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Buch der Woche
Die Liebe und ihre Folgen

Margriet de Moor erzählt in ihrem Roman "Mélodie d´amour" vier verschiedene Geschichten über die Liebe, die alle miteinander verknüpft sind. Es geht um die Philosophie des Liebens und was mit Menschen in dieser emotionalen Ausnahmesituation passieren kann.

Von Ursula März | 23.03.2014
    Die Autorin Margriet de Moor bei einer Lesung der lit.cologne 2014
    Margriet de Moor meldet sich mit ihrem neuen Roman Mélodie d´amour zurück (picture alliance / dpa / Horst Galuschka)
    "Er ist mit dem Fahrrad gekommen. Es regnet nicht mehr, von irgendwo scheint sogar ein wenig Mondlicht. Es ist genau fünf vor acht, als Gustaaf Doesburg beim letzten Häuserblock des Goudsesingel absteigt und sein Rad an einen Laternenpfahl schließt; gut so, jeder vernünftige Mensch tut das, obgleich er bestimmt schon das Gefühl hatte, auf dem Weg zu einer irrsinnigen Szene zu sein."
    Irrsinnig, komisch und auch ein wenig morbid ist die Szene tatsächlich, auf die sich Gustaaf Doesburg, Chef eines holländischen Saugbaggerunternehmens, an einem Abend des Jahres 1970 in der Rotterdamer Altstadt zu bewegt. Gustaaf möchte Abschied nehmen von seiner Ex-Frau Arie. Sie ist gestorben. Einer der vier Söhne teilte es Gustaaf am Telefon mit. Das geschiedene Ehepaar hat seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr. Mehr noch: Als Arie voller Zorn über die Untreue des Gatten das Haus verließ, erlegte sie ihm ein Verbot auf. Niemals, bestimmte Arie, dürfe Gustaaf je die Schwelle ihrer neuen Wohnung übertreten, auch nicht nach ihrem Tod.
    Die Söhne haben versprochen, für die Einhaltung des Verbots zu sorgen. Aber sie sind nicht herzlos, sie haben Verständnis für Gustaafs Wunsch, sich von der Frau, die die Liebe seines Lebens war, zu verabschieden. Aber wie? Wie lassen sich die Wünsche beider Elternteile vereinbaren? Mit einem geradezu sophistischen Trick. Die Söhne schleppen den Sarg, in dem sich Aries Leichnam befindet, im Schutz der Dunkelheit aus der Wohnung auf die Straße; und so beginnt Margriet de Moors neuer Roman mit einer unerhörten Szene, in der sich Totenwache und Slapstick, Romantik und Drastik überschneiden.
    "Mit dem Verstand weiß er, dass in fünfzehn Meter Entfernung seine Söhne, alle vier, auf ihn zukommen, in ihren Händen die Last von Atie in ihrem Sarg. So etwas kann man nicht glauben. Um sich zu fassen denkt er: Fehlt nur noch, dass sie das Ding auf die Schultern gehievt haben, so feierlich, so eifrig, wie sie da anmarschiert kommen?"
    Ein Kernthema des Romans klingt hier bereits an: Der Verstand ist ein unzureichendes Instrument, wenn es darum geht, Leidenschaften, das heißt Liebesleidenschaften zu begreifen und zu steuern. Dies ist das Generalthema der niederländischen Schriftstellerin Margriet de Moor, die erst zu Beginn ihres fünften Lebensjahrzehnts mit dem literarischen Schreiben begann und 1992 mit dem Roman "Erst grau dann weiß dann blau" auf Anhieb einen Weltbestseller landete. In all ihren Romanen, ob sie, wie in der "Kreutzersonate", von der dämonischen Eifersucht eines blinden Musikkritikers oder, wie im "Jongleur" von einem erotischen Trio im Amsterdamer Varietémilieu erzählen, ob sie in der italienischen Aristokratie des 18. Jahrhunderts spielen und von einem "Virtuosen" berichten oder in der Gegenwart der gebildeten Mittelstandsgesellschaft angesiedelt sind wie Margriet de Moors neuer Roman - in all diesen Büchern gilt ihr zentrales Interesse der Macht der Gefühle. Die Liebe ist bei de Moor schwer zähmbar und selten harmonisch, sie ist vielmehr wild und obsessiv, eine Naturgewalt im Grenzgebiet des Wahnsinns.
