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Beinahekollision zweier Satelliten
Wenn es im All eng wird

Am Morgen des 30. Januar kamen sich in 900 Kilometern Höhe zwei ausgediente Satelliten frontal entgegen. Modellrechnungen deuteten auf ein Kollisionsrisiko von fünf Prozent hin.

Von Dirk Lorenzen | 22.03.2020
Die Erde wird von rund 2000 funktionstüchtigen Satelliten umkreist – und jeder Menge Weltraummüll
Die Erde wird von rund 2000 funktionstüchtigen Satelliten umkreist – und jeder Menge Weltraummüll (ESA)
Doch die beiden Objekte rasten mit einer Geschwindigkeit von mehr als 50.000 Kilometern pro Stunde in weniger als 50 Metern Entfernung aneinander vorbei.
Wäre es tatsächlich zum Zusammenstoß gekommen, so zögen dort nicht mehr zwei Satelliten ihre Bahn, sondern womöglich Zigtausende Trümmerstücke von einigen Zentimetern bis Millimetern Größe. Schon ein Ein-Zentimeter-Teil kann andere Satelliten zerstören.
An der Beinahekollision war der gut eine Tonne schwere Infrarotsatellit IRAS beteiligt, der seit Ende 1983 Weltraummüll ist. Das andere Objekt war der knapp hundert Kilogramm schwere GGSE-4-Satellit des US-Militärs, der sogar schon seit 1972 nicht mehr in Betrieb ist.
Die Erde wird von rund 2000 funktionstüchtigen Satelliten umkreist – und jeder Menge Weltraummüll (ESA)
Der Infrarot-Satellit IRAS im All (Zeichnung) (NASA)
Doch ausgediente Satelliten bleiben in diesen Bahnhöhen für Jahrhunderte hoch gefährlich. Sie sind nicht mehr zu steuern – daher ließ sich vom Boden aus nur mit Bangen zusehen, als die Katastrophe drohte.
Minuten nach dem aneinander Vorbeischrammen sahen Amateurastronomen IRAS noch als Lichtpunkt über den Himmel ziehen. Später bestätigten auch Radarbeobachtungen, dass dieses Mal noch alles gut gegangen war.
Doch irgendwann krachen die vielen alten Satelliten und Raketenstufen zusammen. Dann nimmt der Müll in den Umlaufbahnen lawinenartig zu – und macht im schlimmsten Fall Raumfahrt fast unmöglich.