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Bischofssynode
"Störmanöver" gegen Franziskus

Die Skandale in der katholischen Kirche haben Papst Franziskus bei der Bischofssynode in Rom eingeholt. Vor allem die Analogie eines afrikanischen Kardinals - "Nazifaschismus damals, Homosexuelle und IS heute" - sorgt für Empörung. Und dann ist da noch ein rätselhafter Protestbrief.

Von Tilmann Kleinjung | 14.10.2015
    Kardinal Robert Sarah, Wortführer der afrikanischen Bischöfe, auf dem Petersplatz in Rom
    Kardinal Robert Sarah, Wortführer der afrikanischen Bischöfe, auf dem Petersplatz in Rom (Imago)
    Kardinal Robert Sarah war einmal ein katholischer Hoffnungsträger, mit 34 Jahren der jüngste Bischof der Weltkirche. Heute gilt der 70-Jährige aus Guinea als Wortführer des konservativen Flügels in der Synode und als Sprecher der afrikanischen Bischöfe. Schon vor der Synode hat er diese auf seinen Kurs eingeschworen. Keine Kommunion für Katholiken, die zum zweiten Mal heiraten, kein Segen für homosexuelle Paare und eine eindeutige Verdammung der sogenannten Gender-Theorie:
    "Die katholische Welt wird heute heftig erschüttert von der westlichen Mentalität, vor allem was die Definition der Geschlechter betrifft."
    Das sagte Sarah bei einem Vortrag an einer päpstlichen Hochschule in Rom, unmittelbar vor der Synode. Da scheint der Mann Kreide gefressen zu haben. Sein Beitrag in der Synodenaula, der nun veröffentlicht wurde, ist ein verbaler Rundumschlag gegen die säkulare Welt und vor allem gegen den Westen dieser Welt: Die Kirche stehe zwischen IS- und Gender-Ideologie, behauptet der Kardinal. Beide seien desgleichen "dämonischen Ursprungs". "Was Nazifaschismus und Kommunismus im 20. Jahrhundert waren", so Sarah, "sind homosexuelle und Abtreibungs-Ideologien des Westens und Islamischer Fundamentalismus heute."
    "Nicht der richtige Mann"
    Dass die kulturellen Gräben in der Bischofsversammlung groß sind, war bereits vorher bekannt. Dass sich solche Abgründe in Rom auftun, das überrascht auch die Teilnehmer der Synode. Der Benediktiner-Abt Jeremias Schröder:
    "Jeder darf sprechen, wie er will und wohl auch wie er kann. Man muss aber erkennen, dass das nicht der richtige Mann ist, um als Wortführer der afrikanischen Bischöfe durchzugehen. Hier sind sehr verständige Männer, die mit Tiefgang und echter Sachkenntnis von der Kultur in der Welt sprechen. Und denen tut man Unrecht, wenn man die hinter das Banner von Kardinal Sarah stellt."
    Am meisten dürfte sich der Papst über die Worte des Kardinals geärgert haben. Sie überschatten eine Synode, von der sich Franziskus ausdrücklich eine Öffnung der Kirche erwartet und bei der er die Teilnehmer mehrfach aufgefordert hat, niemanden auszugrenzen und nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen.
    Protestbrief an Franziskus
    Dass es Widerstände gegen den Kurs des Papstes gibt, zeigt ein Protestbrief, in dem sich 13 konservative Kardinäle beim Papst über das Prozedere bei dieser Synode beschwerten. In der Zwischenzeit haben sich etliche, vermeintliche Unterzeichner von dem Schreiben distanziert. Der Präfekt der Glaubenskongregation Gerhard Ludwig Müller ließ offen, ob er den Brief unterschrieben hat und widersprach dem Verdacht, er würde Opposition gegen den Papst machen. Und Papstsprecher Federico Lombardi ist genervt, dass private Korrespondenz an die Öffentlichkeit gelangt.
    "Wer nach ein paar Tagen diesen Text und diese Unterschriftenliste veröffentlicht, beabsichtigt ein Störmanöver, das von den Urhebern nicht beabsichtigt war. Deshalb darf man sich davon nicht beeinflussen lassen."
    Da die Sitzungen der Synode nicht öffentlich sind, erhalten die Ereignisse am Rande des Bischofstreffens eine umso größere Bedeutung. Wie beispielsweise das Outing eines Mitarbeiters der Glaubenskongregation unmittelbar vor Beginn der Tagung. Ohne einen bestimmten Fall zu nennen, sah sich Papst Franziskus heute bei der Generalaudienz zu einer Entschuldigung genötigt.
    "Ich will euch im Namen der Kirche um Verzeihung bitten für die Skandale, die sich in den letzten Zeiten sowohl in Rom wie auch im Vatikan ereignet haben. Ich bitte um Vergebung."
    Die Synode wird noch länger für Schlagzeilen sorgen, die Hälfte der drei Wochen ist gerade erreicht. Spannend wird es am übernächsten Wochenende, wenn sich die Bischöfe auf ein Schlussdokument einigen müssen.