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Bevor das Wasser knapp wird

Umwelt. - Das Projekt GLOWA ? Global Water ? ging aus dem Global Change Programm des Bundesforschungsministerium hervor und untersucht anhand von mehreren exemplarischen, überregionalen Wassereinzugsgebieten, wie Wasserkonflikte entstehen und wie Klimawandel, wirtschaftliche Entwicklung und Bevölkerungswachstum darauf Einfluss nehmen. In einem interdisziplinären Ansatz werden dabei meteorologische, agrarwissenschaftliche, ökologische, hydrologische, soziale, ökonomische und kulturelle Daten zusammengetragen und daraus mehrere praktischer Handlungsvarianten ausgearbeitet, die den politisch Verantwortlichen vorgelegt werden sollen. Vom 6. bis 8. Mai findet an der Ludwig-Maximilians-Universität in München eine Statuskonferenz zu den Ergebnissen der einzelnen Teilprojekte statt.

    Professor Wolfram Mauser, Geograph an der Universität München, organisiert die GLOWA-Konferenz, auf der noch bis Mittwoch die aktuellen Ergebnisse der Teilprojekte Jordan, Elbe, Donau, Draa/Oueme in Marokko und Benin sowie Volta vorgestellt und diskutiert werden. Die Konflikte ums Wasser sind alt. So liegen Israel und Jordanien miteinander im Streit um das Jordanwasser und zwischen der Türkei und dem Irak gibt es seit langem Auseinandersetzungen um den Euphrat. Der Kampf um das überlebenswichtige Wasser wird sich aber noch verschärfen, angefacht durch den Klimawandel, wirtschaftliche Entwicklung oder Bevölkerungswachstum. Mauser liefert dazu ein Beispiel aus Afrika: "Es ist zu erwarten, dass sich beispielsweise im Einzugsgebiet des Voltaflusses das Klima und damit auch die Zyklen von Regen- und Trockenzeiten ändern werden. Damit wird der Niederschlag nicht mehr so zuverlässig sein wie heute. Schon jetzt treten immer wieder Trockenzeiten auf, aber möglicherweise werden sie sich in Zukunft noch verstärken." Auf jeden Fall sei die Situation eine Bedrohung der Entwicklung in diesen Ländern.

    Betroffene Anrainerstaaten sind Mali, Burkina Faso, Ghana und die Elfenbeinküste. Selbst wenn im langjährigen Durchschnitt künftig nicht weniger Regen fallen sollte, spekuliert Wolfram Mauser, würden mit dem Klimawandel die Niederschläge unregelmäßiger kommen. Zwangsläufig müssten die Wassernutzer also künftig mehr Geld in Speichereinrichtungen investieren. Doch die Mittel dafür fehlen in diesen Ländern, die ohnehin am Tropf der Entwicklungshilfe hängen. Daher stehen nachhaltige und vor allem machbare Lösungsszenarien an vorderster Stelle des Interesses bei dem interdisziplinären Treffen in München. Doch neben engen und schwierig zu lösenden, wirtschaftlichen Fragestellungen entstehen auch gefährliche und schlecht vorhersehbare Komplikationen. So ist der Volta in Ghana auf viele hundert Kilometer für Wasserkraftwerke aufgestaut. Unter der heißen afrikanischen Sonne ist das jedoch eine ideale Brutstätte für viele Arten gefährlicher Krankheitserreger.

    Ein weiterer Aspekt ist die lange bestehende Verfeindung vieler betroffener Nachbarstaaten. Auch sollen die in GLOWA gewonnenen, umfangreichen Gutachten nicht auf Nimmerwiedersehen in Schubladen der Anrainer-Regierungen landen. Daher bemühen sich die Forscher, die verhärteten, zwischenstaatlichen Fronten aufzubrechen. "Eine Identifikation der Konflikte ist noch am ehesten unter Wissenschaftlern machbar, weil alle zusammen versuchen, die Auseinandersetzung so neutral wie möglich zu formulieren." Wolfram Mauser hegt die Hoffnung, dass deutsche Gruppen durch eine behutsame Kooperation auf wissenschaftlicher Ebene zwischen den Beteiligten zu vermitteln.

    [Quelle: Florian Hildebrand]