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Bochum
Spritsparende Busfahrer bekommen mehr Geld

Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn AG will zum Vorreiter im spritsparenden Busfahren werden - dank technischer Unterstützung für die Busfahrer. Bei Tests benötigten sie sieben Prozent weniger Treibstoff. Der Clou dabei: Die Busfahrer können die Hälfte vom eingesparten Geld behalten.

Von Kai Rüsberg | 12.11.2014
    Mit Hochdruck wird am Busdepot Bochum-Weitmar der Diesel eines kompletten Tanklastzugs in die unterirdischen Lagertanks gepumpt.
    "Das sind 30.000 Liter. Das ist schon der zweite heute. "
    Horst Schubert ist bei der Bogestra, der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn AG, dafür verantwortlich, dass die Busse täglich ausreichend Energie haben. 250 Linienbusse hat die Bogestra. Gut 30.000 Liter werden jeden Tag verbraucht.
    Dort ist Potenzial für Einsparungen, dachte sich das kommunale Unternehmen und hat in den Bussen eine technische Spritsparhilfe eingebaut. Es ist ein fast unscheinbares Kästchen mit fünf Leuchtsymbolen und hängt seit einigen Tagen auch bei Busfahrer Markus Vorkötter im Cockpit.
    "Hier ist das Anzeigegerät. Das sind die Symbole, die zeigen stark bremsen, Geschwindigkeit und Motor zu lange laufen hier, dann wird es jeweils rot. Wenn ich ein Vergehen mache, dann wird mir das angezeigt."
    Verschwendung in Stressituationen
    Das System reagiert aber nur auf deutliche Abweichungen, also wenn er den Bus in einem besonders ungünstigen Bereich beschleunigt oder zu stark abbremst, schalten die Leuchten um auf rot. Im normalen Betrieb bleibt alles grün. Markus Vorkötter muss bei einer Testfahrt zur Vorführung des Systems schon mächtig auf die Bremse treten, damit das System überhaupt anspringt.
    "So, vorsichtig. Hau mal richtig rein."
    Das ist so gewollt, sagt der Elektronikhersteller Kienzle, der das sogenannte RIBAS System für Busse entwickelt hat. In erster Linie sollen die Busfahrer auf die Verkehrssituation reagieren und nicht ans Spritsparen denken. Die wirkliche Verschwendung von Treibstoff tritt meist nur in Stresssituationen auf, meint Entwicklungsleiter Peter Hecker.
    "Wenn ich Verspätung habe, wenn ich unter Stress gerate, dann ändere ich meinen Fahrstil. Diese Änderung wird mir durch das RIBAS System angezeigt. In dem Moment merke ich, du kannst auch entspannt weiter fahren, weil du die Zeit nicht mehr gut machen wirst. Nicht weil ich schlecht gefahren bin, sondern weil die äußeren Umstände es nicht anders zugelassen haben."
    Trotzdem lassen sich beachtliche Einsparungen von Treibstoff mit dem System erzielen, so die Erfahrungen aus dem Testbetrieb bei mehreren Unternehmen.
    "Das geht bis zu 20 Prozent je nach Fahrstrecke. Das ist aber nur eine Momentaufnahme. Ziel ist, dass es dem Fahrer besser geht und dann liegt die Gesamtsumme so bei fünf bis sieben Prozent."
    In allen 250 Bussen eingebaut
    In Bochum wurde das System ein Jahr auf einem Betriebshof getestet. Zunächst nur mit 20 Bussen, um auch zu sehen, wie die Mitarbeiter auf eine solche Kontrolle ihres Fahrverhaltens reagieren. Danach wurde auf alle Busse des Betriebshofs ausgeweitet. Allein dort konnten 290.000 Liter Diesel eingespart werden. Erst nach dem erfolgreichen Test hat das Unternehmen das System auf allen 250 Bussen im mittleren Ruhrgebiet eingebaut, sagt Sprecherin Sandra Bruns.
    "Es ist so, dass man mit den Mitarbeitern sprechen muss. Es funktioniert nur, wenn alle mitmachen. Viele Mitarbeiter sind mit dem Umweltgedanken dabei und rechnen aus wie viel CO2 Werte sie einsparen."
    Das Unternehmen setzt auch auf Anreize für die Fahrer. Die Hälfte der eingesparten Dieselkosten, nach Abzug der Ausgaben für die Installation des Systems, soll an sie ausgezahlt werden. Das könnte bei sparsamer Fahrweise bis zu 40 Euro pro Monat Zusatzeinkommen ausmachen. Für Markus Vorkötter ist das aber nicht so wichtig:
    "Das ist ein positiver Nebeneffekt diese Prämie. Ist mir relativ egal. Wichtig ist mir, dass das Unternehmen spart."
    Und auch die Fahrgäste werden von dem Spritsparsystem profitieren. Denn wenn an der Haltestelle nicht so stark beschleunigt oder gebremst wird, ist für sie die Fahrt angenehmer. Eine Forderung, die schon lange von älteren Fahrgästen und den Seniorenverbänden erhoben wird.