Es sei verständlich, dass viele Dresdner, vor allem ältere, in diesen Tagen das Leid ihrer eigenen Stadt in den Vordergrund stellen wollten, sagte der Historiker Frederick Taylor im DLF. Das sei natürlich, er verstehe das. Nun wolle die Stadt mit Kunstaktionen die Bezüge zu Opfern der Gegenwart schaffen. Das bringe den in Dresden seit Jahren schwelenden Zwist um das Gedenken "zu einem Extrem".
Taylor betonte, man können die Kunstaktionen für gelungen halten oder nicht, aber was nicht gehe, sei Andersdenkende niederzubrüllen, so wie das bei der Einweihung der Kunstinstallation "Monuments" geschehen sei. Solch Verhalten sei "gegen alle Normen der Demokratie". Dass nun gar eine Klage wegen Verleumdung gegen das Werk des deutsch-syrischen Künstlers Manaf Halbouni eingereicht werden solle, könne er nicht begreifen: "Ich verstehe nicht, wieso sich das Kunstwerk zum Bürgerkrieg im Syrien gegen die Toten vom 13. Februar 1945 richten soll." Taylor betonte, es wurde und werde zu viel verleumdet in Dresden.
Der 1947 geborene Historiker hat ein Buch zur Bombardierung Dresdens veröffentlicht: "Dresden. Tuesday, 13 February"
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