Donnerstag, 28. März 2024

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Biathlon Weltverband (IBU)
Präsident Dahlin startet mit großem Vertrauensvorschuss ins Amt

Der Biathlonweltverband IBU hat einen neuen Präsidenten: den Schweden Olle Dahlin. Nach dem Skandal um das russische Staatsdoping und den Korruptionsvorwürfen gegen den ehemaligen Präsidenten Anders Besseberg und IBU-Generalsekretärin Nicole Resch soll Olle Dahlin nun die so dringend benötigte Wende einleiten.

Von Josef Opfermann | 08.09.2018
    Es geht jetzt darum, die Führung und Transparenz des Verbands zu verbessern, sagt Olle Dahlin.
    Mit 39 zu 12 Stimmen gewann Olle Dahlin die Wahl zum Präsidenten des Biathlonweltverbandes IBU. (imago)
    Mit diesem Ergebnis hatte Olle Dahlin wohl selbst nicht gerechnet. Mit 39 zu 12 Stimmen gewann er die Wahl zum Präsidenten des Biathlonweltverbandes IBU. Seine Kontrahentin die Lettin Baiba Broka, konnte nur höflich gratulieren.
    Dieses Ergebnis: ein mächtiger Vertrauensvorschuss für den Schweden. Er soll den krisengeschüttelten Weltverband in eine neue Zeit führen - nach dem Skandal um das russische Staatsdoping und Korruptionsvorwürfen gegen hochrangige Verbandsvertreter.
    Größte Krise des IBU
    "In 25 Jahren IBU-Geschichte war das die größte Krise, die der Biathlonsport erlebt hat. Aber wir werden sie nutzen. Ich sage immer: Wenn du unten angekommen bist geht es irgendwann wieder bergauf und das ist mein Plan."
    Nach vier Jahren als Vizepräsident des Verbandes lenkt Dahlin ab jetzt selbst das Geschehen. Für wen der Deutsche Skiverband gestimmt, da hielt sich Präsident Franz Steinle bedeckt.
    "Wir haben uns dann letztendlich zusammengesetzt mit der Organisation der Alpenländer, haben uns auf einen Vorschlag geeinigt und aus unserer Sicht hat nun mehr der Richtige gewonnen."
    Vor der Wahl hatte Steinle noch Sympathien für die lettische Kandidatin durchscheinen lassen. Am neuen Präsidenten Olle Dahlin gab es hinter den Kulissen vorab mitunter Zweifel. Kritiker warfen Dahlin vor: Er sei ein Vertreter aus alten Zeiten, hegten Zweifel an seinem Reformwillen. Gerade weil er mit Ex-Präsident Anders Besseberg zusammen im Vorstand saß. Besseberg hatte im Frühjahr 2018 wegen Korruptionsvorwürfen seinen Posten verlassen. Parallel dazu war die deutsche Generalsekretärin Nicole Resch vom Verband freigestellt worden - ebenfalls wegen Korruptionsvorwürfen. Sowohl Besseberg als auch Resch bestreiten sämtliche Vorwürfe.
    Mehr Transparenz und strikter Kampf gegen Doping
    Olle Dahlin sagt jetzt, er wolle als neuer Präsident Transparenz leben und für einen strikten Anti-Doping-Kampf einstehen. Vor allem im Umgang mit Fällen aus dem russischen Dopingskandal. Erst kurz vor der Wahl waren Ermittlungen in vier weiteren Dopingfällen gegen russische Biathleten bekannt geworden.
    "Es liegt noch eine Menge Arbeit vor uns, aber wir haben entschieden, erst einmal die schwerwiegenden Fälle zu bearbeiten.
    Daran mitarbeiten soll auch künftig der deutsche Skiverbandspräsident Franz Steinle. Den angestrebten Posten des Ersten Vizepräsidenten bekam er zwar nicht, wurde aber in den neuen Vorstand gewählt. Dort hat er große Ziele.
    "Zum Einen, den Kampf gegen Doping zu verbessern. Good Governance regeln zu schaffen. Aus meiner Sicht ist auch notwendig, die kompletten Regelwerke der IBU zu überarbeiten, die sind doch in die Jahre gekommen.
    Schärferer Kurs gegen Russland
    Und noch eine Entscheidung hat der Kongress gefällt: Der russische Verband bleibt weiterhin nur provisorisches Mitglied der IBU. Heißt: Russische Athleten dürfen zwar in den großen Wettbewerben starten, allerdings darf ihre Nation keine Wettbewerbe ausrichten und hat auch kein Stimmrecht im Verband. Mit 29 zu 20 Stimmen wurde Russlands provisorischer Mitgliedsstatus verlängert. Olle Dahlin begründet die Entscheidung so:
    "Sie sind nicht WADA konform. Das ist das Erste. Das ist eine Sache der WADA. Und wenn das erfüllt ist werden wir entscheiden, was zu tun ist."
    Russland erkennt nach wie vor den McLaren-Report nicht an. Auch wird der Zugang zum Moskauer Anti-Doping-Labor verwehrt. Beides aber sind Voraussetzungen für eine Wiedereingliederung der russischen Anti-Doping-Agentur. Klar scheint jetzt zu sein: Die IBU fährt einen schärferen Kurs gegen Russland als das bisher der Fall war.