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Bildungskongress
Berliner Ganztagsschulen und ihre Erfolgsrezepte

Mehr als die Hälfte aller deutschen Schulen haben mittlerweile bis in den Nachmittag geöffnet. Ganztagsschulen nützen nicht nur den Kindern, sondern auch den Eltern, sagt Daniela Schadt, Schirmherrin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.

Von Anja Nehls | 06.12.2013
    Jennifer, Max und Fanny stehen stolz vor einer bunten Stellwand und präsentieren ihre Schule. Die GTS-Sekundarschule Friedrichstadt in Wittenberg in Sachsen-Anhalt, eine Ganztagsschule. Jeden Tag geht es um halb acht los. Verbindlich geht der Unterricht dann bis zehn vor drei, danach gibt es freiwillige Angebote, sagt Jennifer:;
    "Wir können zum Beispiel basteln wir können Sportaktivität machen in der Turnhalle, Tischtennis spiele, alles so was, das kriegen wir alles angeboten, sodass wir unserer Freizeit mit eingebunden haben im Schultag."
    Nicht nur die Freizeit. Auch die Hausaufgaben werden zu Schulaufgaben, schwärmt Fanny
    "Wir haben eine eigene Lernzeit, die geht 50 Minuten und das ist der Vorteil, dass wir dann mehr Freizeit haben. Wir haben länger Unterricht, machen aber unserer Hausaufgaben in der eigenen Lernzeit und deshalb haben wir dann auch keine Hausaufgaben auf."
    Das finden nicht nur die Schüler gut, sondern auch die Eltern. Ansonsten ist die verbindliche Zeit, die an der Schule verbracht wird auch nur eine halbe Stunde länger als an einem durchschnittlichen Gymnasium ohne Ganztagsbetrieb. Unter Ganztagsbetrieb versteht jede Schule und jedes Bundesland etwas anderes. Lothar Potthoff, Leiter Schule Ebsdorfer Grund in Hessen findet das schade:
    "Eigentlich wäre Ganztagsschule, und da sind wir wohl auf dem Weg, ich denke bundesweit eine Situation, die wir noch zu wenig haben: Ganztagsschule heißt auch Regelunterricht nachmittags, Angebote am Vormittag, Möglichkeit verschiedenen Situationen im Vormittagsbereich verpflichtend zu nutzen. Das schaffen wir aber bisher von den Ressourcen nur an einem maximal zwei Tagen."
    Bei ihm gibt es einmal in der Woche Pflichtunterricht bis Viertel vor vier, ansonsten freiwillige Angebote. 15.000 Schulen in Deutschland, mehr als die Hälfte aller Schulen - haben mittlerweile bis in den Nachmittag geöffnet. Als gebundene, teilweise gebundenen oder offene Ganztagsschule – je nach Unterrichtsverpflichtung. 2001 waren es lediglich 16 Prozent. Stefan Dorgerloh, der Präsident der Kultusministerkonferenz findet diese Entwicklung gut:
    "Das ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, die wird fortgehen und ich glaube, die Ganztagsschule wird in ein paar Jahren der Normalfall für viele Schulen sein. Also hier müssen wir dranbleiben. Es ist im Koalitionsvertrag nicht so erwähnt, wie sich das viele Länderkollegen vorgestellt haben. Hier müssen Wege gefunden werden, wie die Länder hier dauerhaft in den Finanzen unterstützt werden, dass sie auch die sozialen Aufgaben, die Schule längst übernommen hat, auch tragen und ausgestalten können."
    Ganztagsschulen nützen nicht nur den Kindern, sondern auch den Eltern, sagt Daniela Schadt, die Schirmherrin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Auf dem Berliner Kongress hat sie sich über die verschiedenen Konzepte von Ganztagsschulen informiert.
    "Ich denke auch, dass die neuesten Ergebnisse der Pisa Studie gezeigt haben, das Ganztagsschule ein erfolgreiches Konzept sein kann. Es ist natürlich immer die Frage, wie es umgesetzt wird, einfach nur länger Schule nach Schema F das kann es nicht sein. Aber wie man auch hier auf dem Kongress und in der Ausstellung sieht, gibt es ganz unglaublich viele sehr kreative Konzepte den Kindern auch wirklich eine erfüllte Zeit zu ermöglichen."
    Den ganzen Tag diskutieren heut noch in Berlin 1300 Vertreter aus den Bildungsverwaltungen, der Politik, Lehrer, Schüler und Schulleiter über die zukünftige Ganztagsschulentwicklung.