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Reithofer gibt seinen Chefposten auf

Der BMW-Chef Norbert Reithofer gibt seinen Vorstandsposten bei dem Autobauer im kommenden Jahr vorzeitig ab. Die Nachricht kommt nicht überraschend, weil er sein Engagement bei Siemens verstärken will. Sein Nachfolger an der Vorstandsspitze ist schon gefunden.

Von Susanne Lettenbauer | 09.12.2014
    Der bisherige BMW-Chef Norbert Reithofer.
    Der bisherige BMW-Chef Norbert Reithofer gibt seinen Posten auf. (AFP / Johannes Eisele)
    So wirklich überraschend kam die Ankündigung nicht. Seit Wochen war über ein Ausscheiden von BMW-Chef Norbert Reithofer aus der Konzernspitze spekuliert worden, nachdem bekannt wurde, dass sich der 58-Jährige stärker bei Siemens engagieren will. Im Januar will sich Reithofer bei Siemens in den Aufsichtsrat wählen lassen. Sein Vertrag bei BMW wäre erst 2016 ausgelaufen. Sein Nachfolger wird nun bei der Hauptversammlung im Mai gewählt. Sicher ist, dass der bisherige Produktionschef Harald Krüger zum neuen Konzernchef bestellt wird.
    Dass Reithofer nun vorzeitig den Chefposten aufgibt, wurde heute Vormittag nach der Vorstandssitzung bekannt. Reithofer stand seit 2006 an der Spitze des Münchner Autoherstellers, ihm werden maßgebliche Erfolge der vergangenen acht Jahre zugeschrieben. Den Absatzrückgang samt Kurzarbeit nach der Finanzkrise 2008 hatte der aus Oberbayern stammende Manager gut abfedern können. In den letzten Wochen klang Reithofer jedoch wenig zufrieden mit den Aussichten für das kommende Jahr 2015. Die weltweiten Krisen machten BMW zu schaffen, so Reithofer:
    "Der russische Markt ist die letzten zwei, drei Monate eingebrochen, um bis zu 27 Prozent, das gilt auch für BMW. Auch wir sind eingebrochen. Ein weiterer Markt, der nicht so gut gelaufen ist, ist Brasilien. Auch in Brasilien steht ein negatives Vorzeichen davor."
    Schlechte Stimmung in der Belegschaft
    Zuletzt war BMW wegen der umfangreichen Beschäftigung von Leiharbeitern in die Kritik geraten. Die Reaktion darauf: Allein im Werksteil "Technische Montage" reduziert BMW die Zahl der Zeitarbeiter Betriebsräten zufolge bis Ende des Jahres von derzeit rund 1200 auf etwa 500. 700 Mitarbeiter müssen gehen. Auch die Diskussion um die Anrechnung von Brotzeitpausen sorgte in den vergangenen Wochen für schlechte Stimmung. Was BMW langfristig belasten wird, seien die Emissionsgesetzgebungen, sagte Reithofer auf dem Genfer Autosalon im Oktober. Auch die Aussichten auf den globalen Märkten schätzte der Noch-BMW-Chef als schwierig ein:
    "Wir haben politische Krisen weltweit. Wir haben eine im Nahen Osten, wir haben eine in der Ukraine, Russland. Wir müssen uns jetzt die Frage stellen, welche auch psychologischen Auswirkungen haben diese Krisen auf die Konjunktur. Wenn ich mir noch den Ifo-Index anschaue, dann geht der sukzessive nach unten."
    Ob genau diese Faktoren ihn nun zu einem Rückzug bewegt haben, sei dahingestellt. Von BMW selbst gab es heute keine Stellungnahme dazu. Auch IG-Metall-Vorstand Horst Lischka, Aufsichtsratsmitglied beim Münchner Autobauer, hält sich bislang bedeckt.