Zierer: Wir sind seid gestern betroffen mit der Produktion des 3er-BMWs, also alle unmittelbar von der Produktion abhängigen Mitarbeiter sind davon betroffen und sind jetzt seid gestern zu hause.
Zagatta: Wie viele sind das?
Zierer: Etwa 5000 Leute, die heute nicht arbeiten können.
Zagatta: Was bekommen Sie da jetzt für ein Echo als Betriebsratsvorsitzender und IG-Metall-Vertreter?
Zierer: Wir haben diese Situation, die sich ja letzte Woche angedeutet hat, ganz intensiv mit großen Teilen der Belegschaft besprochen - es ist für uns eine völlig neue Erfahrung. Wir sind mittelbar betroffen, das heißt, wir können nicht selber agieren, sondern nur reagieren, wir haben natürlich die Situation der Tarifauseinandersetzung im Osten auch im Vorfeld mit der Belegschaft besprochen und mehrheitlich steht die Belegschaft hinter den Forderungen, die 35-Stunden-Woche auch im Osten durchzusetzen, nicht zuletzt auch deshalb, weil wie Sie wissen, BMW ein großes Werk in Leipzig errichten wird, in Sachsen und wir als Belegschaften auch ein Interesse daran haben, dass in absehbarer Zeit auch hier in Fragen der Arbeitszeit gleiche Bedingungen zu den Werken in Bayern herrschen.
Zagatta: Hat denn Ihre Belegschaft tatsächlich auch Verständnis für den Streik und seine Auswirkungen?
Zierer: Es wird sicher welche geben, die eine unterschiedliche Meinung haben, aber nach vielen Gesprächen, die ich auch persönlich geführt habe, bin ich überzeugt, dass die Mehrheit Verständnis dafür hat. 13 Jahre nach dem Fall dem Mauer sollte diese Forderung jetzt zum Abschluss kommen. Das versteht unsere Belegschaft schon. Und eines darf man nicht vergessen: wir haben auch schon mehrere hundert Mitarbeiter aus dem Raum Leipzig hier im Regensburger Werk, in den bayerischen Werken sind es insgesamt schon über 1000 Mitarbeiter, die jetzt hier angelernt werden und die von dieser Frage unmittelbar betroffen sind. Da wird natürlich auch unter den Kollegen diskutiert.
Zagatta: Das heißt, es gibt wenig Unmut und Sie haben da ein relativ leichtes Spiel als Betriebsratsvorsitzender, das kann man sich doch eigentlich schwer vorstellen.
Zierer: Wissen Sie, es gibt natürlich Verunsicherung über die Frage der Entgeltzahlung, das ist jetzt das Problem, das wir lösen müssen. Aber wir sind dazu in einem intensiven Dialog auch mit dem Unternehmen BMW. Die Belegschaft ist ruhig, es ist keine explosive Stimmung. Man wartet jetzt ab, was passiert und wir setzen uns ja auch überall dafür ein, dass diese Verhandlungen und dieser Konflikt möglichst schnell zu einem Abschluss geführt wird.
Zagatta: Aber wenn die Arbeitgeber blocken, was wollen Sie dann machen?
Zierer: Wir sind jetzt erst mal ummittelbar betroffen, dann muss man mal schauen, wie lange sich dieser Konflikt noch in die Länge zieht. Ich hoffe und gehe davon aus, dass sich hier bald mal wieder die Vernunft durchsetzt und dass man dann hier zum Abschluss kommt, ähnlich wie in der Stahlindustrie. Diesen Abschluss, den wir im Übrigen ja für sehr fair halten.
Zagatta: Herr Zierer, Sie selbst waren ja bei einer Betriebsräteversammlung, die einberufen worden ist, der IG Metall in Frankfurt, da soll es ja zum Teil auch ganz heftige Kritik an der IG Metall-Führung gegeben haben. Welche Position haben Sie da bezogen?
Zierer: Dass man sich sicher darüber unterhalten muss über die Durchführung und Vorbereitung dieses Arbeitskampfes, aber diese Bewertung werden wir erst machen, wenn er abgeschlossen ist. Jetzt haben wir den Schwerpunkt diskutiert, was die nächsten Schritte sein werden und was zu tun ist, um hier möglichst schnell zu einem Abschluss zu kommen.
Zagatta: Was halten Sie denn von der Drohung der IG Metall-Führung, den Streik notfalls auch auf Westdeutschland auszuweiten?
