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Bildungssystem
Der schwere Weg vom Beruf an die Uni

Wer einmal einen Beruf gelernt hat, tut sich nach wie vor schwer, später noch an die Uni zu wechseln. Einiges ist in Bewegung, aber noch zu wenig - lautet deshalb auch der Tenor auf dem Jahreskongress des Bundesinstituts für Berufsbildung.

Von Claudia van Laak | 18.09.2014
    Johanna Wanka ist ungeduldig. Die duale Berufsausbildung auf der einen, die Hochschulen auf der anderen Seite - für die CDU-Bundesbildungsministerin sind das zwei Systeme, die nach wie vor zu starr und geschlossen sind.
    "Wir sind in Deutschland richtig gut. Abe in Deutschland hängt es sehr davon ab, wo man startet. Deshalb ist die Frage der Durchlässigkeit sehr wichtig. Da haben wir noch Luft nach oben. "
    Ein Beispiel: Studieren ohne Abitur. Mittlerweile ist in allen Landeshochschulgesetzen verankert, dass diejenigen, die einen Berufsabschluss und einige Jahre Praxis nachweisen, auch ohne Abitur studieren können. Doch die Hochschulen bremsen - kritisiert Johanna Wanka.
    "Man kann jetzt in allen Bundesländern studieren mit beruflicher Qualifikation. Aber da muss man, bevor man studiert, ein Probesemester absolvieren oder eine Eingangsprüfung machen. Welcher gestandene Handwerker, welcher Tischler, der Design studieren will, wer ist in der Lage, eine Eingangsprüfung in Mathe zu bestehen."
    Hochschulen sollen Hürden senken
    Das Bundesinstitut für Berufsbildung sieht dies ähnlich. Präsident Friedrich Esser appelliert an die Hochschulen, die Hürden zu senken. Dabei geht es nicht nur um formale Studienvoraussetzungen. Die Frage ist auch: Muss ein Studium für einen frisch von der Schule kommenden Abiturienten nicht anders organisiert sein als für einen 25-Jährigen mit jahrelanger Berufserfahrung?
    "Keine Ausbildung im Handwerk, in den kaufmännischen Bereichen oder sonst wo darf eine Sackgasse sein. Das heißt, mit dem ersten Ausbildungstag muss ich auch theoretisch die Möglichkeit haben, studieren zu können. Mir geht es darum, die Offenheit der Bildungswege zu organisieren."
    Die Hochschulen möchten sich nicht vorwerfen lassen, eine Politik der Abschottung zu betreiben. Das Problem: Die Studentenschaft wird immer heterogener, darauf müssen sich Professoren und Dozenten jetzt schon einstellen - und dafür braucht es mehr Personal. Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz sagt: Jeder muss nach seinen Fähigkeiten entscheiden können:
    "Das ist, glaube ich, das Wichtigste: Deshalb bin ich ein großer Freund davon, Bildungsgänge für alle zu öffnen. Das Problem ist allerdings, man muss die Leute dann auch tatsächlich coachen."
    Stärkere individuelle Berufsberatung schon in der Schule, später dann eine Begleitung an der Hochschule - damit könnten auch die hohen Studienabbrecherquoten gesenkt werden.