Samstag, 20. April 2024

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Beteigeuze und die Tradition der Sternbilder
Die arabische Achsel des Riesen

Der griechische Sternenhimmel des klassischen Altertums umfasste insgesamt achtundvierzig Sternbilder, vom Adler am Sommer- bis zu den Zwillingen am Winterhimmel. Ihre Namen stammten meist aus dem Reich der griechischen Mythen und Sagen.

Von Hermann-Michael Hahn | 04.03.2018
    Beteigeuze (im kleinen roten Kreis in der Mitte) hat bereits viel Gas ins All gepustet, wie dieses Komposit aus zwei Bildern zeigt.
    Beteigeuze, oder Betelgeuse, ist ein Riesenstern, der viel Material in den Weltraum verliert (ESO)
    Als die Römer die griechische Vorherrschaft ablösten, übernahmen sie deren Himmelsvorstellungen, wobei sie zahlreiche hellenistische Bezüge an ihre eigene Götterwelt adaptierten.
    So wurde zum Beispiel Zeus durch Jupiter ersetzt, Helios durch Sol und Ares durch Mars. Die Sternbildnamen dagegen blieben weitgehend unverändert.
    Als Europa nach dem Zerfall des römischen Reiches ins "finstere Mittelalter" abrutschte, entwickelten Araber und Perser die Kulturtraditionen fort.
    Vom Islam als neuer Antriebsfeder geprägt konnten sie mit dem Vielgötterhimmel der Griechen und Römer nicht viel anfangen, und so verloren die Sternbildnamen und die zugehörigen Sagen an Bedeutung.
    Beteigeuze ist die linke Achsel des Riesen, der den Stier (rechts oberhalb) bekämpft (Stellarium)
    Beteigeuze ist die linke Achsel des Riesen, der den Stier (rechts oberhalb) bekämpft (Stellarium)
    Dafür erhielten viele der helleren Sterne charakteristische Eigennamen, die sich bestenfalls an die antiken Vorlagen anlehnten.
    So nannten die Araber den hellen, rötlichen Stern im Orion Ibt al Jauzah – die "Achsel des Riesen". Durch zahlreiche Kopier- und Übertragungsfehler ist daraus schließlich Bet el Geuze und im weiteren Verlauf – zumindest im deutschsprachigen Raum – Beteigeuze geworden.
    Der offizielle und international gebräuchliche Name des Hauptsterns im Orion ist aber Betelgeuse. Die linke Achsel des Riesen strahlt jetzt nach Einbruch der Dunkelheit genau im Süden.