Christoph Schalast, Experte für Fusionen und Übernahmen an der Frankfurt School of Finance & Management, findet die Lage bei Metro noch völlig normal: "Wir stehen hier vor einem übrlichen Übernahme-Poker: Alle versuchen, ihr Karten bedeckt zu halten. Das jetzige Angebot scheint nicht attraktiv, wenn man es aber vergleicht mit dem Börsenkurs, als Kretinsky eingestiegen ist, ist es höchst attraktiv."
Milliardär will Konzern neu aufstellen
Das war vor rund zehn Monaten. Kretinsky investiere in neue Bereiche, so Schalast. "Er will seine Risiken diversifizieren und wird sich Metro genau angeschaut haben. Er sieht, dass Metro möglicherweise einige Digitalisierungsthemen verschlafen hat und hier sieht er Synnergien, die er heben will."
Ob der frühe Einstieg plus Optionen auf mehr Aktien - die Kretinsky heute teils eingelöst hat - dafür der richtige Weg war, muss sich laut Schalast noch zeigen. "Hätte er ein Angebot gemacht gleich als er am Anfang eingestiegen ist, wäre der Aufpreis sehr viel höher gewesen. Er hätte sogar an ein Übernahmepflichtangebot denken können." Der Investor verstehe aber sein Handwerk. "Er wird schon wissen, was er da macht."
Großaktionäre müssen abwägen
Den Großaktionär Haniel weiß Kretinsky hinter sich. Die anderen Großinvestoren werden nun wahrscheinlich das Angebot genau prüfen, schätzt Schalast. "Die werden alle darüber nachdenken, ob sie den Gewinn mitnehmen wollen, der sich in den letzten Monaten eingestellt hat." Die Steigerung lag bei mehr als 30 Prozent.
Zusage an Mitarbeiter
Kretinsky hat unterdessen eine Art Jobgarantie für die Metro-Mitarbeiter ausgesprochen. Die Arbeitnehmer-Vertreter müssten nun testen, ob er sich auch auf echte Vereinbarungen einlasse. Schlast glaubt aber: "Bei so etwas kann man nicht die Unwahrheit sagen."
Sehr wohl wird Kretinsky den Konzern aber ganz anders aufstellen wollen als bisher. "Digitalisierung, Fokussierung auf das Geschäft mit Großkunden. Das heißt er will hier einen strategischen Move vollziehen, der aber eigentlich in der Geschichte von Metro schon begründet ist."
Das Management sei aber nicht bedroht, glaubt Schalast. "Das Management macht das, was man erwartet - es versucht den Kurs hoch zu treiben, den Übernahmepreis zu erhöhen, vielleicht auch für sich selbst einen kleinen goldenen Fallschirm ausbreiten zu lassen. Das gehört zu jeder Übernahme dazu."