Extremismus
Bundesinnenministerium verbietet "Muslim Interaktiv" - Razzien gegen weitere Vereinigungen des "modernen Tiktok-Islamismus"

Das Bundesinnenministerium hat den Verein "Muslim Interaktiv" verboten. Dieser richte sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung und gegen den Gedanken der Völkerverständigung, hieß es zur Begründung.

    "Muslim Interaktiv" steht auf einer Fahne. Im Hintergrund sind Bäume, deren Blätter herbstlich gelb-braun sind.
    Islamisten-Vereinigung "Muslim Interaktiv" wird verboten. (Annette Riedl/dpa)
    "Muslim Interaktiv" lehne das Demokratie- und Rechtsstaatsprinzip ab und weise damit eine verfassungsfeindliche Grundhaltung auf. Das Vermögen der Vereinigung werde beschlagnahmt. Seit heute früh finden den Angaben zufolge aufgrund gerichtlicher Anordnungen auch Durchsuchungen in mehreren Objekten in Hamburg statt.

    Ermittlungen auch gegen "Generation Islam" und "Realität Islam"

    Zugleich gebe es im Rahmen von Ermittlungen gegen die Vereine "Generation Islam" und "Realität Islam" Razzien in den Bundesländern Berlin und Hessen. Diese Organisationen seien dringend verdächtig, die gleichen Verbotsgründe zu verwirklichen wie "Muslim Interaktiv" oder dessen Teilorganisationen, hieß es. Man wolle daher Erkenntnisse über "sämtliche inhaltlichen, organisatorischen, personellen und finanziellen Aspekte dieser Vereinigungen" erlangen.
    Die Gruppierungen gelten nicht als Terrororganisationen wie der IS oder al-Kaida. Sie werden nicht dem Dschihadismus zugeordnet. Sie sind seit Langem vor allem im Internet aktiv. Dort geben sie sich vielfach als gewöhnliche, gläubige Muslime aus, um Bürger zu erreichen und auf ihre Seite zu ziehen. Sie vertreten jedoch fundamentalistische und salafistische Glaubensinhalte. Mitglieder der Gruppierungen warnen Muslime immer wieder vor einer angeblich staatlich forcierten Anpassung. Dabei instrumentalisieren sie Sorgen vor Islamfeindlichkeit in der Gesellschaft. Das verfängt vor allem bei jungen Menschen.

    Insbesondere "Muslim Interaktiv" gilt mit "an der Popkultur orientierter Aufmachung" als attraktiv für Jugendliche

    In der Vergangenheit war aus ihren Kreisen heraus auch für Demonstrationen mobilisiert worden, die unter anderem eine islamistische Politik in Deutschland einforderten. Das Bundesamt für Verfassungsschutz sieht bei allen drei Vereinigungen, eine ideologische Nähe zur Gruppierung "Hizb ut-Tahrir", für die in Deutschland bereits seit 2003 ein Betätigungsverbot gilt.
    Insbesondere "Muslim Interaktiv" sei "mit ihrer an der Popkultur orientierten Aufmachung und ihrem professionellen Auftritt in den sozialen Medien vor allem für Jugendliche attraktiv", heißt es im Verfassungsschutzbericht 2024.

    Grote (SPD): Schlag gegen "modernen Tiktok-Islamismus"

    Innenminister Dobrindt erklärte, wer auf unseren Straßen aggressiv das Kalifat fordere, in unerträglicher Weise gegen den Staat Israel und Juden hetze und die Rechte von Frauen und Minderheiten verachte, dem begegne man mit aller rechtsstaatlichen Härte. Man lasse nicht zu, dass Organisationen mit ihrem Hass "unsere freie Gesellschaft zersetzen, unsere Demokratie verachten und unser Land von innen heraus angreifen."
    Hamburgs Innensenator Grote sprach von einem Schlag gegen den - Zitat - "modernen Tiktok-Islamismus". Experten und Politiker verschiedener Parteien hatten schon in der vorangegangenen Legislaturperiode immer wieder auf ein Verbot der Vereine gedrängt.
    Ausführlichere Informationen zu Muslim Interaktiv hat die Deutschlandfunk-Sendung "Hintergrund".
    Diese Nachricht wurde am 05.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.