Zierer: Ich kann Ihnen ja sagen, in der Diskussion, die wir gestern geführt haben, ist eigentlich ganz deutlich geworden, ökonomische Fragen stehen hier scheinbar nicht mehr im Vordergrund sondern es deutet alles auf eine starke politische Auseinandersetzung hin. Ich denke, es gibt ja auch Aussagen, dass hier die historische Chance besteht, der IG Metall eine vernichtende Niederlage zuzufügen und wenn dies so ist, dann wird die Öffentlichkeit in Deutschland erleben, wie die IG Metall zusammensteht und dann wird es auch zu Solidaritätsaktionen kommen.
Zagatta: Aber es ist ja nicht nur die Arbeitgeberseite, die IG Metall kommt ja in diesen Tagen in der ganzen öffentlichen Meinung ziemlich schlecht weg, da gibt es relativ wenig Verständnis für diesen Streik. Haben Sie denn nicht teilweise die Befürchtung, dass da auch ganz leicht Arbeitsplätze in osteuropäische Nachbarländer abwandern könnten?
Zierer: Es gibt in der Tat ein Vermittlungsproblem, da haben Sie recht. Das ist da und dort ausgeprägter, wir erleben es hier unserem Betrieb nicht so und wenn man sich mit dem Prozess der Abwanderung in die östlichen Länder auseinandersetzt, sage ich mal, jeder Unternehmer, der in der Vergangenheit die Chance gesehen hat, im Osten günstiger zu produzieren, der hat diese Chance wahrgenommen. Ich habe den Prozess miterlebt, als es um die Ansieldung des neuen Werkes ging und da waren auch tschechische Standorte im Gespräch und da kann ich Ihnen sagen, dass Kosten nicht nur im Vordergrund standen, sondern dass es für die Ansiedlung auch ganz andere Argumente gibt, also Rechtssicherheit beispielsweise, das Qualifikationsniveau, das worum uns im Ausland immer so viele beneiden, die duale Ausbildung, die Qualifikation, die diese Belegschaften mitbringen. Die Frage der Kosten spielt natürlich eine Rolle, aber sie ist ein Faktor, der zu solchen Entscheidungen führt. Ich denke, das ist natürlich jetzt auch ein gewisser Theaterdonner, diese Frage der Kosten wird hier sehr stark in den Vordergrund gedrängt. Sie ist wichtig, sicher, aber sie ist für Industrieansiedlungen nicht die allein entscheidende.
Zagatta: Werner Zierer, Betriebsratsvorsitzender im Regensburger BMW-Werk.
Zagatta: Wie viele sind das?
Zierer: Etwa 5000 Leute, die heute nicht arbeiten können.
Zagatta: Was bekommen Sie da jetzt für ein Echo als Betriebsratsvorsitzender und IG-Metall-Vertreter?
Zierer: Wir haben diese Situation, die sich ja letzte Woche angedeutet hat, ganz intensiv mit großen Teilen der Belegschaft besprochen - es ist für uns eine völlig neue Erfahrung. Wir sind mittelbar betroffen, das heißt, wir können nicht selber agieren, sondern nur reagieren, wir haben natürlich die Situation der Tarifauseinandersetzung im Osten auch im Vorfeld mit der Belegschaft besprochen und mehrheitlich steht die Belegschaft hinter den Forderungen, die 35-Stunden-Woche auch im Osten durchzusetzen, nicht zuletzt auch deshalb, weil wie Sie wissen, BMW ein großes Werk in Leipzig errichten wird, in Sachsen und wir als Belegschaften auch ein Interesse daran haben, dass in absehbarer Zeit auch hier in Fragen der Arbeitszeit gleiche Bedingungen zu den Werken in Bayern herrschen.
Zagatta: Hat denn Ihre Belegschaft tatsächlich auch Verständnis für den Streik und seine Auswirkungen?
Zierer: Es wird sicher welche geben, die eine unterschiedliche Meinung haben, aber nach vielen Gesprächen, die ich auch persönlich geführt habe, bin ich überzeugt, dass die Mehrheit Verständnis dafür hat. 13 Jahre nach dem Fall dem Mauer sollte diese Forderung jetzt zum Abschluss kommen. Das versteht unsere Belegschaft schon. Und eines darf man nicht vergessen: wir haben auch schon mehrere hundert Mitarbeiter aus dem Raum Leipzig hier im Regensburger Werk, in den bayerischen Werken sind es insgesamt schon über 1000 Mitarbeiter, die jetzt hier angelernt werden und die von dieser Frage unmittelbar betroffen sind. Da wird natürlich auch unter den Kollegen diskutiert.