    Der Tod und die Liebe
    "Er weiß nicht, wie er die vor ihm liegenden Meter überwinden soll. Der Sarg ist aus Kiefernholz, wie der Tisch, auf dem er steht. Ein sauber gehobeltes und lackiertes Ensemble auf einem verregneten Hinterhof. Weil der Himmel sich wieder völlig bezogen hat, ging einer seiner Söhne eine Butangaslampe holen und hat sie neben das Kopfende gestellt, die Flamme voll aufgedreht. Ohne genau hinzuschauen, merkt er doch, dass der Sarg innen mit einer Art Brautjungfernsatin ausgekleidet ist, silberweiß. Sein Herz schlägt wild gegen seine Luftröhre. Er kann sich nicht vorstellen, dass sie es ist, die da steif wie ein Gegenstand vor ihm liegt, zur Ansicht bereit.
    Er geht um den Sarg herum. Mit dem Rücken zu den Söhnen streckt er einen Arm aus. Seine Finger berühren die grau gewordenen Haare, die ordentlich gekämmt und bis knapp unters Kinn abgeschnitten sind. Wer hat sie schön gemacht für ihren Tod? Die Frauen der vier nachgiebigen jungen Männer, die sich jetzt ganz in den Schatten des Innenhofs zurückgezogen haben? Um ihn allein zu lassen mit ihr, während sie sie aber doch verschämt noch ein bisschen bewachen? Die Frauen haben sie in eine elegante Hose und Bluse gesteckt und ihr ein großgeblümtes Tuch über Arme und Schultern gelegt.
    In äußerster Verwirrung blickt er ihr jetzt ins Gesicht. Stirn, Nase, Augenbrauen, Wangen Lippen. Er müsste dieses Gesicht kennen. Kannte er sie nicht alle, wirklich alle seit ihrer ersten Begegnung? Er könnte sie … ja, was nicht alles… könnte sie zeichnen. Welches deiner Gesichter, Atie, ist dieses wohl?!"
    "La Mélodie d´amour" heißt Margriet de Moors neues Buch. Dieser Titel spielt nicht nur auf das Thema, sondern auch auf die Rondoform des Romans an, der aus vier eigenständigen, zugleich motivisch verbundenen Geschichten komponiert ist. Vier Geschichten über Kraft und Irrsinn der Liebe, erzählt von vier verschiedenen Figuren, die aber eines gemeinsam haben: Sie beziehen sich auf den in Amsterdam lebenden Archäologen Luuk Doesburg, einen der vier Söhne von Gustaaf und Arie. In der ersten Geschichte lernt der Leser ihn als Sargträger seiner Mutter Arie kennen, in der zweiten als Liebhaber der Lehrerin Cindy.
    "Ich bin eine Frau, die funktioniert, kein Krankheitsfall. Ich bin Junggesellin, kurz vor vierzig, qualifizierte Teilzeitlehrkraft für klassische Sprachen mit intaktem Gebiss, dickem haselnussbraunem Haar, seitlich gescheitelt, kleinen Händen und Füßen, kleinem Busen und ich messe einsachtundsechzig. Ich war immer gehemmt und schüchtern. Ich schätze ihn auf einsfünfundneunzig. Ein kräftiger Mann, den ich zum ersten Mal in dem Café gesehen habe, dessen Name vom Volumen her gut zu ihm passt, an der Ecke Prins Hernbdrikkade und Nieuwezijds Voorburgwal. Das halb abgesackte Etablissement, in dem sie noch Sand auf den Fußboden streuen, hieß früher Het Visje, wurde nach dem Krieg aber in De Bootwerker umgetauft. Bevor ich es vergesse: Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Sein Name: Luuk Doesburg."
