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Berichterstattung über Suizide
"Es darf nicht verschwiegen werden"

Es sei richtig, über einen Suizid wie den vermuteten des CDU-Politikers Thomas Schäfer zu berichten, sagte der Neurologe und Psychiater Reinhard Lindner im Dlf. Doch auch wenn Ministerpräsident Bouffier als Nahestehender über mögliche Zusammenhänge spreche, müssten Journalisten das kritisch hinterfragen.

Reinhard Lindner im Gespräch mit Brigitte Baetz |
Thomas Schäfer (CDU), Finanzminister des Landes Hessen,
Thomas Schäfer (CDU) war fast zehn Jahre lang Finanzminister des Landes Hessen (Arne Dedert / dpa)
Bei der Berichterstattung müsse es darum gehen, "die individuelle Problematik, die einen Menschen dazu bringt, Suizid zu begehen", deutlich zu machen, so Lindner. Ein Suizid ließe sich nicht auf ein einzelnes Motiv und eine Problemkonstellation zurückführen. "Macht man eine Eine-Ursache-Eine-Wirkung-Geschichte, können Menschen viel schneller das Gefühl bekommen: Ich bin doch in einer ähnlichen Lage."
Entscheidend sei, keine Anhaltspunkte zu liefern, die dazu verleiten könnten, sich mit einem Schicksal sofort zu identifizieren, betonte der Forscher. Es müsse darum gehen, das Besondere dieser Lebensentscheidung zu respektieren.
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier hatte in einem Videostatement über mögliche Hintergründe der Selbsttötung Schäfers gesprochen.
Prof. Dr. Reinhard Lindner forscht an der Universität Kassel schwerpunktmäßig zum Thema Suizid und Suizidprävention.
Das empfehlen andere Experten
Je mehr Medien über einen Suizid berichten, desto mehr Menschen nehmen sich selbst das Leben. Auf diesen sogenannten Werther-Effekt weisen Experten seit Jahren hin. Doch Medienmacher ignorieren die Warnungen regelmäßig, auch aktuell im Fall des hessischen Politikers Thomas Schäfer.
*Wir berichten nur in Ausnahmefällen über Suizide, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben. Wenn Sie selbst depressiv sind, wenn sie Suizid-Gedanken plagen, dann kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge im Internet oder über die kostenlose Hotlines 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 oder 116 123. Die Deutsche Depressionshilfe ist in der Woche tagsüber unter 0800 / 33 44 533 zu erreichen.