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Bürgerfest gegen Pegida
Dresden setzt Zeichen der Toleranz

In Dresden ist einen Tag nach einer weiteren Pegida-Kundgebung mit einem Konzert für Weltoffenheit und Toleranz demonstriert worden. In anderen Städten versammelten die Islamkritiker hunderte Sympathisanten - aber die Gegner blieben in der Überzahl.

    Der deutsche Musiker Herbert Grönemeyer steht am 26.01.2015 auf dem Neumarkt in Dresden (Sachsen) während eines Soundchecks auf der Bühne.
    Der Sänger Herbert Grönemeyer rief bei einem Bürgerfest in Dresden zu Toleranz auf. (dpa / picture-alliance / Sebastian Kahnert)
    Unter dem Motto "Offen und bunt" haben Menschen in Dresden mit einem Konzert vor der Frauenkirche für Weltoffenheit demonstriert und ein Zeichen gegen die islamkritischen Aufmärsche in ihrer Stadt gesetzt. Nach Angaben der Polizei kamen 22.000 Menschen. Darunter waren auch Pegida-Anhänger.
    Sänger Herbert Grönemeyer, der zu den Künstlern gehörte, zeigte Verständnis für Politikverdrossenheit. Er warnte zugleich aber davor, den Islam zum Feindbild zu erklären. "Das geht gar nicht. Das ist auch völlig undemokratisch", sagte der 58-Jährige.
    In anderen Städten sahen sich am Montag Pegida-Anhänger mit größeren Gegenkundgebungen konfrontiert. In Frankfurt am Main verhinderten etwa 3.000 Demonstranten einen Pegida-Schweigemarsch mit rund 70 Teilnehmern. In Berlin, Hannover und Braunschweig verhinderte die Polizei ein Aufeinandertreffen der Lager. Auch hier waren die Pegida-Gegner deutlich in der Überzahl. In Bremen versammelten sich 7.000 Menschen, um Zeichen für eine bunte und tolerante Stadt zu setzen, in Karlsruhe demonstrierten rund 1.000 Menschen für Weltoffenheit und Toleranz.
    Gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus
    Auch das Dresdner Bürgerfest richtete sich gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. "Alle, die sich diesem Motto anschließen können, sind willkommen", erklärte eine Sprecherin der Veranstalter. Gerhard Ehninger vom Verein "Dresden - Place to be", der das Konzert organisiert hatte, sagte: "Wir wollen zeigen, dass Dresden weltoffen, tolerant und bunt ist, und haben uns bemüht, dass es warm wird, vor allem ums Herz." Insgesamt waren rund 250 Musiker und Künstler aus dem gesamten Bundesgebiet beteiligt. Die Organisatoren zeigten sich überwältigt von deren Engagement. Viele Stars hätten in kürzester Zeit zugesagt. Um eine klare Position für Toleranz und Mitmenschlichkeit beziehen zu können, seien Termine abgesagt und umgebucht worden, hieß es. Zwischen den Auftritten der Künstler wurden Videobotschaften von Dresdnern eingespielt, aber auch von eingeschüchterten Flüchtlingen.
    Es ist voll auf dem Neumarkt ... Ticker: http://t.co/6FkZ2kecil #Dresdenfueralle Foto: dpa pic.twitter.com/bajBuDctfW— sz-online.de (@szonline) January 26, 2015
    Die Pegida-Organisatoren hatten ihre Anhänger ebenfalls ermuntert, zu dem Konzert zu gehen. "Diese Chance sollte man sich nicht entgehen lassen", hieß es in einer Mitteilung vom Montag. Ihre üblicherweise montags stattfindende Demonstration hatte die Bewegung wegen des Konzerts einen Tag vorverlegt.
    Die Frage nach dem Umgang mit Pegida sorgt indes für offene Auseinandersetzungen in den Parteien. In der SPD brach nach dem Besuch von Parteichef Sigmar Gabriel bei einer Diskussionsrunde mit Pegida-Anhängern eine Kontroverse darüber aus, ob ein Dialog mit dem Bündnis nötig ist - oder unangebracht. Bei der Linken zeigte sich ein klarer Dissens zwischen Partei- und Fraktionsspitze. Auch aus der Union kamen unterschiedliche Signale.
    Der sächsische Innenminister Ulbig (CDU) hatte sich am Montag mit Pegida-Organisatoren in Dresden zum Gespräch getroffen. Danach sagte er, Ziel sei es, die Bürgerschaft wieder aufeinander zu zu bewegen. Die Linke und die Grünen kritisierten die Gespräche mit Pegida. Bisher war die Linie der sächsischen Regierung, nur mit Pegida-Teilnehmern zu sprechen und nicht mit den Organisatoren.
    Seit Oktober wöchentliche Demonstrationen
    Das Pegida-Bündnis organisiert seit Mitte Oktober wöchentlich Demonstrationen in Dresden. Am Sonntagabend hatte das Bündnis dort erstmals seit der jüngsten Terrordrohung gegen die Bewegung und dem Rückzug von Pegida-Frontmann Lutz Bachmann wieder demonstriert. Es kamen gut 17.000 Menschen. Damit ging die Teilnehmerzahl zum ersten Mal zurück.
    (tzi/vic)