Mittwoch, 24. April 2024

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Beucke nach Ocean-Race-Debüt
"Im Segeln sind wir komplett equal"

Susann Beucke hat beim berühmten Ocean Race ihr Debüt beim Hochseesegeln gefeiert. Die Olympia-Seglerin will dabei auch eine Vorbildrolle einnehmen: Segeln sei ein idealer Sport, um Frauen zu ermutigen und Gender-Equality voranzubringen, sagte sie im Deutschlandfunk.

Susann Beucke im Gespräch mit Matthias Friebe | 04.03.2023
Olympia-Seglerin Susann Beucke bei einem offiziellen Termin in Hamburg
Olympia-Seglerin und Vorkämpferin für Frauen im Hochsegeln: Susann Beucke (picture alliance / PublicAd / Stefan Hoye)
Susann Beucke, Silbermedaillengewinnerin bei Olympia in Tokio im 49er FX, feierte ein glänzendes Offshore-Debüt beim Ocean Race: Bei der zweiten Etappe der Weltumseglung von den Kapverden nach Kapstadt feierte Beucke auf der Schweizer Holcim-Yacht den Sieg.

Beucke: "Hochseesegeln wie Rallye Dakar"

Das Hochseesegeln sei im Vergleich zum Olympia-Segeln eine völlig neue Herausforderung, sagte Beucke im Interview mit dem Deutschlandfunk, es sei ein bisschen wie bei der Formel 1 und Rallye Dakar: "Das Olympische Segeln ist wie die Formel 1, es geht darum, schnell und hart zu fahren. Das Offshore-Segeln lässt sich gut mit der Rallye Dakar vergleichen, es geht auch um Höchstleistungen, aber eben über eine längere Distanz. Es ist viel abenteuerlicher."
Die besondere Herausforderung beim Hochsee-Segeln sei es, seine Leistung unter extrem strapaziösen Bedingungen abzurufen: "Man muss mit sehr wenig von dem auskommen, was dem Menschen eigentlich gut tut. Das Essen ist schlecht, der Schlaf ist noch schlechter, ungefähr drei bis vier Stunden am Tag. Und wir haben natürlich auch keine richtigen Betten, sondern Rohrkojen." Man brauche schon ein gewisses Maß an Mut und Verrücktheit, so Beucke.

Olympia-Seglerin Beucke: Vorbildfunktion für Frauen, nicht nur im Sport

Der Start beim Ocean Race ist für die Kielerin zugleich die nächste Etappe auf einer eigenen Mission: Sie hat eine eigene Kampagne mit dem Namen "This race is female" gestartet. Eine Kampagne, die Frauen die Kraft soll, "Dinge zu tun, die sich vorher nicht getraut haben", so Beucke: "Es geht darum, Frauen einerseits zu motivieren, im Segelsport über ihre eigenen Grenzen hinauszuwachsen. Aber auch in anderen persönlichen Zielen, die beruflich sind oder privater Natur. Denn ich glaube, wir Frauen haben immer noch mit viel mehr Hindernissen zu kämpfen, um unsere Ziele zu erreichen." Ihr Ziel ist es, 2028 bei der Vendée Globe zu starten, der Solo-Weltumseglung, bei der auch Boris Herrmann viele Menschen fürs Segeln begeistern konnte.
Beucke sieht sich ihre eigene Geschichte dabei als Vorbild. Mit ihrem Start beim Hochseesegeln, einem "Sport, der männerdominiert ist und in dem es wenig Frauen gibt" habe sie gezeigt, was möglich sei: "Im Segeln sind wir komplett equal. Es gibt keine Frauenwertung. Es wird auch kein großer Hehl daraus gemacht, dass man eine Frau ist. Deswegen ist das Segeln ein unheimlich cooler Sport, um Gender-Equality voranzubringen und Frauen zu ermutigen."