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Besser in der Gemeinschaft

Ihr Hauptzweck ist es, nüchtern zu bleiben, die einzige Voraussetzung für die Zugehörigkeit ist der Wunsch, mit dem Trinken aufzuhören. 1935 entstand die Gemeinschaft der Anonymen Alkoholikern, gegründet von dem Chirurgen Bob und dem Börsenmakler Bill, die beide sehr unter ihrem Alkoholismus litten. Sie stellten fest, dass sie mit ihrer Sucht besser fertig werden, wenn sie offen darüber sprachen.

Von Barbara Weber |
    "Mein Name ist Werner. Ich bin Alkoholiker und Drogensüchtiger und ich bin heute dankbar trocken und clean."

    Köln, Domstraße 58, in einem kleinen Büro der Anonymen Alkoholiker mit Blick auf einen lichten Innenhof sitzt Werner. Werner ist heute 41 Jahre alt.

    "Ich hab' so mit 15 regelmäßig angefangen zu trinken, vor allem dann am Wochenende. Das wurde dann auch sehr schnell mehr, so dass ich auch schon täglich getrunken hab', meistens nur Abends. An den Wochenenden hab' ich dann so richtig Gas gegeben. Ich hab' auch sehr schnell gemerkt, dass ich nicht so getrunken hab' wie andere, aus meiner Klasse zum Beispiel, sondern ich hatte da nie ein Maß. Ich hab' immer zuviel getrunken. Was bei mir sehr früh angefangen hat, dass ich auch sehr früh Drogen konsumiert hab', ich hab' gekifft vor allem, aber das wichtigste war der Alkohol."

    Mit großer Mühe schaffte Werner dann doch noch das Abitur.

    "Ich war oft morgens daneben, verkatert, oft Kopfschmerzen, hab' oft die erste Stunde blau gemacht oder manchmal ganze Tage einfach mir einen Freundeskreis gesucht, die genauso waren wie ich. Ich hab' mich dann in der Punkszene rumgetrieben und da waren viele Leute, die genauso drauf waren wie ich, da hat keiner was gesagt. Meine Mutter, die war da ziemlich hilflos. Mein Ziel war immer nur Abhängen, Party und mit den Leuten rumhängen. Nach dem Abitur, dann saß ich erst mal da, was soll ich tun? Dann war ich arbeitslos und irgendwann kam ich auf die Idee zu studieren, hab' dann ein Geologiestudium begonnen und auch das hat dann schon aufgrund meiner Suchterkrankung einfach überhaupt nicht funktioniert. Und so hab' ich das nach einem Jahr unterbrochen, um eine Therapie zu machen und hab' versucht das Studium wieder aufzunehmen, was aber auch nicht funktioniert hat. Ich hatte aber auch schon erhebliche Konzentrationsmängel, es funktionierte einfach nicht, und so hab' ich nach einem weiteren Jahr das Studium aufgegeben und hab' erst mal als Postbote gearbeitet. Ich bin dauernd rückfällig geworden, weil ich mir immer wieder fast täglich oder mindestens einmal die Woche vorgenommen hab', entweder ich hör' jetzt ganz auf, ich trink nie mehr oder ich trink nur so und soviel, und ich konnte das nie einhalten."

    Irgendwann wurde Werner dann klar, dass er krank war, dass er nicht nur ein kleines Alkoholproblem hatte, sondern ein großes und dass er suchtkrank war. Wieder machte er einen Entzug. Dieses Mal mit dauerhaften Erfolg.

    "Jetzt bin ich seit mehr als zehn Jahren trocken und clean. Für mich ist heute klar, dass ich nicht anders leben kann als wirklich absolut abstinent. Ich hab' auch keine Sehnsucht mehr nach Alkohol. Für mich ist inzwischen die Vorstellung, berauscht oder sonst wie verändert in meinem Bewusstsein zu sein, keine schöne Vorstellung, sondern eher so gruselig. Ich bin sehr glücklich damit, einen klaren Kopf zu haben und jederzeit zu wissen, was ich tue, ja, es gibt nichts besseres."