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Bildhauer und Maler kaum zu sehen
Enttäuschende Himmels-Künstler

Noch drei Wochen lang hat die documenta ihre Tore geöffnet. Auch unter den 88 Sternbildern gibt es zwei Künstler – der eine ist der Bildhauer, der nach Mitternacht tief über den Südhimmel zieht.

Von Dirk Lorenzen |
Die Galaxie NGC 253 im Bildhauer.
Eine der hellsten und schönsten Galaxien am Himmel: NGC 253 im Bildhauer. (ESO)
Selbst von einem perfekt dunklen Standort aus sind in dieser Himmelsgegend nur eine Handvoll schwacher Sterne zu erkennen.
Der französische Astronom Nicolas Louis de Lacaille hatte entweder eine mehr als blühende Fantasie oder er war ein extremer Kunstnarr. Jedenfalls meinte er Mitte des achtzehnten Jahrhunderts hier eine Bildhauerwerkstatt zu erkennen.
Auf alten Sternkarten ist ein Arbeitstisch mit einer Büste darauf abgebildet. Später wurde der Name dieses unscheinbaren Sternbilds zum Bildhauer abgekürzt, lateinisch Sculptor.
So leuchtschwach der Bildhauer auch sein mag: In diesem Sternbild befindet sich ein wahres himmlisches Kunstwerk – NGC 2 5 3, die nach Andromeda zweithellste Spiralgalaxie am Firmament.
Von der Erde aus blicken wir fast genau auf die Kante dieses Objekts. Die schmale Galaxie im Bildhauer sieht passenderweise fast wie ein Keil oder Meißel aus.
Der zweite Künstler ist der Maler, Pictor. Auch hier hat Lacaille aus einigen sehr schwachen Sternen kunstvoll eine Figur gezeichnet. Der Maler steigt nur in Gegenden südlich der Breite der Kapverden hoch genug über den Horizont – bei uns ist er unsichtbar.
Das Firmament ist voller faszinierender Kunstwerke der Natur: helle Sterne, Nebel, Galaxien, Sternhaufen. Aber ausgerechnet die beiden Kunst-Figuren am Himmel sind schlicht enttäuschend.