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BTU Cottbus will sich nicht fusionieren lassen

Die Wissenschaftsministerin Sabine Kunst will aus Kostengründen die Brandenburgische Technische Universität, kurz BTU, Cottbus mit der Hochschule Lausitz zur "Energieuniversität Lausitz" zusammenlegen. Die BTU ist gegen diesen Vorschlag und hat ein eigenes Konzept für eine Zusammenarbeit der Hochschulen vorgelegt.

Von Axel Flemming | 07.05.2012
    Die BTU möchte gerne eigenständig bleiben, setzt in dem neuen Konzept nun aber auf verstärkte Kooperation mit der Hochschule Lausitz. Drei eigenständige universitäre Fakultäten und zwei gemeinsame "schools" sieht der Vorschlag des BTU-Präsidenten Christoph Zimmerli vor:

    "Gegenüber der BTU-Alt ist das etwas, was wir bereits begonnen hatten, nämlich die Zusammenarbeit mit der Hochschule Lausitz in sogenannten gemeinsamen wissenschaftlichen Einrichtungen, jetzt in größerem Ausmaß fortgesetzt wird und auf andere Gebiete, nämlich auch auf die Geistes-, Sozial- und ein Teil der Wirtschaftswissenschaften."

    Geplant sind eine "School of Management, Economics and Social Sciences" sowie eine "Gilly School of Architecture and Civil Engineering". Das Modell greift damit die Anregung zur stärkeren Integration der Gesellschafts- und Sozialwissenschaften an der BTU mit den Wirtschaftswissenschaften und den sozialwissenschaftlichen Bereichen der Hochschule Lausitz auf.

    Die allerdings ist bislang für den Vorschlag von Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst, die die Auflösung der beiden Einrichtungen und sofortige Neugründung als "Energieuniversität Lausitz" vorsieht. Kommentar Zimmerli: man muss die FH vor sich selber schützen:

    "Das war eine etwas spitze Formulierung, mit der ich meine, dass vielleicht die Einsicht, dass am Schluss die Fachhochschule verschwunden sein wird nach diesem Fusionsprozess, noch nicht auf beiden Seiten schon ganz klar ist. Und ich würde das für ein ausgesprochen bedauernswertes Ergebnis halten, weil es gibt nicht aus Zufall Fachhochschulen, sondern die Fachhochschulen sind da, um die Praxislücke zwischen der Wirtschaft und der reinen Grundlagenforschung der Universitäten zu schließen. Die Unis haben sich auch schon bewegt, aber wir sind noch nicht so weit, dass wir sagen könnten, die Fachhochschulen seien überflüssig."

    Seit Jahren bemüht sich die BTU, in die Deutsche Forschungsgemeinschaft aufgenommen zu werden. Eine Neugründung wäre da ein herber Rückschlag, sagt Dieter Schmalzer, für die Forschung zuständiger Vizepräsident, der schon jetzt Absagen verzeichnet, wenn er Professorinnen berufen will:

    "Wir wissen, dass die DFG sehr kritisch und vielleicht auch konservativ ist. Das heißt, wenn eine neue Einrichtung geschaffen wird, dann wird man ihr zunächst mal fünf Jahre Beobachtungszeit einräumen. Andererseits haben wir aber in den letzten Jahren unsere internen Aktivitäten zur Steigerung der von der DFG als Richtlinien verlangten Größen: Publikationen, Drittmittel und so weiter sind wir so weit gekommen, dass wir in diesem Jahr eigentlich einen Antrag stellen können."

    Er und auch Präsident Zimmerli befürchten einen Einbruch der Studierendenzahlen. Derzeit sind das 6752 an der BTU.

    "Ich verfolge die Debatten, wie sie auf dem Netz stattfinden in Bezug auf die Frage: ‚Wo wollen wir hingehen zum Studium?’ und sehe, dass wir die mühsam erarbeiteten steigenden Anfängerzahlen riskieren, wenn wir nicht klar in Zukunft eine Antwort geben: ‚Jawohl, da kann man weiter studieren!’"

    Im Mai 2010 hatte die damalige brandenburgische Wissenschaftsministerin einer Kommission unter Vorsitz von Prof. Rolf Emmermann den Auftrag erteilt, die beiden Lausitzer Hochschulen zu begutachten. Sie sprach sich für den Erhalt beider Einrichtungen aus, aber mit stärkeren Verschränkungen der beiden Hochschulen als bisher. Der Ministerin Sabine Kunst ging dieser Vorschlag nicht weit genug. Nach heftigen Protesten setzte sie als "Transformationsbeauftragten" Matthias Grünewald, den Vizepräsidenten der Uni Potsdam ein. In einer ersten Stellungnahme sagte er, die neuen Vorschläge seien eine gute Grundlage für künftige Gespräche, hält aber an einer gemeinsamen Verwaltung fest :

    "Die gute Nachricht ist, die Vorschläge liegen näher beisammen, als die Diskussion dies vermuten lässt. Bei dem Vorschlag der Ministerin wird gerne aus rhetorischen Gründen auf das Momentum der Schließung abgehoben, dabei ist das nicht mehr und nicht weniger als eine juristische Sekunde, die lediglich gebraucht wird, um einen Transformationsprozess gesetzlich abzusichern. Davon merken die Studierenden nichts, davon merken die Lehrenden nichts. Das Entscheidende ist, dass die drei Vorschläge die auf dem Tisch liegen eigentlich Varianten derselben Grundidee sind."

    Unter den Vorzeichen von Bologna will er die stärken einer Universität und einer Fachhochschule nutzen, über ein intelligentes Governance-System. In einem Vierteljahr will er eine Diskussionsgrundlage erarbeiten, die es erlaubt, bis zum Herbst einen Strukturvorschlag der beiden Hochschulen BTU und Fachhochschule Lausitz zu erstellen.