
Der Neue gibt sich kämpferisch: Natürlich wolle BMW seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr 2015 halten, betont Vorstandsvorsitzender Harald Krüger. Aber das ändert nichts daran, dass der BMW-Chef, seit knapp drei Monaten im Amt, ausgerechnet bei seiner Premiere einen enttäuschenden Geschäftsbericht vorstellen muss.
"China hat wiederholt Turbulenzen an den chinesischen Festlandbörsen erlebt. Auch die Situation in Russland bleibt angespannt. Darüber hinaus existieren politische und wirtschaftliche Ungewissheiten, die ein Risiko für die weltweite Konjunktur darstellen und das Automobilgeschäft beeinflussen."
Schwächelnde Kernsparte
Während sein Vorgänger Norbert Reithofer an dieser Stelle so oft den Sieger geben konnte, musste Krüger am Vormittag einen Gewinnrückgang verkünden.
Im zweiten Quartal, von April bis Juni, schwächelte die Kernsparte: der Automobilverkauf. Insgesamt sank bei BMW der Gewinn vor Steuern um 2,7 Prozent auf knapp 2,6 Milliarden Euro. Schuld daran ist unter anderem die Schwäche im weltgrößten Automarkt China.
"Wir haben immer betont, eine solche Entwicklung war zu erwarten."
In China ging der Gewinn zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt zurück. Die Chinesen kaufen weniger Luxusautos. Das macht sich vor allem bei Rolls-Royce bemerkbar, die wie die Marke Mini zu BMW gehören. Auch in Russland sind die Absatzzahlen rückläufig. BMW-Chef Krüger will sich deshalb möglichst wenig abhängig machen von einzelnen Märkten:
"Dazu brauchen wir mehr denn je eine ausgewogene und lokalstarke Produktion."
BMW richtet seinen Blick verstärkt nach Amerika: Eher positiv entwickeln sich die Zahlen in Brasilien und in den USA. Und dann ist da noch das Geschäftsfeld Digitalisierung. Zusammen mit Audi und Daimler übernimmt BMW den Kartendienst Here von Nokia.
"Die Kombination hochpräziser Karten mit Daten aus dem Fahrzeugumfeld schafft die Voraussetzung, dass Fahren für alle einfacher und sicherer zu machen."
Keine eindeutige Prognose möglich
Aktuell aber machen BMW die unsicheren Märkte in China und Russland zu schaffen, außerdem der Preiskampf in etlichen anderen Ländern. Insgesamt wollte BMW heute das Signal aussenden: Macht euch keine Sorgen. Die Auslieferungen und das Konzernergebnis vor Steuern sollen im gesamten Jahr 2015 solide wachsen, kündigt Finanzvorstand Friedrich Eichiner an. Aber er warnt gleichzeitig:
"Das zweite Halbjahr wird stärker von Investitionen, Entwicklungskosten sowie Personalkosten belastet sein. Sollten die Entwicklungen im chinesischen Markt zunehmen, können wir Auswirkungen auf unsere Prognose nicht ausschließen."