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Bernie Sanders
Der authentische Anti-Establishment Kandidat

Hörgerät und schütteres Haar: Sieht so der kommende Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika aus? Bernie Sanders will den Versuch auf jeden Fall wagen und tritt für die Demokraten in den Vorwahlen gegen Hillary Clinton an. Er ist dort eine Art Pendant zu Donald Trump bei den Republikanern - und kommt damit ebenfalls gut an.

Von Bettina Klein | 31.08.2015
    Bernie Sanders, Senator für den US-Bundesstaat Vermont, tritt bei den Vorwahlen neben Hillary Clinton bei den Demokraten an.
    Bernie Sanders, Senator für den US-Bundesstaat Vermont, tritt bei den Vorwahlen neben Hillary Clinton bei den Demokraten an. (dpa / picture alliance / Michael Reynolds)
    Angesichts der neuen Umfragen wurde Bernie Sanders in mehreren Sonntagstalkshows gefragt, ob Hillary Clintons Kampagne ein Problemen sei.
    "Ich weiß nicht, ob ihre Kampagne ein Problemen ist, aber uns geht's großartig!", versicherte Bernie Sanders.
    "Nicht nur in Iowa, auch in New Hampshire, überall im Land. Irgendetwas stimmt doch nicht, wenn die Mittelschicht immer weiter verschwindet, wenn die Menschen immer länger arbeiten für weniger Geld und der wachsende Wohlstand an ein Prozent der Bevölkerung geht."
    "Das ist nicht das Land und nicht die Wirtschaft, die die Amerikaner wollen oder verdienen, meint er. Sie wollen jemanden, der die Milliardäre angeht!"
    Sanders Politik sieht unter anderem Steuererhöhungen für die Topverdiener und große Unternehmen vor, stärkere Regularien für Banken und einen Ausbau der Social Security. Alles in allem eher linke Politik für Amerika, und sicherlich nicht ganz das, wofür Clinton steht. Aber was ihm im Moment eine Menge Enthusiasmus beschert. Sanders profitiert in diesem Spektrum der potenzielle Wähler von Ärger und Unmut über politischen Stillstand und wirtschaftliche Sorgen.
    "Sie sind nicht unbedingt gegen Clinton, sondern für Bernie Sanders",sagt er selbstbewusst, "und für Politiker, die nicht von den Super PACs abhängig sind!"
    Hillary Clinton beim Auftakt ihres Wahlkampfes auf der Roosevelt-Insel in New York
    Hillary Clintons Popularität leidet nicht nur unter der E-Mail-Affäre (AFP / TIMOTHY A. CLARY)
    Bernie Sanders hat die Finanzierung über solche Super PACS für sich ausgeschlossen, über solche "Politischen Aktions Komitees", die zwar nicht direkt Kandidaten finanzieren dürfen, dafür aber seit einigen Jahren unbegrenzte Summen in Werbung für oder gegen einen Politiker einbringen können. Einmal monatlich oder einmal per Quartal müssen aber auch diese Finanziers offengelegt werden.
    Sanders ist auf der linken Seite der authentische Anti-Establishment Kandidat – Trump auf der rechten. Beide ziehen in ihren Veranstaltungen die Begeisterung der Wähler auf sich.
    Und da wir schon über Milliardäre sprechen: Donald Trumps großes Thema. Er geißelt, wie kaum ein anderer und in noch harscheren Tönen die Abhängigkeit der Politiker vom großen Geld. Trump lässt keine Gelegenheit aus, darüber zu spotten.
    "Egal ob Jeb oder Hillary oder einer von den anderen: Sie werden von diesen Leuten kontrolliert, von Interessengruppen, von Lobbyisten, von Spendern. Das Schöne an mir ist: Ich brauche niemandes Geld!"
    Und er zählt bei jeder Gelegenheit auf, wie hier in Iowa, wie viel Geld er schon abgewiesen hat.
    "Ich möchte nicht kontrolliert werden. Letzte Woche habe ich fünf Millionen abgelehnt, kein schlechter Typ, aber der gibt mir doch nicht fünf Millionen weil ich so schönes Haar habe...!"
    Die Alternative in der Logik von Donald Trump: Wählt nicht Politiker, die von Milliardären abhängig sind, wählt gleich den Milliardär selbst, denn er hat es nicht nötig, sich kaufen zu lassen. Eine Logik, die bei einem wachsenden Teil der republikanischen Basis verfängt. Und ein Problem, das jedenfalls Wähler in beiden Lagern umtreibt.