    Damit ist das Dilemma benannt. Ein Dutzenddilemma: Verheirateter Mann hat heimliche Affäre mit unverheirateter Frau. Aber in der Gefühlswelt Margriet de Moors wird aus dem Dutzenddilemma ein tragischer Grenzfall. Denn für Cindy ist Luuk der Mann ihres Lebens, ohne wenn und aber, der Mann, der ihr vom Schicksal zugeteilt wurde – ob er es genauso sieht oder nicht, ist für Cindy zweitrangig.
    Protagonistin wird zur kranken Stalkerin
    "Wie es anfing? Wie es anfangen KONNTE, verdammt noch mal: patschbumm! Ein Mann und eine Frau, gefangen in einer tragischen Liebesbeziehung? Auf jeden Fall mit drei Tagen Sturm. Das waren die atmosphärischen Begleitumstände. Ein harter Südwestwind, den ich schon seit dem Freitag davor erfreut hatte toben hören."
    Sonnenstrahlen zwischen Wolkendecken, Wind, der über die Küste peitscht, prasselnder Regen oder ein dreitägiger Sturm: In allen vier Geschichten von "Mélodie d´amour" spielen Wetterverhältnisse eine wichtige inszenatorische Rolle. Sie geben Auskunft über die Wetterlage der seelischen Verhältnisse. Mit diesem Kunstgriff gelingt es Margriet de Moor, die Psyche der Liebenden darzustellen, ohne sie mit den gängigen Erklärungstechniken der Psychologie zu erklären oder zu analysieren. Sie respektiert den unergründlichen, letzten Endes irrationalen Kern der Liebesmacht. In der Begrifflichkeit der Psychologie wäre Cindy nichts anderes als eine kranke Stalkerin, ein Fall für den Therapeuten. Sie verfolgt Luuk auf Schritt und Tritt, benutzt die Buslinien, die er benutzt, steht stundenlang vor seinem Haus, wartet auf seine Heimkehr, beobachtet seine Frau Myrte beim Kochen.
    "Ja, ich möchte, dass ihr mir das glaubt. Dass, wenn ich ihn anrufe oder ihm aufdringlich folge oder, an einen Baum gelehnt, neben dem Radweg auf sein Haus starre, einmal sogar, als zusätzlicher, von mir wohlbewusst inszenierter Akzent, mit einer halb ausgetrunkenen Flasche zu meinen Füßen, oder für einen pathetischen Schluck an meinem Mund, dass dieses lächerliche Fehlverhalten in Wahrheit für mich das Glück ist. Reales, wirkliches Glück. Ich kann gar nicht genug betonen, dass es existiert und dass ich es bis auf den heutigen Tag unter meinen Händen spüre, wo es sich verkrochen hat wie die Schildkröte bei Apileius".
    Damit - und hier liegt der Schlüssel zum Sinn des Romans - ist folglich nicht das übliche Glück des Paarseins gemeint, sondern das Glück der eigenen Ekstase, das Glück des einmaligen seelischen Ausnahmezustands, in dem sich der Liebende befindet - ob seine Gefühle nun erwidert werden oder nicht.
    "Und du warst da, Luuk. Du warst tatsächlich da, das merkte ich schon dem Studenten an, der mir auf einem der Flure erschreckt auswich, und einem anderen, ebenfalls erschreckt, der mir die Tür zu "Zimmer sechzehn" öffnete, als würde er dafür bezahlt. Auf der Schwelle trat mein Zorn einen Augenblick lang auf der Stelle.
