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Bremens Wissenschaftsplan
Hochschulen kritisieren geringe Grundfinanzierung

Der Wissenschaftsplan Bremens für 2020 soll Hochschulen Planungssicherheit garantieren, verspricht der Senat. Die Hochschulen selbst kritisieren aber: Der Plan erzwinge einen "unüberlegten Studienplatzabbau". Er käme einer Haushaltskürzung von zehn Prozent gleich.

Von Franziska Rattei | 05.08.2014
    Eine Studentin sucht ein Buch in der Bibliothek.
    Die Studenten in Bremen fordern eine Ausfinanzierung (picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
    Der Bremer Marktplatz ist berühmt für die Roland-Statue, das Wahrzeichen der Hansestadt, und das Alte Rathaus direkt dahinter. Eine knappe Woche lang gab es eine weitere Attraktion zu sehen: Studierende der Bremer Hochschulen hatten ein Dutzend Zelte aufgebaut - um zu protestieren: gegen den Wissenschaftsplan 2020, den der Bremer Senat heute beschlossen hat. Änni Siebert, Studentin an der Uni Bremen war unter den Protestlern:
    "Na klar, ne finanzielle Absicherung - Plansicherheit ist nicht schlecht, aber das, was wir brauchen, ist eine Ausfinanzierung. Komplett."
    Davon könne - auch nach Meinung des Akademischen Senats und des Rektorats der Uni Bremen - keine Rede sein. Auf den ersten Blick stelle das das Land zwar 17 Millionen Euro mehr zur Verfügung, aber die jährlichen Kostensteigerungen mit eingerechnet käme der Wissenschaftsplan einer Haushaltskürzung von zehn Prozent gleich. Dies stehe nicht im Einklang mit Bremens Ziel, die Anzahl der Studienplätze im Land zu erhalten.
    Gefährdung der FH und Region
    Auch die Hochschule Bremen fordert mehr Geld. Sprecher Ulrich Berlin sagt: der Wissenschaftsplan gefährdet die Zukunft der Fachhochschule, und damit auch die Region insgesamt.
    "Wir sind mit unserem Fächerspektrum ein Abbild der regionalen Wirtschaftsstruktur. Wir bilden genau für die Bereiche hier aus, die wir auch als Wirtschaftssektoren hier im Land vertreten haben. Ob das die maritime Wirtschaft, die Logistik oder insbesondere die Luft- und Raumfahrt ist."
    "Verheerende Auswirkungen"
    Während bei der Uni Bremen in Anführungszeichen "nur" der Studiengang Psychologie auf dem Prüfstand steht, geht es bei der Hochschule Bremen um fünf Studiengänge, die unter Umständen gestrichen werden müssen, weil das Geld nicht reicht.
    "Unüberlegten Studienplatzabbau" nennt das die oppositionelle CDU und befürchtet Zitat: "Verheerende Auswirkungen für die mittelständische Wirtschaft in puncto Nachwuchskräfte". "Eine Rasur von Stellen und Studienplätzen" kritisiert Die Linke. Eva Quante-Brandt, Senatorin für Bildung und Wissenschaft in Bremen dagegen nennt ihre Wissenschaftspolitik eine "Weiterentwicklung der Forschung und Verbesserung der Lehre".
    "Für manches braucht man auch nicht mehr Geld"
    "Ich glaube, man muss sich auch ein Stück davon lösen, dass es immer: Ich gebe mehr rein, und die Qualität wird besser. Ich glaube, diese eindeutige Verbindung ist nicht immer gegeben. Ich glaube, man kann einfach auch manchmal das Bestehende besser machen, indem man es sich genau anguckt und überlegt, welche Dinge an Lehre, in der Lehre können eigentlich verändert werden mit den bestehenden Rahmenbedingungen. Manches - dafür braucht man mehr Geld, klar. Aber für manches braucht man auch nicht mehr Geld. Da muss man einfach auch mal den Hebel umlegen und ein bisschen anders arbeiten."
    Quante-Brandt meint damit die Konzentration auf einige wenige Wissenschaftsschwerpunkte und gemeinsame Profile der Hochschulen, im Bereich Gesundheit und Pflege etwa. Doppelangebote müssten vermieden und die sogenannte Durchlässigkeit verbessert werden. Das heißt: Alle Hochschulen sollen sich auf zunehmend mehr Studierende ohne allgemeine Hochschulreife einstellen.
    Kaum noch Möglichkeiten
    Die Senatorin findet: Mit dem Bremer Wissenschaftsplan 2020 können die Hochschulen im Land zufrieden sein. Außerdem: Die BAföG-Übernahme durch den Bund sichere Bremen ab 2015 ja zusätzliche 14 Millionen Euro, die dem Bildungs- und Wissenschaftsbereich zugutekämen. - Nach dem Senatsbeschluss heute muss noch die Bremer Bürgerschaft über den Wissenschaftsplan abstimmen. Selbst wenn die Studierenden dann noch einmal protestieren - gegen die Verabschiedung werden sie kaum mehr etwas ausrichten können.