorin an der Uni Oldenburg: "Es wird ganz oft so verstanden, weil wir ein naturwissenschaftlich orientiertes Verständnis haben, dass Berührung stattfindet, wenn zwei Körper aufeinandertreffen. Ich glaube nicht, dass das ein sinnvoller Berührungsbegriff ist, jedenfalls dann nicht, wenn wir von menschlichen Wesen ausgehen."
Denn wie bei allen leiblichen Wesen gehört zum Tastsinn auch das Spüren, die Fähigkeit der Selbstempfindung - zum Beispiel das Gefühl, umarmt zu werden. Und: Berührung wird nicht allein durch die Hände oder die Haut, das größte Tastorgan, vermittelt.
"Wenn wir in einem Streit abschätzig angeschaut werden, dann ist das nicht etwas, wo es nur Blickrichtungen gibt, sondern wo wir vom Blick des Anderen berührt werden und in unserem Zustand verändert werden. Und in diesem weiteren Sinne verstehe ich Berührung, und das würde dann eben auch einschließen, dass wir auch durch Worte berührt werden können."

Begegnungen mehr und mehr virtuell

Es gibt verletzende oder "warme Worte" – und auch tröstliche, liebevolle Blicke. Aber die körperlichen Kontakte machen den Hauptanteil der Berührungen aus, allerdings haben sie sich nicht erst seit Corona verändert: Zum einen begegnen sich Menschen heute viel mehr virtuell, in den sozialen Netzwerken, zum anderen gelten für das Anblicken, Ansprechen und vor allem für das Anfassen viel strengere Regeln, man denke etwa an die "Me-Too"-Debatte.
"Einerseits ist das eine sinnvolle Problematisierung, andererseits führt das dazu, dass die unmittelbare Beziehung auf die Anderen, wie wir andere anblicken, wie wir andere ja auch anfassen, dass diese Form von Unmittelbarkeit zunehmend einer reflexiven Kontrolle unterworfen worden ist. Wo wir uns darüber verständigen müssen, bevor wir uns anfassen: Wo darf sie ihn oder er sie anfassen."
Allerdings hat die Pandemie die Situation noch einmal besonders zugespitzt, sagt Gesa Lindemann. "Durch die Corona-Auflagen wie das ‚social distancing‘ werden wir ganz abrupt dazu aufgefordert, unsere unmittelbare Weise, wie wir anderen nahekommen, sofort zu verändern."
Jens Spahn (l, CDU), Bundesgesundheitsminister, und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sitzen bei der Aktuellen Stunde in der Plenarsitzung im Deutschen Bundestag auf der Regierungsbank.
Irgendwie sehen alle Menschen seit Beginn der Corona-Pandemie ganz anders aus als früher... (picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka)

Von oben vorgeschriebene "Berührungsordnung"

Neu und besonders brisant ist außerdem: Die "Berührungsordnung" wird nicht gesellschaftlich ausgehandelt, sondern von oben reguliert: "Seit den 1950er Jahren erleben wir eigentlich eine konsequente Entwicklung hin dazu, dass sowohl der Staat sich aus der Gestaltung und der Moralisierung unserer persönlichen Beziehungen zunehmend zurückzieht, und auf einmal greift der Staat wieder ein."
Berührungen gelten plötzlich als bedrohlich – für die individuelle Gesundheit, aber auch für die der Gemeinschaft – und werden deshalb zunehmend moralisch betrachtet, als "gut" oder "schlecht" bewertet; wie in früheren Zeiten, erinnert sich die Soziologin Gesa Lindemann. "Wenn man dran denkt, wie in den 1950er Jahren in Deutschland etwa das Tangotanzen beurteilt worden ist. Das ist ja ‚Sex auf der Tanzfläche‘ und wurde entsprechend moralisch bewertet. Das ist ja vollkommen abseitig, wenn heute jemand so auftreten würde. Also bis Corona war das vollkommen abseitig."
Und die, die jetzt auf die Befolgung der staatlichen Kontaktbeschränkungen drängen, sind oft genau jene, die in ihrer Jugend für einen freien Umgang miteinander gekämpft haben. "Gerade unsere Generation hat sich ja viel darauf zugutegehalten, nicht spießig zu sein, und wir geraten jetzt als Ältere in die Situation auf einmal, diejenigen zu sein, die die Spielverderber sind, diejenigen, die die Spießer sind, diejenigen, die die Nähe bedrohlich finden."

