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Vorwürfe gegen Handball-Coach
Bombis-Robben: "Viele Verantwortliche haben einfach weggeschaut"

Stalking, psychische Gewalt und sexuelle Übergriffe: Die Liste der Vorwürfe gegen den ehemaligen BVB-Trainer André Fuhr ist lang. Handballerin Jolanda Bombis-Robben trainierte ein Jahr unter ihm und sagt: "Es war die schlimmste Saison meines Lebens."

Jolanda Bombis-Robben im Gespräch mit Benedikt Kaninski |
Der ehemalige Blomberger-Handball-Trainer Andre Fuhr an der Seitenlinie.
"Spiegel"-Bericht: Handball-Spielerinnen erheben schwere Vorwürfe gegen Trainer André Fuhr (picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt)
In einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" sprechen mehrere betroffene Handballerinnen über die Zeit unter Trainer André Fuhr. Er soll Spielerinnen gemobbt, terrorisiert und sexuell belästigt haben. Der 51-jährige Fuhr schwieg gegenüber dem "Spiegel" zu den Vorwürfen.

"Ich habe noch nie so oft wegen Handball geweint"

Die Niederländerin Jolanda Bombis-Robben spielte ein Jahr lang unter Fuhr für den Handball-Bundesligisten HSG Blomberg-Lippe, wo Fuhr zwischen 2008 und 2018 tätig war. Rückblickend sagt sie: "Es war die schlimmste Saison meines Lebens. Ich habe noch nie so oft wegen Handball geweint."
Sie haben zuvor schon unter anderen Trainer gespielt, die hart im Training waren. Laute Kabinenansprachen, Emotionalität gehörten im Leistungssport dazu. Bei André Fuhr habe eine andere Qualität gehabt. "Da gibt es einen Riesenunterschied", sagt die Handballspielerin und spricht von "mundtot machen", "sukzessivem, systematischem bloßstellen auf der persönlichen Ebene.
Handball-Spielerin Jolanda Bombis-Robben (SVG Celle) ist unzufrieden (Archivbild 2015)
Die Niederländerin Jolanda Bomis-Robben spielte viele Jahre in der Handball-Bundesliag und wurde auch von André Fuhr trainier. (imago images / Fotostand / Fotostand / Weller via www.imago-images.de)
Sie habe sich hilflos und schutzlos gefühlt. "Ich habe mich einfach sehr oft falsch verstanden gefühlt. Mein Selbstwert hat darunter sehr gelitten und es hat auch Angst geschürt", sagt die ehemalige Bundesliga-Spielerin. Doch sie hat sich getraut und davon erzählt. Bis heute kritisiert sie, dass Verantwortlichen und Funktionäre weggeschaut haben. "Das ist wichtig, dass da auf jeden Fall in Zukunft besser hingeschaut wird. Und das war für mich auch die Motivation, mich zu melden."
Wie sehr Spielerinnen unter André Fuhr gelitten haben, weiß sie aus ihrer täglichen Arbeit. Als Sportpsychologin betreut sie heute einige seiner ehemaligen Spielerinnen. "Keine Kontrolle darüber zu haben, was geschieht. Das macht es schwer und darunter leiden sie dann in verschiedenen Symptome, wie eine depressive Verstimmung. Oder ich habe auch teilweise wirklich Entscheidung gehabt, dass sie sich krankmelden mussten wegen Depression". Die Auswirkungen seinen gravierend.
Betroffenen rät sie deshalb, offen darüber mit einer Vertauensperson zu sprechen. Neben der enstrechenden Unterstützung für betroffene Spielerinnen müssten aber auch die Trainer ihren Job machen. "Der sportliche Erfolg ist natürlich ein Faktor. Aber es geht auch um Menschen und psychologische und pädagogische Entwicklung. Das muss alles Platz haben, das ist ganz wichtig."