    Die Kulturkirche in Köln während der Lesung mit Margriet de Moor bei der lit.cologne
    Im Rahmen der diesjährigen lit.cologne las Margriet de Moor in der Kulturkirche in Köln aus "Mélodie d´amour" vor (picture alliance / dpa / Marius Becker)
    Das Tageslicht fiel senkrecht durch das Dach in den Saal. In der Stille zwischen all dem Krempel, den man in der Stadt ausgegraben hatte, schmutzig, zerbrochen, ganze Tische bedeckend, sahen zehn junge Leute erst mich an und wandten sich dann zu dir. Das Verrückte war, dass du in diesem offenen Aufseherkabuff einfach auf mich wartetest. Ich also auf dich zu. Ich sehe noch die Studenten zwischen den Tischen stehen, zu neugierig, um die Bruchstücke von Hausrat in ihren Händen, wie nach einem Ehestreit, doch mal eben zur Seite zu legen, was ich verstehe, denn ich sehe auch mich selbst. Weiß im Gesicht vor Konzentration, tief ein- und wieder ausatmend, die Fäuste geballt. Meine Worte sorgfältig wählend schmierte ich dir aufs Butterbrot, dass du mir versprochen hattest, dein Leben mit mir zu teilen.
    Jawohl, VERSPROCHEN. Dass du mir versprochen hattest, mit mir ins Kino zu gehen, am Freitagnachmittag mit mir in die Kneipe und sogar mal ein ganzes Wochenende gemeinsam ans Meer. Vor allem letzteres, ließ ich dich in scharfem Ton wissen, sei für mich seit jener nun bald zwei Jahre zurückliegenden Nacht von höchster Bedeutung geblieben, als wir in unserem Hotelbett in Noordwijk nicht der Brandung gelauscht hatten, sondern einem heftigen Gewitter. Ich habe Naturgewalten immer sehr geliebt."
    Liebe scheitert am Alltag
    Zu sagen, Margriet de Moor erzähle Liebesgeschichten, ist nicht ganz falsch, denn natürlich treten in diesem Roman, wie in den voran gegangenen Romanen der niederländischen Schriftstellerin, Ehe- und Liebespaare auf. Aber noch richtiger wäre wohl zu sagen: Margriet de Moor erzählt vom Lieben an sich. Sie hält es mit Platon, der im "Gastmahl" erkannte, dass das Lieben ergreifender und auch göttlicher ist als das Geliebtwerden. "In Mélodie d´amour" arbeitet de Moor die Dialektik dieser Betrachtungsweise so scharf, so radikal heraus wie selten zuvor.
    Denn in allen vier Geschichten erweist sich die Liebe zwar tatsächlich als eine ergreifende und besitzergreifende Macht. Aber sie scheitert eben deshalb an der Realität und am Alltag des Lebens, der solche Orkanstärke auf Dauer nicht verträgt. Der göttliche Funke des Liebens, von dem de Moors vier Ich-Erzähler berichten, entzündet ein Feuer, das die Beziehung zum Liebesobjekt verbrennt. Gefangen in der Glut ihrer Gefühle ist Cindy nicht bereit, anzuerkennen, was für jeden anderen und für den Leser auf der Hand liegt: Dass Luuk neben seiner Ehefrau Myrte längst eine andere Geliebte hat, Roselynde. Sie kommt in der dritten Geschichte zu Wort.
    "Ich bin am 15. November 1942 im Dorf Neerbosch, das zur Gemeinde Nijmegen gehört, geboren. So könnte ich antworten. Ich könnte auch antworten: Ich habe als liebes Kind angefangen, habe mich dann als Dämonin entpuppt. Würde er…"
    …gemeint ist Luuk…
    "…darüber nachsichtig lachen, so würde ich nicht lockerlassen und sagen: Meine wirkliche Lebensgeschichte beginnt mit dem üblen Ausgang des Spiels mit dem Zug. Ich habe zwei Tote auf dem Gewissen".
    Roselynde wuchs nach dem Tod der Eltern mit ihrem drei Jahre älteren Bruder auf. Ein siamesisches Geschwisterpaar, dessen Idylle zerbrach, als sich der Bruder in ein gleichaltriges Mädchen verliebte. Roselynde litt an quälender Eifersucht. Bei einem Wettrennen neben den Eisenbahngleisen warnte sie ihren Bruder und ihre Rivalin nicht vor dem heranfahrenden Zug und beide starben. Das alles ist Jahrzehnte her. Roselynde ist längst eine Frau in der zweiten Lebenshälfte, aber die Zeit vermag nichts gegen die Obsession ihrer Erinnerungen.
