Gazastreifen
Israel: Erstmals wieder Hilfslieferungen aus der Luft abgeworfen

Über dem Gazastreifen sind nach übereinstimmenden Meldungen erstmals wieder Hilfslieferungen aus der Luft abgeworfen worden. Das israelische Militär kündigte an, es werde zudem humanitäre Korridore einrichten, um eine sichere Durchfahrt von Konvois der Vereinten Nationen mit Lebensmitteln und Medikamenten zu garantieren.

    Rafah: Das Bild zeigt Palästinenser nach der Entgegennahme von humanitärer Hilfe aus einer Hilfsgüterverteilungsstelle der von den USA unterstützten Gaza Humanitarian Foundation (GHF) in Rafah im südlichen Gazastreifen.
    Kritik am geplanten Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft kommt vom UNRWA. (Rizek Abdeljawad / XinHua / dpa / Rizek Abdeljawad)
    Als erstes seien sieben Paletten mit Mehl, Zucker und Konserven abgeworfen worden, die von internationalen Organisationen bereitgestellt worden waren, hieß es weiter. Die Vereinigten Arabischen Emirate bereiten nach eigenen Angaben ebenfalls Hilfsflüge vor. Die britische Regierung hatte zuvor mitgeteilt, sie wolle in Zusammenarbeit mit Jordanien Hilfsgüter über dem Gazastreifen abwerfen lassen. Laut Premierminister Starmer werde es sich in erster Linie um Milchpulver und Lebensmittel handeln, aber auch um medizinische Hilfsgüter und Benzin. Außerdem sollen Kinder, die medizinische Hilfe benötigen, aus dem Gazastreifen ausgeflogen werden.
    Das UNO-Palästinenserhilfswerk UNRWA hat die geplante Versorgung der Menschen im Gazastreifen aus der Luft als nicht ausreichend bezeichnet. Nur mit Abwürfen könne die wachsende Hungersnot nicht beendet werden, hieß es.
    Bundeskanzler Merz, Frankreichs Präsident Macron und der britische Premierminister Starmer tauschten sich zuvor erneut über die Lage in dem Paläsinensergebiet aus. Merz erklärte nach einem gemeinsamen Telefonat, man werde in den kommenden Tagen die nächsten Schritte koordinieren. Es gebe eine große Übereinstimmung über den Kurs in der Nahost-Politik, betonte Merz.

    "Humanitäre Katastrophe muss jetzt enden"

    Gestern hatten Deutschland, Frankreich und Großbritannien die israelische Regierung in einer gemeinsamen Erklärung dazu aufgerufen, alle Beschränkungen für Hilfslieferungen in den Gazastreifen aufzuheben. Die humanitäre Katastrophe müsse jetzt enden.
    Israel hat seit Wochen Hilfslieferungen in größerem Umfang für den Gazastreifen blockiert, unter anderem mit der Begründung, diese würden von der militant-islamistischen Hamas instrumentalisiert. Laut Welternährungsprogramm ist die gesamte Bevölkerung Gazas - und damit etwa zwei Millionen Menschen - von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen.
    In der gemeinsamen Erklärung Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens wird zudem zu einem sofortigen Waffenstillstand in dem Palästinensergebiet und zur bedingungslosen Freilassung aller Geiseln aufgerufen.

    Gespräche über Waffenstillstand abgebrochen

    Zuvor hatten die USA und Israel ihre Delegationen aus den indirekten Gesprächen mit der Hamas in Doha über einen Waffenstillstand abgezogen. Der israelische Ministerpräsident Netanjahu sagte, man erwäge nun andere Optionen, um die Geiseln nach Hause zu bringen und die Herrschaft der Hamas zu beenden. US-Präsident Trump erklärte, die Hamas wolle keine Einigung. Die Hamas wies die Darstellung zurück und erklärte, die Unterhändler hätten Fortschritte gemacht. Der nun offenbar gescheiterte Vorschlag sah eine 60-tägige Feuerpause vor. Während dieser Zeit hätten zusätzliche Hilfsgüter in den Gazastreifen gelangen und ein Teil der verbliebenen 50 Geiseln im Austausch gegen palästinensische Gefangene freikommen sollen.

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    Diese Nachricht wurde am 26.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.