Dienstag, 19. März 2024

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Berichte über Himmelsphänomen zur Kreuzigung
Ostervollmond ohne biblischen Bezug

Heute Abend steigt die voll beleuchtete Kugel des Mondes über den Südosthorizont – es ist der Ostervollmond. Die Christen gedenken heute der Kreuzigung Jesu Christi. Ähnlich wie zur Geburt Jesu an Weihnachten gibt es auch in den Texten zu seinem Tode vage astronomische Hinweise.

Von Dirk Lorenzen | 19.04.2019
Kupferner Mond während der totalen Mondfinsternis
Schön, aber nicht zur Kreuzigung Jesu am Himmel: eine totale Mondfinsternis (ESA/CESAR – M.Castillo)
Im Lukas-Evangelium heißt es: "Und es war um die sechste Stunde, und es ward eine Finsternis über das ganze Land bis an die neunte Stunde – und die Sonne verlor ihren Schein."
Doch dies ist sicher kein Bericht einer Sonnenfinsternis. Denn so ein Ereignis dauert allenfalls ein paar Minuten, nicht aber drei Stunden.
Immerhin gab es am 24. November des Jahres 29 tatsächlich eine totale Sonnenfinsternis in Palästina. Doch laut Bibel ist Jesus kurz vor dem Passahfest gekreuzigt worden – und dieses Fest hing wie Ostern mit dem Vollmond zusammen. Eine Sonnenfinsternis gibt es aber nur bei Neumond.
Auch eine Mondfinsternis kommt nicht in Frage. Zwar gab es am 3. April 33 eine Verfinsterung des Mondes. Doch die war nur partiell und endete bereits wenige Minuten nach Mondaufgang. In der hellen Dämmerung war sie gar nicht zu bemerken.
Somit ist die vermeintliche Finsternis zum Tode ähnlich einzuschätzen wie der besondere Stern zur Geburt von Jesus: Es sind nur schmückende Elemente in den Texten, um die Bedeutung der Ereignisse zu betonen.
Auch die Vatikan-Sternwarte bei Rom warnt davor, biblische Berichte zu wörtlich zu nehmen. Mit der astronomischen Wirklichkeit haben sie nichts zu tun.