Dirk Müller: Klaus Wowereit hat wenig Geld im Portemonnaie, jedenfalls als regierender Bürgermeister von Berlin. Nach dem klaren Nein aus Karlsruhe muss die Hauptstadt auch im Kulturangebot den Gürtel enger schnallen. Das bekommt auch die renommierte Opernlandschaft zu spüren. So setzt Klaus Wowereit in der Not wieder einmal auf die Bundesregierung. Sie soll helfen, die sanierungsbedürftige Staatsoper unter den Linden am Leben zu erhalten durch eine Art freundliche Übernahme. Seit Monaten wird darüber heftig gestritten und diskutiert. Für heute ist ein Spitzentreffen dazu angesagt. Christoph Schmitz aus unserer Kulturredaktion ist hier bei uns im Studio. Wollen die Beteiligten da wirklich eine Lösung?
Christoph Schmitz: Alle wollen eine Lösung, aber manche tun, als ob es keine Lösung geben würde. Wowereit sagt, er hat kein Geld für die drei Opern in Berlin, und sagt einfach, der Bund muss einspringen. Der Bund sagt, er habe sehr viel getan für die Kultur ganz allgemein in Berlin, auch für die Opern, und sagt, dass Berlin jetzt erst mal seine Hausaufgaben machen muss. Darum geht es jetzt! Dass alle eine Lösung haben wollen, das ist klar, aber man tut so auf allen Seiten, vor allem auf Seiten Berlins, dass der Bund in die Pflicht genommen werden muss und der Bund seine Verantwortung übernehmen müsse.
Müller: Nun sagen Politiker ja ohnehin jeden Tag etwas dazu, wenn man auch die Agenturen und die Berichte ein wenig zurückverfolgt, aber was ist denn wirklich an der Sache dran?
Schmitz: An der Sache ist wirklich dran, dass Berlin Pleite ist. Das wissen wir alle. Das weiß Wowereit schon seit vielen Jahren. Aus dem Grund war es ja so, dass 2003 der Bestand der drei Berliner Opern, also der Staatsoper Unter den Linden und der komischen Oper, die auch unter den Linden liegt, und der deutschen Oper im Westen der Stadt, in Charlottenburg, gefährdet war. Berlin hätte diese drei Opern nicht mehr führen können. Dann hat man vor vier Jahren überlegt: Was kann man tun, um diese drei Opern zu retten. Da kam die vielleicht geniale Idee: Wir gründen eine Opernstiftung, ein großes Dach für alle drei Opern. Wir bestücken diese Stiftung mit einem gewissen Finanzvolumen auch aus der Bundeskasse und damit Berlin alleine diese drei Opern retten kann, übernimmt der Bund einige Kultureinrichtungen der Stadt wie beispielsweise die Akademie der Künste am Pariser Platz, wie beispielsweise den Hamburger Bahnhof. Darüber hinaus hat der Bund auch noch viele andere Verpflichtungen in der Stadt übernommen. Die Stiftung preußischer Kulturbesitz wird zum größten Teil mit der Museumsinsel, diesem Weltkulturschatz, vom Bund finanziert und viele andere Einrichtungen, das Jüdische Museum, Holocaust-Mahnmal und so weiter. Nun sollte also Berlin entlastet werden. Der Bund übernimmt einige Einrichtungen der Stadt. Dafür sollte allen drei Opern die Überlebensgarantie gesichert werden. Nun war diese Opernstiftung von Vornherein unterfinanziert. In der Schnelle der Zeit war das vielleicht ein Fehler oder man wusste es, wollte die Probleme etwas auf die lange Bank schieben, und nun zeigte sich im letzten Jahr, dass mit diesem Volumen von etwa knapp 100 Millionen Euro drei Opern in der Größe, in der Qualität nicht zu finanzieren sind. Nun sagt Wowereit, es reicht nicht. Jetzt muss doch der Bund die Staatsoper unter den Linden beispielsweise übernehmen. Das ist der Stand der Diskussion.
