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Branchenmesse Eurobike
E-Bikes sorgen für Boom

Von Thomas Wagner | 26.08.2014
    Wenn die Sonne scheint, wenn's im Winter nicht zu frostig ist, belieben die Deutschen gerne zu radeln - und neue Räder zu kaufen. Konkret: Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden hierzulande 2,8 Millionen Fahrräder verkauft, rund vier Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Zweirad-Industrie-Verband begründet dies mit dem milden zurückliegenden Winter und dem, fast schon vergessen, sonnigen Frühjahr; die Branche reagiere überaus sensibel auf die Wetterlage. Und: Rund die Hälfte aller in Deutschland verkauften Fahrräder kommen aus deutscher Produktion, freut sich Verbandsgeschäftsführer Siegfried Neuberger:
    "In Deutschland ist so, dass wir eine relativ große Nachfrage haben nach qualitativ hochwertigen Fahrrädern, die über den Fachhandel vertrieben werden. Und diese Fahrräder werden auch häufig in Deutschland produziert. Da spielt sicherlich auch die Marktnähe eine Rolle. Man kann sehr flexibel auf die Anforderungen des Marktes reagieren. Und von daher ist glücklicherweise die Position der deutschen Fahrradindustrie immer noch sehr stark."
    Der Fahrradhandel, der neben deutschen Bikes auch Räder aus den wichtigsten Importländern Kambodscha, Polen, Taiwan und Bulgarien verkauft, geht dann auch, trotz spätsommerlichen Regenperioden, von einer Umsatzsteigerung von rund fünf Prozent im gesamten Jahr 2014 aus. Ohnehin sind Herstellung und Verkauf von Fahrrädern längst zu einem Milliardengeschäft geworden. Die Gesamtbranche, also Hersteller, Handel und Zubehörunternehmen, zählen hierzulande rund 50.000 Beschäftigte. Alleine die Fahrradhersteller erwirtschafteten 2013 zusammen einen Jahresumsatz von rund fünf Milliarden Euro. Tendenz: Leicht steigend gegenüber dem Vorjahr.
    "Wenn man da auch noch den gesamten Fachhandel hinzurechnet, bis hin zum Tourismus, der heute vom Fahrrad abhängig ist, dann können wir von rund 16 Milliarden Euro Umsatz sprechen."
    Im Grunde genommen, so Siegfried Neuberger vom Zweirad-Industrie-Verband, sei die Fahrradbranche kerngesund. Dem tue auch die Übernahme der ins wirtschaftliche Trudeln geratenen Mitteldeutschen Fahrradwerke durch einen indischen Investor keinen Abbruch. Die Gefahr, der neue Mehrheitseigentümer könne das Unternehmen nur gekauft haben, um leicht Zugang zum deutschen Markt zu bekommen und die eigentlichen Produktion am Standort Sangerhausen langfristig abbauen, sieht Neuberger nicht,
    "Ich sehe jetzt in der Investition von ausländischen Herstellern in deutsche oder europäische Unternehmen zunächst einmal einen nicht negativen sondern positiven Trend. Unser Eindruck ist der, dass der Produktionsstandort Deutschland oder der Produktionsstandort Europa interessanter wird, auch für die asiatischen Anbieter interessanter wird, weil ich eben die Marktnähe habe. Und für so einen indischen Hersteller ist es eben interessant, in Europa, in Deutschland zu produzieren, für den europäischen oder deutschen Markt."
    Zumal die Branche genau dort in Zukunft weitere Wachstumsimpulse sieht. Zum einen wird da die demografische Entwicklung genannt: Fahrrad fahren geht auch im fortgeschrittenen Alter. Wenn das Duchschnittsalter steigt, bedeute dies deshalb eine steigende Nachfrage nach Fahrrädern. Und: Der Markt für E-Bikes sei längst noch nicht gesättigt. Erst jedes zehnte verkaufte Fahrrad verfüge über einen elektrischen Hilfsmotor. Tendenz: Start steigend. Georg Honkomp, Vorstandsvorsitzender der Zweirad-Einkaufsgenossenschaft Köln:
    "Es sind viele von den ersten E-Bikes, die ausgeliefert wurden, wieder aus dem Markt verschwunden, weil sie technisch nicht ausgereift waren. Da bleibt aber ein Bestand von einer Million Stück im Markt. Und wenn man da auf den Gesamtbestand der Fahrradmarktes rechnet, dann sind wir erst ganz am Anfang und haben noch eine gute Basis vor uns."