    "Es folgt eine entspannte Stille. Als er, Luuk, mir dann mit wenigen Worten erzählt, was er heute tun wird, lausche ich brav, spüre, dass wir zusammen sind, und wie!, denke aber weiter an meinen Bruder."
    Milde Altersweisheit und nüchterne Abgeklärtheit
    Wie beim Staffellauf gibt der Roman sein Thema von einer Figur weiter zur anderen: Cindy wird in ihrer unerwiderten Liebe zu Luuk fast zur Mörderin. Luuk liebt Roselynde, die ihr Innerstes vor ihm jedoch verschließt und in Gedanken bei ihrem geliebten toten Bruder weilt. Und Myrte? Die doppelt und offensichtlich notorisch betrogene Ehefrau Luuks? Sie kommt als Letzte, in der vierten Erzählung zu Wort und auch in ihr glüht eine Passion nach, von der sie nur uns, den anonymen Lesern erzählt.
    Und nur wir können rückblickend erkennen, wo und wann der Ursprung des irrsinnigen Liebens liegt. Er liegt in einer Szene, die sich zwischen Gustaaf und Arie, Luuks Eltern ereignete, als dieser noch ein Junge war. Arie, von Gustaafs Untreue tief enttäuscht, von einer schleichenden Nervenlähmung gezeichnet, verliert in dieser Urszene des Romans buchstäblich die Kontrolle. Von einer Sekunde zur anderen verwandelt sich die sanfte, lebensvernünftige Arie in ein wildes, reißendes Tier, das sich über seine Beute hermacht.
    "Sie biss ihn, ja, und nicht nur leicht, nicht wie ein Kätzchen, sondern mit fest zuschnappenden Kiefern. Sein erstes Gefühl war nicht Schmerz, sondern Ungläubigkeit. Was ist das? Was ist denn los, verdammt?! Sie hatte die Zähne dicht über dem verschobenen Kragen seines Hemdes in den Nackenmuskel geschlagen und ließ trotz seines Protestschreis nicht los. Er ging weiter abwärts, es blieb ihm auch nichts anderes übrig, er stieg die Stufen hinunter, blutend, aber noch immer ohne nennenswerte Schmerzen. Sie knurrte mit vollem Mund. Ihr Gesicht konnte er in dieser Position nicht sehen, doch woran er sich später immer erinnern würde, war, wie sie ihn bei jener Attacke vor zwölf Tagen angeschaut hatte: traurig und begehrlich, hasserfüllt und verliebt, versöhnlich und rachsüchtig."
    Nichts, weder Vernunft noch Kultur und Zivilisation vermögen die Anarchie der Gefühle zu zähmen. Aus diesem Postulat könnte für den Roman die Gefahr des Pathetischen oder Sentimentalen hervorgehen. Frühere Romane Margriet de Moors waren davor nicht immer gefeit. In "Mélodie d´amour" schlägt sie einen Ton zwischen milder Altersweisheit und nüchtern forschender Abgeklärtheit an, und dieser Ton ist bestens geeignet für eine Philosophie der Liebe, die ihrem Paradox gerecht wird: Je näher sie der Wahrheit, dem seelischen Ausnahmezustand kommt, desto weiter entfernt sie sich vom lebbaren Alltag.
    In diesem Paradox liegt etwas Unentrinnbares und eben dafür ist das Rondo des Romans die plausibelste Form. "Mélodie d´amour" von Margriet de Moor ist ein Alterswerk der meisterlichen Art.
    Margriet de Moor: "Mélodie d´amour"
    Aus dem Niederländischen von Helga von Beuningen, Hanser Verlag, 377 Seiten. 21,90 Euro