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Bildungsentscheidungen
Eltern unter großem Druck

Viele Eltern von Schulkindern sind heute überfordert. Der Stress kommt von innen, sagt jede zweite befragte Mutter. Dabei seien es oftmals die eigenen Ansprüche, die für den entsprechenden Druck sorgen. Bei bevorstehenden Bildungsentscheidungen fühlen sich viele Erziehungsberechtigte alleingelassen.

12.01.2015
    Der Schatten einer Familie, die sich an der Hand hält.
    Nur drei Prozent der befragten Väter sehen sich als hauptverantwortlich für die Erziehung ihres Kindes, bei den Müttern sind es 62 Prozent. (picture-alliance / dpa / Markus C. Hurek)
    Die Erwartungen an Eltern sind heute höher als früher – das sagen zwei Drittel der befragten Eltern, die Schulkinder im Alter von 9 bis 12 haben. So müssen Mütter und Väter heute viele Bildungsentscheidungen treffen. Staatlicher oder kirchlicher Kindergarten? Kleine oder große Kita? Altersgemischte Gruppe oder nicht? Montessori- oder Waldkindergarten? Schon bei den Kleinsten ist die Auswahl schwer, bei der Entscheidung über die weiterführende Schule sind viele Eltern überfordert. Zumal die gesellschaftlichen Ansprüche an Erziehung und Bildung von Kindern gestiegen sind. Vielen Eltern fehle die nötige Gelassenheit, sagt Marie-Luise Lewicki, Chefredakteurin der Zeitschrift Eltern.
    "Wenig erstaunlicherweise fühlen sich Eltern unter großem Druck, eben nicht nur unter Zeitdruck, sondern tatsächlich unter Druck. Die Stressoren sind sehr interessant, weil ganz oben in der Hitliste stehen die eigenen Ansprüche."
    Innerer Stress
    Der Stress kommt von innen – so sagt jede zweite befragte Mutter, es seien die eigenen Ansprüche, von denen sie sich unter Druck gesetzt fühle. Viele zweifeln an sich selber, fühlen sich überfordert. Der Soziologe Heinz Bude hat die Erfahrung gemacht,
    "Dass sich sehr viele Eltern heute mit der Frage von Bildungsentscheidungen für ihre Kinder, die sie treffen müssen, ziemlich alleingelassen fühlen. Sie können ihr Kinder nicht mehr in der Schule abgeben und dann wird schon was. Man muss Entscheidungen treffen vom Kindergarten bis zur Universität. Und diese Ansprechpartner, die einen beruhigen können, in dem was man macht, die gibt es heute ganz wenige nur noch."
    Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz
    Ein positives Ergebnis: Die Studie legt nahe, dass mehr Eltern als früher Familie und Beruf problemlos unter einen Hut bringen können. Hier hat sich der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz, also der Ausbau der Kinderbetreuung und das Umdenken bei Arbeitgebern – Stichwort flexible Arbeitszeit und Teilzeit – offenbar ausgezahlt. Marie-Luise Lewicki:
    "Jahrelang hat sich die Diskussion konzentriert auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das wurde als Hauptproblem dargestellt in dieser frühen Kinderphase. Jetzt sagen aber 78 Prozent der erwerbstätigen Eltern, dass sie selten oder nie Ärger hatten und 75 Prozent sind mit ihrer Arbeitszeitregelung zufrieden."
    Wenig verändert hat sich allerdings bei der Arbeitsteilung zwischen Müttern und Vätern. Nur 3 Prozent der befragten Väter sehen sich als hauptverantwortlich für die Erziehung ihres Kindes, bei den Müttern sind es 62 Prozent.