Die Schweiz hat entschieden, den Bologna-Prozess relativ zügig und kohärent im ganzen Land umzusetzen, die Rektorenkonferenz hat beschlossen, dass alle Universitäten bis 2005 alle Studiengänge auf das neue Bachelor- Master umgestellt haben müssen.(...)Bis 2005 werden nicht nur die zweistufigen Studiengänge Bachelor und Master eingeführt, auch die Einführung von Credit Points, und auch an den Universitäten müssen die Qualitätssicherungssysteme aufgebaut werden.
Wie die neuen Studiengänge umgestellt werden sollen, will die Schweiz ihren Hochschulen größtenteils selbst überlassen. Das heißt: Im Gegensatz zu Deutschland gibt es keine übergreifenden Akkreditierungsagenturen, die für die Zulassung der einzelnen neuen Studiengänge verantwortlich sind. Damit möchte man die Eigenverantwortlichkeit der einzelnen Hochschulen stärken.
Gerhard Schuwey:
Die Universitäten haben dadurch eine größere Flexibilität, und vor allem denken wir, die Autonomie der Universitäten ist etwas außerordentlich Wichtiges, Sie können damit auch schneller auf die Situation und auf den Markt reagieren, Sie können aber auch ihre akademischen Anliegen besser einbringen als wenn der Staat weiterhin versucht, allzu eng die Studienangebote der Universitäten zu kontrollieren.
In Deutschland sind unabhängige Akkreditierungsagenturen eingerichtet worden, die über die Zulassung eines neuen Studiengangs entscheiden. Zur Zeit ist der Ansturm auf die Agenturen so groß, dass es zu einem regelrechten Akkreditierungsstau gekommen ist. Viele Studiengänge müssen also lange auf ihre offizielle Anerkennung warten. In den Gremien der Agenturen befinden sich nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Studierende. Nun wird diskutiert, auch Hochschulabsolventen mitentscheiden zu lassen. Dadurch erhofft man sich, die Studiengänge noch mehr als bisher auf ihre Berufsbezogenheit hin zu überprüfen. Bislang nämlich reagiert der Arbeitsmarkt in Deutschland noch sehr verhalten auf Absolventen eines Bachelor-Studiums. Die Politik will dennoch am zweigestuften System festhalten, unter anderem auch deswegen, um die Zahl der Studierenden insgesamt zu erhöhen. Wolf-Michael Catenhusen, Staatssekretär des Bundesbildungsministeriums:
Das ist das weltweite Modell. Ich glaube aber, dass wir eins vermeiden sollten: es darf keine Barriere zwischen Bachelor und Master entstehen, die den Master nur für eine kleine Zahl von Elite-Studenten öffnet. Deutschland braucht viele qualifizierte Wissenschaftler. Und nicht nur einige Nobelpreisverdächtige, und der Arbeitsmarkt wird schon dafür sorgen, dass wir zwar eine Leistungsbarriere zwischen Bachelor und Masterstudium einführen, dass dies aber nicht zu verwechseln ist mit einer Quotierung, wo nur einer Minderheit der Weg für den akademischen Abschluss geöffnet wird.
In Großbritannien gibt es eine lange Tradition der Bachelor- und Masterstudiengänge. Die gestuften Abschlüsse sind dort auch für die Arbeitgeber keine Neuheit, sie machen gerne von den Bachelor-Absolventen Gebrauch. In Deutschland hingegen müssen die Arbeitgeber schonend von den Vorteilen der neuen Abschlüsse überzeugt werden. Dafür hat man neuerdings den Wirtschaftsvertretern einen Platz in den Gremien der Akkreditierungsagenturen eingeräumt. Nur wenn die Wirtschaft die neuen Studiengänge akzeptiert, so weiß man, wird es in Zukunft auch mehr Studierende geben, die sich an deutschen Hochschulen für einen Bachelor- bzw. Masterstudiengang entscheiden.