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Buhlen um Billigairlines und Businessflieger

Altenburg in Ostthüringen - für den kleinen Flughafen ist die Konkurrenz im 50 km entfernten Leipzig zu stark. Dort starten jetzt die Billigflieger. Stattdessen entsteht in Altenburg der größte Solarpark des Landkreises. Damit soll der Erhalt des Flugplatzes zumindest in Teilen ermöglicht werden.

Von Blanka Weber | 05.04.2012
    "Wir haben mit Altenburg eine hervorragende Lage in Mitteldeutschland, daran glaube ich nach wie vor. Wir liegen im Süden von Leipzig. Im Norden einer sehr starken Automobilregion Chemnitz-Zwickau, und wenn man sieht, was da investiert wird, da sind wir schon richtig unterwegs."

    Jürgen Grahmann ist Geschäftsführer der Flugplatz Altenburg-Nobitz GmbH. Wenn er an einem strahlenden Frühlingstag über das Gelände streift, so stehen, wenn überhaupt, einzelne kleine Geschäftsflieger am Rande der Landebahn. Business statt Billigflieger:

    "Wir machen unser Business und sind der Flughafen in Thüringen mit den meisten Geschäftsreisenden. Der große Automobilkonzern im Süden von uns ist ein Partner, alle anderen Großkonzerne, die es im Umkreis von 50 km bis Jena gibt, werden durch uns angeflogen. Dann steht eine Maschine hier oben, es wird acht Stunden getagt, dann fliegen die Vorstände zurück in den Westen. Die meisten Flieger kommen aus Baden-Württemberg, Bayern oder England."

    Bis zu 80 Prozent waren die Flieger ausgelastet, die Richtung Girona oder Edinburgh abhoben, ein Flug nach London war für knapp 70 Euro zu haben. 250.000 Euro zahlt das Land jährlich für die Flugsicherung in Altenburg. Doch Geld für eine neue Fluglinie gibt es vorerst nicht. Thüringens Landesregierung wehrt sich dagegen, erneut sogenannte Marketingzuwendungen für Airlines aufzubringen. Die hatten Anbieter wie Ryan-air damals zwar in die Provinz gelockt, halten konnte man die Fluglinie aber nicht: Subventionen weg = Flieger weg.

    Ein fatales Signal, auch für die Außenwirkung von Altenburg, meint Christine Büring, zuständig für den Tourismus in Stadt und Landkreis:

    "Wenn wir Randlage Thüringens sind, sind wir ein Problem, wenn wir Speerspitze Thüringens in die Metropolregion Sachsens zwischen Leipzig, Zwickau, Chemnitz sind, mit vielen hunderttausend Menschen und einer sehr aktiven Wirtschaftsentwicklung, würden wir anders betrachtet werden müssen."

    Und zwar von der Politik. Das Einzugsgebiet sei doppelt so groß wie das des Erfurter Flughafens, der bislang großzügig gefördert wurde und nun selbst um jede neue Flugverbindung ringen muss. In Altenburg stehen die großen Räder dagegen still.

    23 Millionen Euro Fördergelder seien bislang für den kleinen Airport geflossen, sagt Jürgen Grahmann von der Flugplatz GmbH und blickt auf das Gelände vor den Rollbahnen. Dort entsteht derzeit der größte Solarpark des Landkreises. Auf 16 Hektar investiert ein Pfälzer Unternehmen. Die letzten Pappeln sind vor Kurzem gefällt worden.

    "Dann könnten wir wirklich einen beträchtlichen Teil der Zuschüsse selbst erwirtschaften, das ist das Ziel - und wir haben 20 Jahre lang einen Vertrag mit einem soliden Partner abgeschlossen."

    Ein Lichtblick also für ein defizitäres Unternehmen. Auch Touristiker wie Christine Büring, sehen ein brach liegendes Potenzial für Altenburg und denken nicht in Landesgrenzen, sondern als Teil "Mitteldeutschlands":

    "Und dass es natürlich auch für die Universitäten, die Sprachschulen, für jede Art von Konferenzen auch interessanter ist, wenn ich einen Flugplatz mit einer Billig-Airline habe."

    Billigairlines und Business-Flieger; in Altenburg hätte man gerne beides, zumindest aber mehr Fluggäste – egal, aus welchen Maschinen sie steigen.


    Flughäfen - Wirtschaftsfaktor mit Schönheitsfehlern: Sechsteilige Serie über die Airportlandschaft in Deutschland