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Bessere Ausbildung = höheres Gehalt?

Honecker: Die Zukunft der Erzieherinnenausbildung hat längst begonnen. Nur: Bessere Ausbildung soll auch etwas bringen, und zwar in die Taschen derjenigen, die sich dieser Herausforderung stellen. Und das ist genau ein Knackpunkt, vor dem die Träger der Kindergärten und auch viele Politiker warnen. Wer soll die besser ausgebildeten Erzieherinnen und Erzieher bezahlen? Norbert Hocke, vom Hauptvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft: Hochschulausbildung gleich höhere Gehaltsansprüche, stimmt diese Gleichung?

    Hocke: Sie muss irgendwann mal stimmen. Aktuell wird es in den Verhandlungen zwischen ver.di, GEW und den öffentlichen Arbeitgebern, die ja zur Zeit geführt werden zur Neuordnung der Eingruppierung im öffentlichen Dienst, vielleicht an der einen oder anderen Stelle Verbesserungen geben. Auf Dauer muss sich die Gesellschaft fragen, ob sie Erzieher, Sozialarbeiter, Lehrer nicht insgesamt in einer Dienstleistungsgesellschaft besser bezahlen muss.

    Honecker: Wir haben ja inzwischen erkannt, dass es nicht ausreicht, die Kinder zu erziehen, zu betreuen, sondern dass eben Bildung auch im frühkindlichen Bereich unheimlich wichtig ist und deswegen auch die Kindergärtnerinnen gut ausgebildet sein müssen. Unabhängig davon: Die kommunalen Kassen, die Kassen der Träger sind ja leer, heißt es im Allgemeinen. Woher soll das zusätzliche Geld kommen?

    Hocke: Wir müssen uns fragen, ob wir ähnlich wie die Skandinavier nicht die Bildungsfinanzierungsfrage mit in eine Agenda 2015 oder 2010 nehmen müssen. Dies ist, glaube ich, ein Manko der bisherigen Bundesregierung, dass sie diese Frage auf die lange Bank schieben will. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Wir könnten darüber reden, ob eine Vermögenssteuer nicht insgesamt für dieses System der Bildung für die nachwachsende Generation eingesetzt werden kann. Wir könnten uns fragen, ob die Goldreserven, die wir ja demnächst veräußern müssen, ob die Zinsen daraus nicht entsprechend für Bildung eingesetzt werden, und wir müssen ganz dezidiert fragen, ob das bisherige System mit seinen unterschiedlichen Aufsichtsbehörden und Verwaltungsbehörden so viel Geld verschlingt, dass es nicht direkt denjenigen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, zugute kommt, sondern in der Verwaltung versackt.

    Honecker: Jetzt mal Karten auf den Tisch! Bislang wissen wir, eine Fachschulausbildung für Erzieherinnen, die bekommen nicht allzu viel. Was ist denn der Gehaltsunterschied, den Sie sich vorstellen, nachdem auch die Ausbildung an die Hochschule verlagert worden ist?

    Hocke: Also wenn eine Erzieherin, die jetzt nach einer fünfjährigen Ausbildung - zwei Jahre Berufsfachschule, zwei Jahre Fachschule, ein Anerkennungsjahr -, in die Praxis geht, dann bekommt sie in den neuen Bundesländern ungefähr mit 21 Lebensjahren eine 6b, das sind 1.200 Euro bei einer vollen Stelle. Da viele Kollegen nur 30 Stunden arbeiten, liegen wir ungefähr bei 900 Euro. Wir müssen dahin kommen, dass wir in der Eingangsvergütung mindestens in die 5b kommen. Das würde bedeuten für den Anfang 1.300, 1.400 Euro. Das wäre der Einstieg für die Fachhochschulausbildung. Langfristig sagt man, muss es gelingen, die Gehälter von Pädagogen anzugleichen nach oben, von den Erziehern zu den Grundschullehrern hin. Das ist das Niveau, auf das wir uns langfristig in dieser Gesellschaft zu verständigen haben.