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Billigflieger für Ostafrika

Ostafrika boomt. Die ersten Billigfluggesellschaften machen nun auch das bisher sehr teure Flugticket erschwinglich. Touristen und Geschäftsreisende profitieren davon.

Von Benno Müchler |
    Es ist noch dunkel draußen. Peter Kitula sitzt um fünf Uhr morgens am Julius-Nyerere-Flughafen von Dar es Salaam und wartet darauf, dass das Boarding beginnt. Der Bischof und Vorsitzende des Rats der Christen von Tansania ist auf dem Weg nach Muanza am Viktoriasee. Dorthin fährt er schon lange nicht mehr per Bus oder Bahn.

    "Die Zug- oder Busfahrt kostet viel Zeit und Kraft. Darunter würde meine Arbeit leiden."

    Muanza, Tansanias zweitgrößte Stadt, ist rund 1.000 Kilometer entfernt. Der Flug dauert nur 90 Minuten. Die Zugfahrt dagegen zweieinhalb Tage, die Busfahrt 14 Stunden, wenn eben alles gut geht. Doch es geht eben oft nicht alles gut. Die alte Lok ist empfindlich, die Fahrt auf Tansanias schlechten Straßen mit schlechten Bussen ist riskant. Inzwischen ist Fliegen eine preiswerte Alternative.

    "Ich habe im April einen Flug gebucht, der war noch billiger als der Bus. Ich glaube, ich habe den Minimalpreis bekommen, das hat mich sehr gefreut."

    Wer wie Kitula bei fastjet früh bucht, bezahlt für den Flug von Dar es Salaam nach Muanza inklusive Steuern nur 20,25 Euro. Die Busfahrt kostet umgerechnet 20,72 Euro. Inzwischen hat auch die Konkurrenz reagiert und ist mit ihren Preisen heruntergegangen.

    fastjet ist der erste Billigflieger in Ostafrika, wo Fliegen, wie in Afrika generell, nach wie vor sehr teuer ist. Für Kurzstrecken wie von Addis Abeba nach Djibouti zahlt man 300 Euro – one way. Für Langstrecken nicht selten 1.000 Euro – auch one way.

    Das ist ein erheblicher Nachteil, sowohl für die Tourismusbranche, von der viele afrikanische Länder wie Tansania abhängen sowie auch für Geschäftsleute - und sei es, die wie Kitula im Dienste des Herrn, innerafrikanisch herumreisen müssen.

    Hinter fastjet steht der gebürtige Zypriot Stelios Haji-Ioannou. Der ist Mitte der 1990er-Jahre durch die Gründung der erfolgreichen Billigfluggesellschaft easyjet bekannt geworden. fastjet bietet bislang nur zwei Verbindungen an: von Dar es Salaam entweder nach Muanza oder nach Arusha am Kilimandscharo, Afrikas höchstem Berg. Während das Unternehmen sein Netz aber bald schon über Tansanias Landesgrenzen hin ausweiten will, plant Kenya Airways derzeit mit JamboJet eine weitere Billigairline in Ostafrika. Auch Emirates Airlines kämpft um die Marktführerschaft und will sich dafür mit anderen afrikanischen Fluggesellschaften zusammentun.

    Der Preisnachlass auf Flugtickets für den Raum Ostafrika dürfte das Wachstum der Region zusätzlich ankurbeln, die bereits Afrikas dynamischste Region für den Augenblick ist.

    Ein halbes Jahr nach der Gründung erfreut sich fastjet in Tansania schon großer Beliebtheit. Pires Japhet, die im Finanzministerium von Muanza arbeitet, fliegt heute zum ersten Mal mit dem neuen Anbieter.

    "Ich arbeite in Muanza. Nach Dar es Salaam bin ich gekommen, um meine Familie zu besuchen. Jetzt fliege ich zurück nach Muanza. Und wenn ich dort ankomme, gehe ich direkt zur Arbeit."

    Wer dagegen mit dem Bus oder Zug fährt, muss sich nach der Ankunft von den Strapazen erst mal wieder erholen.