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Berlin
Beratungsstelle schließt eine Lücke

Looping ist eine Anlaufstelle für Studierende, die ihr Studium schon abgebrochen haben oder mit dem Gedanken spielen. Neben Unzufriedenheit mit dem Studium und psychischen Problemen spielen nicht selten auch materielle Ursachen eine Rolle. Manche Leute wollten sich auch nicht mit einem Studienkredit verschulden.

Von Ralf Hutter |
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    An den Hochschulen wird eher Studienberatung und nicht Studienabbruchsberatung geleistet. (dpa / picture alliance / Friso Gentsch)
    "Ich hab in einigen Fächern schlechte Noten bekommen und es hat sich abgezeichnet, dass ich das Studium nicht schaffe beziehungsweise exmatrikuliert werde, und da kam ich halt auf Looping."
    Stefan sitzt mal wieder in einem Raum der Beratungsstelle Looping im Zentrum Berlins. Auf dem Tisch vor dem 22-Jährigen, der nicht mit Nachnamen genannt werden möchte, stehen Plätzchen. Eigentlich soll er sich mit Leuten treffen, die in einer ähnlichen Situation sind wie er - doch die anderen kommen nicht. Nur einer hat wenigstens abgesagt. Ob Zeitnot, Motivationslosigkeit oder Entscheidungsschwierigkeit der Grund für das Ausbleiben der Anderen ist - es ist symptomatisch, denn Looping richtet sich an Menschen, die ihr Studium schon abgebrochen haben, oder mit dem Gedanken daran spielen. In der vom Land Berlin finanzierten Beratungsstelle werden alle möglichen Ausbildungswege aufgezeigt. Stefan machte nach Einzelberatungen bereits den sogenannten Talentkompass, bei dem eigene Fähigkeiten aufgelistet werden sollen, um sich leichter zu orientieren. Er ist sehr zufrieden mit der Hilfe, die er bei Looping bekommt.
    "Da kriegt man so einen Überblick: Wo steht man, und wo kann man hin?"
    Stefan wählte letztes Jahr eine Übergangslösung: Er macht ein Freiwilliges Ökologisches Jahr. Gleichzeitig bemüht er sich um einen Ausbildungsplatz. Zu Looping kommt er weiterhin gerne. Der Süddeutsche kann froh sein, aus privaten Gründen nach Berlin gezogen zu sein - denn woanders würde er solch ein Angebot wohl nicht wahrnehmen können.
    "Natürlich hab ich auch geguckt, im Stuttgarter Raum, wo ich studiert hab. Aber woanders hab ich das so nicht gesehen. Schade eigentlich. Ich find's gut, dass man so einen Anlaufpunkt hat."
    Im sechsten Hochschulsemester war Stefan in Stuttgart schon, und hatte auch einen Fachwechsel hinter sich, als er im Internet nach Beratung zum Thema Studienabbruch suchte und auf Looping stieß.
    "Die erste Anlaufstelle war bei mir natürlich die Studienberatung an der Hochschule, aber die interessieren sich dafür nicht so."
    An Hochschulen gibt es keine Studienabbruchsberatung
    An den Hochschulen wird eher Studienberatung, und nicht Studienabbruchsberatung geleistet, glaubt Stefan. Regine Schenkenberger von Looping stimmt zu.
    "Es ist ja klar, dass die nicht werben für uns, die haben ja eher ein Interesse, dass ihre Studierenden auch wirklich ihr Studium abschließen."
    Ein paar Menschen würden aber doch von den psychologischen Studienberatungen an Hochschulen zu Looping geschickt, sagt die erfahrene Berufsberaterin. Während die Hochschulen also tendenziell nicht ganz neutral bei der Beratung sind, gibt es bei den Beratungsstellen des Studentenwerks eine andere Einschränkung.
    "Das Studentenwerk sagt, Leute, die ihr Studium abgebrochen haben, dafür ist das Studentenwerk ja nicht mehr zuständig."
    Looping gibt es seit 2011
    Hingegen habe die Hälfte der Leute, die sich an Looping wenden, schon ihr Studium abgebrochen. Einige würden sogar vom Jobcenter hierher geschickt. Rund 250 Ratsuchende seien gekommen, seit Looping 2011 die Arbeit aufnahm.
    Generell hat die Looping-Klientel eine individuelle Mischung von Problemen, hat Beraterin Schenkenberger festgestellt. Neben Unzufriedenheit mit dem Studium und psychischen Problemen spielten nicht selten auch materielle Probleme eine Rolle. Manche Leute wollten sich nicht mit einem Studienkredit verschulden, eventuell weil sie sowieso schon BAföG-Schulden haben.
    Welchen Weg die Ratsuchenden nach der Beratung wählen, hat Looping 2012 erhoben: Von rund 70 Befragten nahmen 30 Prozent eine Lohnarbeit auf, während 26 Prozent ihr Studium fortsetzten. Jeweils rund 15 Prozent wechselten das Studienfach, beziehungsweise begannen eine Ausbildung. 10 Prozent machten ein Praktikum oder suchten noch etwas. Im nicht-hochschulischen Bereich kann Looping viel vermitteln, denn zu seinen Kooperationspartnern gehören die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer, der Gewerkschaftsbund, die Unternehmensverbände sowie die Agentur für Arbeit.
    Das zweiköpfige Looping-Team, das auch per Telefon und Email konsultiert werden kann, ist bis Ende 2015 finanziert. Dass die Beratungsstelle eine Lücke füllt, die nicht nur in Berlin besteht, kann auch Regine Schenkenberger verdeutlichen.
    "Es gibt auch telefonische Anfragen außerhalb von Berlin. Dann machen wir das oft noch mal per Mail, wenn da irgendwie vertiefte Informationen sinnvoll sind. Ich hab noch nicht davon gehört, dass es irgendwo anders eine Anlaufstelle gibt. Wir haben Anfragen aus Bonn, aus Süddeutschland auch, und Leipzig, aus verschiedenen Bundesländern. Auch schon aus Österreich hat mal einer angerufen."
    Weder bei der Kultusministerkonferenz, noch bei der Hochschulrektorenkonferenz ist eine weitere Beratungsstelle wie Looping bekannt.