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Biomilchproduktion
Großmolkerei steigt aus

Die Nachfrage nach Biomilchprodukten steigt. Umso erstaunlicher die Meldung, dass eine Großmolkerei im Süden Baden-Württembergs aus der Biomilchverarbeitung aussteigt. Gründe dafür gibt es einige.

Von Thomas Wagner |
    Biomilch ade: Armin Reichert, Milchviehhalter aus dem oberschwäbischen Roggenzell, hat seine Produktion längst auf Biomilch umgestellt. Und jetzt das: Ausgerechnet die Großmolkerei, die er seit Jahren beliefert, stellt ihr Biosegment ein.
    "Es ist sehr schade, ja. Weil die Milch ist eigentlich von hier. Und das war immer unsere Idee, dass die Milch hier im Bodenseegebiet und im Hinterland verarbeitet wird, erfasst wird, vermarktet wird. Und es ist schade, dass man hier jetzt aussteigt."
    Der Aussteiger ist in diesem Fall in der nächstgrößeren Stadt, nämlich im Oberzentrum Ravensburg , zuhause. Dort hat die "Oberland-Milchverwertung GmbH" seit Jahrzehnten ihren Sitz; rund 4000 Milchbauern aus Süddeutschland liefern dort regelmäßig ihre Milch an. Viele waren wie vor den Kopf gestoßen, als sie dieser Tage erfuhren: Die "Omira" steigt aus dem Biosegment vollständig aus. Keine Annahme von Biomilch mehr, keine spezielle Vermarktung von Biomilch, ferner keine Herstellung von Biomilchpulver und auch kein Biokäse mehr - all dies soll unumstößlich ab Anfang Juli 2014 gelten. Dabei ist Omira-Geschäftsführer Ralph Wonnemann ganz grundsätzlich kein klassischer Bio-Gegner.
    "Überhaupt nicht. Meine Überzeugung ist für Bio."
    Doch die persönliche Überzeugung ist das eine, die Notwendigkeit, schwarze Zahlen zu schreiben, das andere. Und genau daran hapert es: Denn der Bioanteil macht an der Gesamtmenge der verarbeitenden Milch gerade mal 2,5 Prozent aus. Ein Großteil der angelieferten Milch verarbeitet die Omira zu Trockenprodukten wie Milchpulver – und da beginnt das Problem: Wird Biomilch verarbeitet, darf diese dabei nicht mit herkömmlicher Milch vermischt werden. Aber: Jedes Mal die Anlagen reinigen, freihalten für die Verarbeitung der Biomilch - das rechne sich nicht, so Geschäftsführer Ralph Wonnemann:
    "Die Anlagen sind eigentlich nicht dazu geschaffen, kleine Biomengen zu Milchpulver beispielsweise zu verarbeiten. Da haben sie sehr viel Kosten, bis sie die Anlagen umgestellt haben, bis wirklich Bio rauskommt, das ist nicht effizient."
    Ein Glas Mich wird gefüllt.
    Omira gehört zu den großen Milchproduzenten Süddeutschlands (AP)
    Hinzu komme ein weiterer Punkt: die Vermarktung. Biomilch lasse sich vor allem dann erfolgreich vermarkten, wenn sie als eigenständige Marke angeboten werde. Damit aber tut sich eine überwiegend konventionell arbeitende Großmolkerei schwer. Omira in Ravensburg versuchte in der Vergangenheit, den steigenden Biomilchbedarf großer Discounter zu bedienen. Doch auch dies erwies sich als schwieriges Unterfangen. Geschäftsführer Ralph Wonnemann:
    "Wenn sie keine eigene Marke haben, sondern Biomilch vermarkten müssen an den Lebensmittel-Einzelhandel, dann sind häufig die Aufschläge, die sie dafür bekommen vom Handel, nicht entsprechend hoch genug, um die Mehrkosten für die Biomilch und die Erzeugung der Biomilch zu bezahlen."
    Mit anderen Worten: Große Handelsketten drücken gerne bei Großanbietern wie der Omira auf den Preis, gerade bei Biomilch. An die Erzeuger bezahlt Omira dagegen sechs Cent pro Liter mehr als für herkömmliche Milch, nämlich 47 Cent. Ralph Wonnemann glaubt, dass aus all diesen Gründen auch andere Großmolkereien aus der Biomilch-Herstellung aussteigen. Nur bei solchen Unternehmen, die sich auf "Bio" spezialisiert haben und die sich ausschließlich Biomilch konzentrieren, sieht der Omira-Chef gute Geschäftsaussichten.
    "Wenn jemand ausschließlich nur Biomilch herstellt, dann erfasst er alle seine Erzeuger mit dem gleichen Tankwagen, weil da nur Biomilch drin ist. Das ist der eine Vorteil. Und der andere Vorteil ist der, dass sie gerade im Bereich Käse nicht solche Größenordnungen, solche großen Mengen nutzen müssen, weil sie einfach kleiner portionieren können in der Herstellung. Und das können Sie im Bereich Käse besser, als wenn Sie große Trockentürme nutzen müssen, wie das bei der Omira der Fall ist."
    Biomilch ist demnach zukünftig eine Domäne derjenigen Molkereibetriebe, die nicht auf große Mengen gehen, die sich ausschließlich auf Verarbeitung und Vermarktung von Biomilch spezialisiert haben. Diese Einschätzung teilen auch viele betroffene Biomilchbauern aus Süddeutschland. Der Aufschrei aus ihren Reihen gegen den Omira-Ausstieg aus dem Biosegment fällt dann auch verhalten aus. Armin Reichert, Biobauer aus Oberschwaben:
    "Wir müssen uns eine neue Biomolkerei suchen. Momentan haben wir eine gute Zeit erwischt. Die Biomilchnachfrage nimmt eigentlich stetig zu, auch in Deutschland, wohingegen die konventionelle Milch keine Zuwachsraten hat. Aber im Biobereich ist Nachfrage da. Und dementsprechend wird auch Milch gesucht von den anderen Biomolkereien."