Donnerstag, 25. April 2024

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"Bitte lass mich frei" von Luis Ake
Zwei Stunden Baum anglotzen

Definitiv ein "Liebeskummeralbum" ist das Debüt von Luis Ake, das mit seinen NDW-Synthesizern, Elektrobeats und romantischen, aber nie kitschigen Lyrics bestechend stilsicher klingt. Das besungene "schillernde Mädchen" sieht er immer noch oft. "Es ist kompliziert", sagte der 24-jährige im Dlf.

Luis Ake im Corsogespräch mit Bernd Lechler | 30.11.2019
Auf dem Bild ist der Musiker Luis Ake zu sehen. Er liegt lasziv auf einer Matraze, die mit einem rosa Bettlaken bespannt wurde.
"Kleiner Gitarrenboy": Musiker Luis Ake (Barbara Von Woellwarth)
Bei Kummer ziehe er sich zurück – und das sei eben auch die Zeit, in der er Musik mache, sagt der gebürtige Stuttgarter, der seit längerem in Karlsruhe lebt. Die alte Geschichte vom Schmerz als Kreativkraft. "Ich sitze dann auch im Park und glotze zwei Stunden einen Baum an und denke über solche Sachen nach."
Wichtig sei ihm, dass alle Floskeln, um die man als Songtexter nicht herumkomme, von autobiographischen Fakten grundiert werden. Das Etikett "Schlagersänger", das er sich trotzdem gern gibt, sei nicht seine eigene Idee gewesen. "Aber es gibt da schon Parallelen – zum Beispiel verarbeitet jeder Song einen Herzschmerz."
Die Neue Deutsche Welle als Initialzündung
Dass seine Synthesizermusik eher nach den frühen 1980er-Jahren klingt, führt Ake auf den Einfluss der Neuen Deutschen Welle zurück. "In den fünf Jahren, in denen die so richtig am Brennen war, gab es viele Kellerproduktionen. Weil Synthesizer erschwinglich waren. Da sehe ich Parallelen zu mir selber, weil ich auch so bin. Ich nehme ja auch 'bei mir' auf."
Als Fan virtuoser Rockgitarristen wie Steve Vai hat Ake fleißig geübt, gelangte dann aber auf eher ungewöhnliche Weise zu Gitarristenruhm: Für befreundete Hip-Hop-Produzenten nahm er kleine Gitarrenparts auf, die sie als Samples weiterverkauften – und die tatsächlich auf millionenfach verkauften Produktionen von Stars wie Travis Scott oder Kanye West landeten. "Diese Zahlen sind so skurril, weil ich da als kleiner Gitarrenboy in meinem Zimmer sitze und diese schiefen Töne reinspiele, und dass das dann so eine Reichweite hat, damit hätte ich nie, nie, nie gerechnet."
Und jetzt weltberühmt werden
Luis Akes Eltern sind Gesangslehrerin und Gitarrenlehrer, der Vater vormals auch Studiobesitzer: Der habe ihm schon mit acht einen alten Apple-Laptop geschenkt. Später habe ihn auch das Aufwachsen mit zwei gescheiterten Musikern – "Sorry, Mama und Papa" – geprägt und den Wunsch angefacht, "weltberühmt" zu werden, erklärt Ake nicht ohne Koketterie. An dem Versuch sei er gerade noch dran. "Und jetzt sitze ich hier, und deshalb ist das alles gar nicht so verkehrt."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.