Müller: Herr Schmitz ist das denn tatsächlich so, dass die Qualität - Sie haben es gerade angesprochen - schon merklich gelitten hat?
Schmitz: Ja, das muss man sagen, zumindest für die Deutsche Oper. Die Deutsche Oper in Charlottenburg steckt in einer großen Krise, die auch eine Finanzkrise ist. Man schleppt ein riesiges Repertoire mit sich herum von 40, 50 Opern, die in kurzer Folge abgespielt werden, was immense Kosten verursacht. Es gab ein großes Personalkarussell. Die Menschen sind verunsichert. Intendanten und Generalmusikdirektoren kommen und gehen. Man spürt, dass man nicht gewollt ist, und das schlägt natürlich auf die Stimmung. Die Qualität hat darunter mittlerweile gelitten, nicht allerdings an der Staatsoper Unter den Linden und auch nicht an der Komischen Oper.
Müller: Aber um die geht es hier auch!
Schmitz: Es geht um alle drei. Es ist ja so: Eigentlich kann man drei Häuser in der Qualität nicht finanzieren mit dem Volumen.
Müller: Aber muss Berlin drei Opern haben?
Schmitz: Berlin muss drei Opern haben. Berlin ist die Hauptstadt, ist vielleicht nicht die Kulturhauptstadt, aber die Hauptstadt. Es ist die Eintritts-, die Visitenkarte in der Welt. Große Städte wie London, Paris, Wien, sogar München haben mehrere, drei Opernhäuser und das braucht Berlin genauso.
Müller: Also sollte sich der Bund nicht so anstellen?
Schmitz: Der Bund stellt sich gar nicht an, denn der Bund investiert 350 Millionen Euro jährlich in die Kultur der Stadt. Er hat 70 Millionen Euro gerade noch mal für die Museumsinsel gegeben. Der Bund will sich mit 50 Millionen an der Sanierung der technisch maroden Staatsoper Unter den Linden beteiligen, wenn Berlin auch seine 50 Millionen dazu beisteuert. Es ist gar nicht so, dass der Bund nicht will. Der Bund tut unendlich viel für diese Stadt. Man muss wirklich sagen, was auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann häufiger schon gesagt hat, Berlin muss auch seine Hausaufgaben mal machen.
Müller: Christoph Schmitz aus unserer Kulturredaktion war das bei uns im Studio. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.
Christoph Schmitz: Alle wollen eine Lösung, aber manche tun, als ob es keine Lösung geben würde. Wowereit sagt, er hat kein Geld für die drei Opern in Berlin, und sagt einfach, der Bund muss einspringen. Der Bund sagt, er habe sehr viel getan für die Kultur ganz allgemein in Berlin, auch für die Opern, und sagt, dass Berlin jetzt erst mal seine Hausaufgaben machen muss. Darum geht es jetzt! Dass alle eine Lösung haben wollen, das ist klar, aber man tut so auf allen Seiten, vor allem auf Seiten Berlins, dass der Bund in die Pflicht genommen werden muss und der Bund seine Verantwortung übernehmen müsse.
Müller: Nun sagen Politiker ja ohnehin jeden Tag etwas dazu, wenn man auch die Agenturen und die Berichte ein wenig zurückverfolgt, aber was ist denn wirklich an der Sache dran?
