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Bertelsmann-Studie
Angst vor dem Islam wächst

In Deutschland empfinden immer mehr Menschen den Islam als Bedrohung. Das geht aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor. Zugleich aber fühle sich ein Großteil der Muslime eng mit Deutschland verbunden. Fast alle orientierten sich an westlichen Werten.

08.01.2015
    57 Prozent der Deutschen sehen den Islam laut der Umfrage im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung als Bedrohung. Im Jahr 2012 waren es 53 Prozent. 61 Prozent meinen, der Islam passe nicht in die westliche Welt. Das glaubten 2012 nur 52 Prozent. Jeder Vierte will Muslimen sogar die Zuwanderung nach Deutschland verbieten.
    Das negative Islam-Bild ist nach Ansicht der Forscher nicht abhängig von Bildungsniveau, politischer Orientierung oder sozialem Status. Entscheidender seien Alter und persönlicher Kontakt zu Muslimen. So fühlen sich von den Nicht-Muslimen über 54 Jahren 61 Prozent durch den Islam bedroht. Bei den Unter-25-Jährigen sind es mit 39 Prozent deutlich weniger.
    Die Angst vor dem Islam ist dort am größten, wo die wenigsten Muslime leben: In Thüringen und Sachsen mit nur sehr wenigen Muslimen sehen sich 70 Prozent vom Islam bedroht. In Nordrhein-Westfalen dagegen, wo jeder dritte deutsche Muslim zu Hause ist, fühlen sich 46 Prozent bedroht.
    Die meisten Muslime fühlen sich heimisch in Deutschland
    Aus der Studie geht allerdings auch hervor, dass sich ein Großteil der gut vier Millionen Muslime hierzulande dem demokratischen Staat und der westlichen Gesellschaft eng verbunden fühlt. Und diese Einstellung sei unabhängig von der Intensität ihres Glaubens, berichtete Korrespondent Björn Haubrok im Deutschlandfunk.
    Als Beleg für die Orientierung an Werten der Bundesrepublik wird es in der Studie gewertet, dass 60 Prozent der liberalen Muslime der Homo-Ehe zustimmten. Unter den hochreligiösen Islamanhängern befürworten das 40 Prozent. 90 Prozent von ihnen halten die Demokratie für eine gute Regierungsform.
    "Für Muslime ist Deutschland inzwischen Heimat. Sie sehen sich aber mit einem Negativ-Image konfrontiert, das durch eine Minderheit von radikalen Islamisten geprägt wird", erklärte die Islam-Expertin der Stiftung, Yasemin El-Menouar.
    Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özouz (SPD), betonte angesichts der Studienergebnisse und angesichts des Pariser Anschlags, der gesellschaftliche Zusammenhalt sei wichtig - auch über Religionsgrenzen hinweg. Alle müssten solidarisch zusammenstehen. Die Erhebung widerlege zudem das Vorurteil, dass sich Muslime angeblich in Parallelgesellschaften einrichten würden.
    (kis/nin)