Zagatta: Das heißt, es gibt wenig Unmut und Sie haben da ein relativ leichtes Spiel als Betriebsratsvorsitzender, das kann man sich doch eigentlich schwer vorstellen.
Zierer: Wissen Sie, es gibt natürlich Verunsicherung über die Frage der Entgeltzahlung, das ist jetzt das Problem, das wir lösen müssen. Aber wir sind dazu in einem intensiven Dialog auch mit dem Unternehmen BMW. Die Belegschaft ist ruhig, es ist keine explosive Stimmung. Man wartet jetzt ab, was passiert und wir setzen uns ja auch überall dafür ein, dass diese Verhandlungen und dieser Konflikt möglichst schnell zu einem Abschluss geführt wird.
Zagatta: Aber wenn die Arbeitgeber blocken, was wollen Sie dann machen?
Zierer: Wir sind jetzt erst mal ummittelbar betroffen, dann muss man mal schauen, wie lange sich dieser Konflikt noch in die Länge zieht. Ich hoffe und gehe davon aus, dass sich hier bald mal wieder die Vernunft durchsetzt und dass man dann hier zum Abschluss kommt, ähnlich wie in der Stahlindustrie. Diesen Abschluss, den wir im Übrigen ja für sehr fair halten.
Zagatta: Herr Zierer, Sie selbst waren ja bei einer Betriebsräteversammlung, die einberufen worden ist, der IG Metall in Frankfurt, da soll es ja zum Teil auch ganz heftige Kritik an der IG Metall-Führung gegeben haben. Welche Position haben Sie da bezogen?
Zierer: Dass man sich sicher darüber unterhalten muss über die Durchführung und Vorbereitung dieses Arbeitskampfes, aber diese Bewertung werden wir erst machen, wenn er abgeschlossen ist. Jetzt haben wir den Schwerpunkt diskutiert, was die nächsten Schritte sein werden und was zu tun ist, um hier möglichst schnell zu einem Abschluss zu kommen.
Zagatta: Was halten Sie denn von der Drohung der IG Metall-Führung, den Streik notfalls auch auf Westdeutschland auszuweiten?
Zierer: Ich kann Ihnen ja sagen, in der Diskussion, die wir gestern geführt haben, ist eigentlich ganz deutlich geworden, ökonomische Fragen stehen hier scheinbar nicht mehr im Vordergrund sondern es deutet alles auf eine starke politische Auseinandersetzung hin. Ich denke, es gibt ja auch Aussagen, dass hier die historische Chance besteht, der IG Metall eine vernichtende Niederlage zuzufügen und wenn dies so ist, dann wird die Öffentlichkeit in Deutschland erleben, wie die IG Metall zusammensteht und dann wird es auch zu Solidaritätsaktionen kommen.
Zagatta: Aber es ist ja nicht nur die Arbeitgeberseite, die IG Metall kommt ja in diesen Tagen in der ganzen öffentlichen Meinung ziemlich schlecht weg, da gibt es relativ wenig Verständnis für diesen Streik. Haben Sie denn nicht teilweise die Befürchtung, dass da auch ganz leicht Arbeitsplätze in osteuropäische Nachbarländer abwandern könnten?
Zierer: Es gibt in der Tat ein Vermittlungsproblem, da haben Sie recht. Das ist da und dort ausgeprägter, wir erleben es hier unserem Betrieb nicht so und wenn man sich mit dem Prozess der Abwanderung in die östlichen Länder auseinandersetzt, sage ich mal, jeder Unternehmer, der in der Vergangenheit die Chance gesehen hat, im Osten günstiger zu produzieren, der hat diese Chance wahrgenommen. Ich habe den Prozess miterlebt, als es um die Ansieldung des neuen Werkes ging und da waren auch tschechische Standorte im Gespräch und da kann ich Ihnen sagen, dass Kosten nicht nur im Vordergrund standen, sondern dass es für die Ansiedlung auch ganz andere Argumente gibt, also Rechtssicherheit beispielsweise, das Qualifikationsniveau, das worum uns im Ausland immer so viele beneiden, die duale Ausbildung, die Qualifikation, die diese Belegschaften mitbringen. Die Frage der Kosten spielt natürlich eine Rolle, aber sie ist ein Faktor, der zu solchen Entscheidungen führt. Ich denke, das ist natürlich jetzt auch ein gewisser Theaterdonner, diese Frage der Kosten wird hier sehr stark in den Vordergrund gedrängt. Sie ist wichtig, sicher, aber sie ist für Industrieansiedlungen nicht die allein entscheidende.
Zagatta: Werner Zierer, Betriebsratsvorsitzender im Regensburger BMW-Werk.