Corona wird Folgen für den "sinnlichen" Umgang haben

Wird es eine neue Berührungsordnung "nach Corona" geben? Das ist selbstverständlich spekulativ, sagt Gesa Lindemann: "Prognosen abzugeben, kann man eigentlich nur so, dass man sie mit einer Prämisse versieht: Vorausgesetzt wir werden des Virus Herr, und es wird kein neues Virus auftreten, das in vergleichbarer Weise infektiös und gefährlich ist, dann war die Unterbrechung unserer alten Berührungsordnung durch Corona zu kurz, um nachhaltig unsere Berührungsordnung zu verändern."
Aber selbst wenn sich die Lage derzeit durch mehr Impfungen zum Besseren wendet, langfristig neigt die Soziologin eher zu einer pessimistischen Einschätzung: Corona wird nicht verschwinden, und das hat Folgen für den "tast-sinnlichen" Umgang miteinander, meint sie:
"Wenn wir davon ausgehen, dass wir weiterhin mit hochinfektiösen Viren oder Mutanten des Corona-Virus leben, dann wird sich unsere Berührungsordnung nachhaltig verändern. Es wird eine viel strengere Unterscheidung geben zwischen denjenigen, mit denen wir bekannt sind, wo Riechen, das direkte Tasten, eine Rolle spielt; und Fremde werden davon ausgegrenzt. Zugleich bin ich mir sehr sicher, dass sich Subkulturen entwickeln werden, in denen der nahe Kontakt auch mit Fremden weiterhin gelebt wird. Und das werden Subkulturen sein, die in einem hohen Maße moralisch verurteilt werden; wo ich eigentlich dachte, das könnte überhaupt nicht mehr sein. Nämlich, dass es eine Wiederkehr des Verruchten gibt. Wo ‚anständige Bürgerleute‘ sich hüten sollten, Kontakt aufzunehmen, weil es sie körperlich und moralisch verdirbt."

Wahrnehmungen wieder schärfen

Immer wieder einmal ist, gerade aus der Perspektive der alten ideengeschichtlichen Betrachtung der Sinne, von deren "Schwinden" in der Moderne die Rede. Das stimmt so pauschal nicht, aber es gibt massive Veränderungen in der Bedeutung der Sinne. Und die sollte man sich bewusst machen – am besten dadurch, dass man seine Wahrnehmungen wieder schärft.
"Man kann mit geschlossenen Augen sich mal durch die Gewürzgläschen in der Küche schnuppern…" ...sagt Geruchsforscherin Kathrin Ohla, und empfiehlt ein tägliches Riechtraining – nicht nur für jene, die ihren Geruchs- und Geschmackssinn durch eine Covid-19-Erkrankung zeitweise verloren haben, am besten als kleines Ritual: "Immer morgens, wenn ich etwas trinke, rieche ich mal, funktioniert noch alles, es schmeckt nicht wie Wasser."
Menschen sind zu erstaunlichen Sinnesleistungen fähig: Eine Sommelière kann hunderte von Aromen im Wein riechen und schmecken, blinde Menschen erfassen mit ihren Fingern sekundenschnell komplexe Texte in Braille-Schrift, der Ornithologe erkennt im vielstimmigen Gezwitscher genau den Vogel, für den er sich gerade interessiert, und japanische Gartenarchitekten können angeblich 250 Grüntöne unterscheiden.