
Dass so viele Menschen die Partei wählen, liege nicht daran, dass auf einmal alle Nazis geworden seien. Dies habe vielmehr mit realen Problemen und Ängsten zu tun, zum Beispiel mit dem Ukraine-Krieg und mit der Aufrüstung. Die AfD rede über die von Krisen durchzogene Gegenwart auf eine Art, die vielen Menschen mehr einleuchte, als die der anderen Parteien, sagte Kramer. Das müsse man sehr ernst nehmen. Zugleich wisse er, dass der Populismus im Vorteil sei, weil er Dinge vereinfache und skandalisiere. Und die Medien berichteten darüber, weil es gelesen werde, betonte der Bischof.
Kramer: Verweise auf den Verfassungsschutz fruchten nicht
Wenn er sage, dass der thüringische Landesverfassungsschutz offiziell festgestellt habe, dass die AfD gesichert rechtsextrem ist, entgegneten die Menschen: "Der Verfassungsschutz ist eine weisungsgebundene Behörde wie die Stasi früher und muss sagen, was die Regierungsparteien wollen." Damit sei sein sachliches Argument abgeräumt, sagte Kramer.
Aus Sicht des Bischofs gibt es einen harten Kern von AfD-Anhängern, der die Partei wählt, weil sie "in Teilen rechtsextrem ist". Das seien vielleicht niedrige zweistellige Prozente, aber sicher nicht die fast 40 Prozent, die sie in Mitteldeutschland nun gewählt hätten. Um die außerhalb des harten Kerns gehe es ihm bei der Suche nach Gesprächen besonders: "Obwohl ich niemanden verloren geben will. Ich rede auch mit jemandem, der ein gefestigtes rechtsextremes Weltbild hat."
Diese Nachricht wurde am 26.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.