Schmitz: An der Sache ist wirklich dran, dass Berlin Pleite ist. Das wissen wir alle. Das weiß Wowereit schon seit vielen Jahren. Aus dem Grund war es ja so, dass 2003 der Bestand der drei Berliner Opern, also der Staatsoper Unter den Linden und der komischen Oper, die auch unter den Linden liegt, und der deutschen Oper im Westen der Stadt, in Charlottenburg, gefährdet war. Berlin hätte diese drei Opern nicht mehr führen können. Dann hat man vor vier Jahren überlegt: Was kann man tun, um diese drei Opern zu retten. Da kam die vielleicht geniale Idee: Wir gründen eine Opernstiftung, ein großes Dach für alle drei Opern. Wir bestücken diese Stiftung mit einem gewissen Finanzvolumen auch aus der Bundeskasse und damit Berlin alleine diese drei Opern retten kann, übernimmt der Bund einige Kultureinrichtungen der Stadt wie beispielsweise die Akademie der Künste am Pariser Platz, wie beispielsweise den Hamburger Bahnhof. Darüber hinaus hat der Bund auch noch viele andere Verpflichtungen in der Stadt übernommen. Die Stiftung preußischer Kulturbesitz wird zum größten Teil mit der Museumsinsel, diesem Weltkulturschatz, vom Bund finanziert und viele andere Einrichtungen, das Jüdische Museum, Holocaust-Mahnmal und so weiter. Nun sollte also Berlin entlastet werden. Der Bund übernimmt einige Einrichtungen der Stadt. Dafür sollte allen drei Opern die Überlebensgarantie gesichert werden. Nun war diese Opernstiftung von Vornherein unterfinanziert. In der Schnelle der Zeit war das vielleicht ein Fehler oder man wusste es, wollte die Probleme etwas auf die lange Bank schieben, und nun zeigte sich im letzten Jahr, dass mit diesem Volumen von etwa knapp 100 Millionen Euro drei Opern in der Größe, in der Qualität nicht zu finanzieren sind. Nun sagt Wowereit, es reicht nicht. Jetzt muss doch der Bund die Staatsoper unter den Linden beispielsweise übernehmen. Das ist der Stand der Diskussion.
Müller: Herr Schmitz ist das denn tatsächlich so, dass die Qualität - Sie haben es gerade angesprochen - schon merklich gelitten hat?
Schmitz: Ja, das muss man sagen, zumindest für die Deutsche Oper. Die Deutsche Oper in Charlottenburg steckt in einer großen Krise, die auch eine Finanzkrise ist. Man schleppt ein riesiges Repertoire mit sich herum von 40, 50 Opern, die in kurzer Folge abgespielt werden, was immense Kosten verursacht. Es gab ein großes Personalkarussell. Die Menschen sind verunsichert. Intendanten und Generalmusikdirektoren kommen und gehen. Man spürt, dass man nicht gewollt ist, und das schlägt natürlich auf die Stimmung. Die Qualität hat darunter mittlerweile gelitten, nicht allerdings an der Staatsoper Unter den Linden und auch nicht an der Komischen Oper.
Müller: Aber um die geht es hier auch!
Schmitz: Es geht um alle drei. Es ist ja so: Eigentlich kann man drei Häuser in der Qualität nicht finanzieren mit dem Volumen.
Müller: Aber muss Berlin drei Opern haben?
Schmitz: Berlin muss drei Opern haben. Berlin ist die Hauptstadt, ist vielleicht nicht die Kulturhauptstadt, aber die Hauptstadt. Es ist die Eintritts-, die Visitenkarte in der Welt. Große Städte wie London, Paris, Wien, sogar München haben mehrere, drei Opernhäuser und das braucht Berlin genauso.
Müller: Also sollte sich der Bund nicht so anstellen?
Schmitz: Der Bund stellt sich gar nicht an, denn der Bund investiert 350 Millionen Euro jährlich in die Kultur der Stadt. Er hat 70 Millionen Euro gerade noch mal für die Museumsinsel gegeben. Der Bund will sich mit 50 Millionen an der Sanierung der technisch maroden Staatsoper Unter den Linden beteiligen, wenn Berlin auch seine 50 Millionen dazu beisteuert. Es ist gar nicht so, dass der Bund nicht will. Der Bund tut unendlich viel für diese Stadt. Man muss wirklich sagen, was auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann häufiger schon gesagt hat, Berlin muss auch seine Hausaufgaben mal machen.
Müller: Christoph Schmitz aus unserer Kulturredaktion war das bei uns im Studio. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.