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Bombardierung vor 70 Jahren
Alliierte Luftangriffe auf Dresden

In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 warfen britische Bomber tausende Sprengsätze und Brandbomben auf Dresden ab. Die Altstadt wurde fast vollständig zerstört. Der militärische Nutzen und die völkerrechtliche Bewertung des Flächenbombardements sind bis heute umstritten, denn der Angriff richtete sich vornehmlich gegen die Zivilbevölkerung.

Von Otto Langels | 13.02.2015
    Nach den Bomenangriffen amerikanischer und britischer Flugzeuge auf Dresden am 13. und 14.02.1945 werden die zahlreichen Leichen, die auf der Straße liegen geborgen. Bei dem Angriff wurde die historische Innenstadt von Dresden nahezu völlig zerstört, bis zu 35.000 Menschen wurden getötet.
    Opfer des Bombenangriffs auf Dresden 1945 (picture alliance / dpa)
    "(Fluggeräusche) The first division of the air force today carried it thousand tons of bombs to help an ally. Now they hit Dresden hardest of all."

    Am Nachmittag des 13. Februar 1945 waren Hunderte von britischen Lancaster-Bombern von englischen Flugplätzen aufgestiegen und Richtung Deutschland geflogen. Ihr Ziel: Dresden. Die sächsische Stadt war bis dahin von alliierten Luftangriffen weitgehend verschont geblieben. Um 21.45 Uhr wurde Fliegeralarm ausgelöst, 20 Minuten später tauchten die ersten Flugzeuge am wolkenlosen Nachthimmel auf.
    Der Historiker Götz Bergander war damals 17 Jahre alt.
    "Als Erstes trafen sogenannte Beleuchter über Dresden ein. Das waren hoch fliegende Bomber, die weiße und grün brennende, an Fallschirmen hängende, sehr stark strahlende Leuchtbomben abwarfen."

    Dresden war zwar ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und besaß einige Industrie- und Rüstungsbetriebe, das vorrangige Ziel des nächtlichen Angriffs aber war die Altstadt mit ihren berühmten historischen Bauwerken. Der Einsatz basierte auf einer Direktive der Royal Air Force vom Februar 1942, verstärkt Brandbomben über dicht bebauten Wohngebieten Deutschlands abzuwerfen.
    "Was ihr erlebt habt, wird nicht zu vergleichen sein mit dem, was kommt."
    In einem von Arthur Harris, dem Oberbefehlshaber des britischen Bomberkommandos unterzeichneten und in Deutschland massenhaft verbreiteten Flugblatt vom Sommer 1942 hieß es:
    "Warum wir das tun? Nicht aus Rachsucht, obwohl wir Warschau, Rotterdam, Belgrad, London, Plymouth, Coventry nicht vergessen. Wir bombardieren Deutschland, um Euch die Fortführung des Krieges unmöglich zu machen. Was ihr erlebt habt, wird nicht zu vergleichen sein mit dem, was kommt."
    Was kam, waren verheerende Luftangriffe der Alliierten auf Lübeck, Köln, Essen, Hamburg, Berlin und weitere 150 Städte. Doch die erhoffte Wirkung blieb aus, die Deutschen erhoben sich nicht gegen das Nazi-Regime.
    Am späten Abend des 13. Februar 1945 folgte schließlich das Bombardement Dresdens. 770 britische Maschinen warfen in zwei Angriffswellen rund 2.500 Tonnen Spreng- und Brandbomben sowie Luftminen ab. Die bekannte Tänzerin Gret Palucca erlebte das Inferno in der Innenstadt.
    "Wir waren ja im Keller, ungefähr 63 Menschen. Da bin ich dann ins Feuer rausgelaufen und noch eine Schülerin, wir sind die Einzigen gewesen, die rausgekommen sind."

    In der Stadt hielten sich auch unzählige Flüchtlinge auf. Sie kampierten zum Teil im Freien und waren dem Borbardement schutzlos ausgeliefert. Hans-Joachim Dietze war damals 15 Jahre alt.
    "Ich habe es gesehen, wie eine Mutter in das Zentrum der Glut hineingewirbelt wurde, die sich einfach nicht mehr auf dem Boden fassen konnte, der Feuersturm, der durch die Straßen raste und alles erfasste."

    Die Bomben zerstörten auch das Gestapo-Gebäude und verhinderten damit die Deportation der letzten Dresdner Juden, wie der Literaturwissenschaftler Victor Klemperer in seinem Tagebuch notierte.
    "Wen aber von den etwa 70 Sternträgern diese Nacht verschonte, dem bedeutete sie Errettung, denn im allgemeinen Chaos konnte er der Gestapo entkommen."
    Die falschen Angaben verwenden Rechtsextremisten bis heute
    Das NS-Regime nutzte den Luftangriff auf Dresden zu wüsten Attacken gegen die Alliierten, um von eigenen Verbrechen abzulenken, und appellierte an den Durchhaltewillen der Deutschen.
    Hans Fritzsche, Leiter der Rundfunkabteilung im Propaganda-Ministerium, erklärte am
    20. Februar:
    "Mit teuflischer Absicht wurden zunächst außerordentlich große Mengen von Brandbomben auf Dresden abgeworfen, und zwar gerade auf den dichtest besiedelten Teil der Stadt."

    Teil der NS-Propaganda war auch, stark übertriebene Opferzahlen zu verbreiten. Die falschen Angaben verwenden Rechtsextremisten bis heute. Regelmäßig inszenieren sie am 13. Februar Gedenkmärsche, bei denen von hunderttausenden Toten und einem sogenannten "angloamerikanischen Bombenholocaust" die Rede ist.
    Tatsächlich kamen bei dem Luftangriff bis zu 25.000 Menschen ums Leben, wie eine Historiker-Kommission nach akribischen Recherchen feststellte.
    Die Zerstörung Dresdens gilt als ein Höhepunkt des strategischen Luftkriegs über Europa, sie ging zugleich als moralisch und völkerrechtlich fragwürdiger Angriff und Symbol sinnloser Vernichtung in die Geschichte ein.